Überlebensmodus

Trauma-Experte über freigelassene Geiseln: „Der Zusammenbruch kommt später“

Eine Frau schaut auf Bilder der von der Hamas verschleppten Geiseln. Wie gehen Angehörige mit dieser Extremsituation um - und wie überstehen Opfer sie?
Eine Frau schaut auf Bilder der von der Hamas verschleppten Geiseln. Wie gehen Angehörige mit dieser Extremsituation um - und wie überstehen Opfer sie? APA / AFP / Ahmad Gharabli
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Dutzende Menschen kommen nach rund 50 Tagen in den Fängen der Hamas frei. Sind das gebrochene Menschen? Warum sagen manche von ihnen: „Die waren eh nett?“ Traumatherapeut Georg Pieper spricht von einer „Art von Bindung, Verbrüderung“, die Opfer zu ihren Entführern in derartigen Situationen aufbauen könnten.

Tränen laufen ihr über die Wangen. Sie schließt die Augen, presst ihre Tochter fest an sich, nach 50 Tagen, in denen sie um sie gebangt hat. Sie will sie nie wieder loslassen. Aber später wird sie ihr sagen müssen, dass ihr Vater nicht mehr lebt, bald wird sie auch feststellen, dass das neunjährige Mädchen nur mehr flüstert. Während der Gefangenschaft musste es leise sein, um den Aufenthaltsort nicht preiszugeben. Es war dunkel. Das Mädchen wird sich noch eine ganze Weile nachts in den Schlaf weinen, bis es wieder von den grausamen Bildern heimgesucht und aus dem Schlaf gerissen wird.

Viel ist noch nicht darüber bekannt, was die von der Hamas Verschleppten erlebt haben, die Angaben sind bruchstückhaft, zum Teil widersprüchlich. Aber zweifelsohne wird es dauern, die Erfahrung zu verarbeiten. Eine Entführung und Geiselhaft kann traumatisch sein und tiefe Spuren bei den Opfern hinterlassen. Wie überstehen Menschen derartige Erfahrungen? Welche Schutzmechanismen fahren hoch, ist es ein „Standy-by-Modus“, in dem man das Ganze über sich ergehen lässt?

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