Buch der Woche

Das versteht nur ein Dämon

Studierte Creative Writing an der University of East Anglia: Stephen Buoro, geboren 1993.
Studierte Creative Writing an der University of East Anglia: Stephen Buoro, geboren 1993.Foto: Andrew Kahumbu 
  • Drucken

Schrecken und Verliebtheit in Nigeria: Stephen Buoro hat mit „Andy Africa“ eine Coming-of-Age-Geschichte und ein schonungsloses Porträt seines Heimatlandes geschrieben.

Ach, die Sehnsucht. In dem Fall nach einer Blondine. Unser Held möchte einmal eine Art Marilyn Monroe heiraten, „die nicht weiß, wie es ist, wenn dir ständig ­Moskitos ins Ohr summen, dir das Blut raussaugen und rote Schwellungen auf der Haut hinterlassen. Eine Lady Diana, die noch nie um Mitternacht vor Hunger aufgewacht ist. Eine Taylor Swift, die noch nie einen Stromausfall erlebt hat.“ Andrew Aziza ist 14 Jahre alt, geht noch zur Schule, ist ein mehr oder weniger braver Sohn und sucht, da sich in seinem Dorf keine Taylor Swift zum Heiraten findet, abends auf Pornhub nach blonden Schamhaaren.

Nigeria und seine Schrecken. Eine Mutter und ihre Moral. Ein 14-Jähriger und seine Begierden. Damit ist das Spannungsfeld dieses Romans von Stephen Buoro umrissen, der als Stipendiat der Booker Prize Foundation nach Großbritannien kam und dort sein Debüt schrieb: „Andy Africa“ heißt es – der Spitzname des Ich-Erzählers. Eine Lehrerin hat ihm den verpasst, und das kam so: Sie hielt einen ihrer Vorträge, in denen sie Quantenmechanik mit Animismus mischt, Black Lives Matters für thermodynamisch erklärt, und mit denen sie versucht, ihren Schülern Stolz zu vermitteln. Stolz auf ihr Land, Stolz auf die eigene Hautfarbe. Und wie sie so spricht, dass die Zukunft der Zivilisation in Afrika liege, und dass es ihrer aller Pflicht sei, darauf hinzuarbeiten, hat Andrew eine Frage, und er stellt sie auch: Afrika habe sie „als Kontinent und Konstrukt“ im Stich gelassen, sagt er. „Warum sollen wir dann an es glauben?“

Zwölf Hiebe mit der Reitpeitsche

Dafür kassiert er zwölf Reitpeitschenhiebe und einen Namen, den er nicht mag und den er in der Folge nicht loswird. Wie Nigeria. Wie sein Erbe. Wie seine schwarze Haut.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.