Mobilität

Könnten fliegende Taxis der Umwelt mehr schaden als nutzen?

Ein unbemanntes vollelektrisches Flugtaxi (Volocopter) fliegt über Stuttgart.
Ein unbemanntes vollelektrisches Flugtaxi (Volocopter) fliegt über Stuttgart. Imago / Arnulf Hettrich Via www.imago-images.de
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Würden Sie in einer autonom gesteuerten Drohne über die Hausdächer fliegen, um schnell an Ihr Ziel zu gelangen? Ob die Zukunft des Verkehrs solchen sogenannten Lufttaxis gehören kann, wird derzeit am Austrian Institute of Technology (AIT) erkundet.

Von der UNO-City in fünf Minuten zum Flughafen Schwechat? Selbst mit dem schnellsten Taxi sind diese 20 Kilometer kaum unter einer Viertelstunde zu schaffen. Trotzdem könnte ein ähnliches Service für besonders Eilige bald Wirklichkeit werden: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Austrian Institute of Technology (AIT) wollen in zwei von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützten Projekten herausfinden, ob sich autonom fliegende Drohnen in Städten wie Wien oder Graz für den Personentransport eignen – als Alternative zum Taxi. Sprich: durch die Luft statt mitten im stockenden Berufsverkehr, vorerst aber vielleicht nur auf bestimmten Strecken.

Testflüge mit der VR-Brille

Dahinter steckt nicht nur die Hoffnung auf Zeitersparnis: Möglicherweise wirken sich die sogenannten Flug- oder Lufttaxis auch positiv auf die Schadstoffemissionen und damit auf das Klima aus. Erste Prototypen, die es bereits gibt, sind nämlich mit Elektromotoren ausgerüstet. Das Fluggefühl in einer solchen Drohne macht Andreas Sackl vom Center for Technology Experience am AIT für Freiwillige erlebbar. Dabei bleiben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf sicherem Boden, bekommen aber mithilfe einer Virtual-Reality-(VR)-Brille einen Eindruck davon, wie es ist, als Passagier in einem solchen Fluggerät zunächst senkrecht abzuheben und anschließend an das zuvor einprogrammierte Ziel zu fliegen.

„Es geht darum, Vertrauen und Akzeptanz dieses neuen Verkehrsmittels zu ermitteln, indem man zum Beispiel unterschiedliche Wetterbedingungen simuliert oder evaluiert, ob der Fluggast Kontakt zu einer Überwachungszentrale auf dem Boden haben muss, um sich sicher zu fühlen.“ Aus anderen Studien weiß man, dass derzeit etwa ein Drittel der Befragten sich auf keinen Fall einer Drohne anvertrauen würde. Etwa 20 Prozent wären bereit, ein solches Angebot tatsächlich zu nutzen.

Nichts für die breite Masse

„Zum Massentransport eignen sich Flugtaxis nicht“, schränkt Johannes Müller vom Center for Energy des AIT ein. „Das liegt vor allem an der begrenzten Kapazität von vier oder acht Passagieren bei den aktuellen Prototypen.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sich das neue Angebot auf die Nutzung etablierter Verkehrsmittel, auf den sogenannten Modal Split, auswirken würde. Inwieweit der Umstieg auf Flugtaxis gefördert werden sollte, hängt damit zusammen, ob sie sich tatsächlich positiv auf die Umwelt auswirken könnten. Die Experten des AIT geben sich da vorsichtig.

„Ob elektrisch betriebene Fluggeräte einen geringen ökologischen Fußabdruck haben, hängt auch vom Strommix ab“, sagt Müller. „Was außerdem zu bedenken ist: Es muss zusätzliche Infrastruktur geschaffen werden, in erster Linie sind das Start- und Landesplätze, also Hubs. Wahrscheinlich wird es aber nicht weniger Straßen geben. Die Zugänglichkeit von Orten wird auch weiterhin vor allem durch Straßen sichergestellt sein.“ Müller sieht Vorteile, aber auch Risiken: „Flugtaxis eignen sich nicht nur, um schnell aus der Stadt hinauszukommen oder in die Stadt zu gelangen, sondern auch zum Erreichen von Zielen in unwegsamem Gelände, etwa im Gebirge. Das könnte dazu führen, dass bislang unberührte Gebiete erschlossen werden, in denen man sich aus Umweltschutzgründen eigentlich kein von Passagierdrohnen angesteuertes Luxusressort wünscht.“ Und: „Nicht zu vernachlässigen sind Lärmemissionen, vor allem in der Umgebung der Hubs, selbst wenn Lufttaxis leiser sind als beispielsweise Hubschrauber.“ Aus Benutzersicht hat ein Drohnentaxi auf jeden Fall Vorteile: Bequem, ohne Stau und Verkehrsstress und noch dazu viel schneller gelangt man an das gewünschte Ziel.

Ob Flugtaxis tatsächlich schon bald das Angebot an Verkehrsmitteln erweitern, wird sich weisen. Die Akzeptanz und die möglichen Auswirkungen auf Verkehr und Umwelt, die die Forschungsteams am AIT derzeit überprüfen, fließen in die Machbarkeitsüberlegungen ein. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) bastelt derzeit jedenfalls bereits an Regulierungsmaßnahmen, die die rechtliche Basis für einen Roll-out in der EU bilden sollen.

Lexikon

Flug- oder Lufttaxis könnten in Zukunft das Angebot an Verkehrsmitteln erweitern. Es handelt sich um autonom fliegende Drohnen, in denen meist vier bis acht Personen Platz finden.

Prototypen sind mit Elektromotor ausgerüstet und verfügen über mehrere Rotoren, die ein senkrechtes Starten und Landen, ähnlich wie bei einem Hubschrauber, ermöglichen. Geprüft werden derzeit Einsätze auf bestimmten Routen.

Szenarien, bei denen es in Städten mehrere Hubs gibt, zwischen denen solche Passagierdrohnen verkehren, werden ebenfalls erwogen.

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