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„Maestro“: Selbst die Klotür lässt Leonard Bernstein hier offen

Ein Energiebündel, das vor Emotionen sprüht – nicht nur am Dirigentenpult: Bradley Cooper als Leonard Bernstein in „Maestro“.
Ein Energiebündel, das vor Emotionen sprüht – nicht nur am Dirigentenpult: Bradley Cooper als Leonard Bernstein in „Maestro“. Netflix
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Ein großer Dirigent, ein genialer Komponist? Klar. Aber „Maestro“ zeigt Leonard Bernstein vor allem als Mann großer Gefühle, der nie allein sein konnte. Der Film von und mit Bradley Cooper läuft jetzt im Kino, bevor er Ende Dezember auf Netflix erscheint.

Leonard Bernstein reißt den Vorhang auf. Er springt aufs Bett, trommelt auf den Hintern seines Liebhabers, zischt durch die Tür. Gerade hat er den Anruf bekommen, der seiner Karriere Antrieb geben würde: Bruno Walter ist krank, Bernstein soll einspringen und das New York Philharmonic dirigieren. Ohne Probe. Das Debüt des 25-Jährigen wird frenetisch bejubelt, Bernstein über Nacht zum gefeierten Musikstar werden. Doch das weiß der gerade aufgestandene Bernstein an diesem Novembermorgen im Jahr 1943 noch nicht. Oder doch? Im Morgenmantel rennt er durch den Flur, durch ein paar Türen – direkt ans Pult der Carnegie Hall. Leonard Bernstein ist angekommen, wo er hingehört.

Rasant, fantasievoll, überschwänglich: Die Inszenierung fungiert hier zugleich als Charakterisierung dieses großen amerikanischen Dirigenten und Komponisten, dem Bradley Cooper mit „Maestro“ ein Denkmal setzt. Wer sich nun eine filmische Aufrollung der Karriere und Lebensstationen Bernsteins erwartet, hat sich getäuscht. „Maestro“ ist kein typisches Biopic. Zum einen, weil der Film sich nicht allein um Bernstein dreht, sondern vor allem von der komplexen Beziehung zwischen ihm (gespielt von Cooper selbst) und seiner Frau, Felicia Montealegre (Carey Mulligan), erzählt. Und zum anderen, weil er gar nicht erst versucht, eine Musiklegende zu entmystifizieren und Bernsteins Seelenleben nach außen zu kehren. Denn das, zeigt der Film, sei gar nicht nötig.

„Maestro“ schleicht sich nicht in Bernsteins geheime Gedanken, zeigt ihn nicht in seinen privatesten Momenten, folgt ihm nicht hinter verschlossene Türen. Denn, so lernt man hier: Bernstein hatte keine privaten Momente und keine Geheimnisse, die er nicht fröhlich teilen würde. Die Kamera zeigt ihn so gut wie nie allein – weil er das hier nie ist: „Ich liebe die Menschen so sehr, dass es hart für mich ist, allein zu sein“, sagt er an einer Stelle. Immerzu ist er umgeben von Familie, Freunden, Reportern, Musikern. Selbst die Klotür lässt er offen.

Seine Liebe zeigt er offen – und sie gilt vielen Menschen

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