Leadership

Fördern und fordern: Von Gen Z bis Boomer

Das Interesse an Leadership-Ausbildungen ist groß. Viele sehen die Dringlichkeit, eine andere Führungskultur zu etablieren.
Das Interesse an Leadership-Ausbildungen ist groß. Viele sehen die Dringlichkeit, eine andere Führungskultur zu etablieren.Sebastian Freiler
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Neue Generationen bringen altes Management ins Wanken. Welches Handwerk brauchen Führungskräfte jetzt?

Eine neue Generation strömt auf den Arbeitsmarkt und scheint diesen gehörig auf den Kopf zu stellen. Homeoffice, Viertagewoche, Sabbatical lauten selbstbewusst die Forderungen, was bei Führungskräften und bei Kollegen älterer Semester oftmals zu Unverständnis führt und der Gen Z schnell den Ruf „anspruchsvoll und wenig loyal“ eingebracht hat.

Nina Haas von OSB Consulting warnt allerdings davor, diese und andere Generationen zu stigmatisieren. Denn die diversen Ansprüche der Generationen seien vor allem auf unterschiedliche Sozialisierungen und Zeitqualitäten, etwa einschneidende Erlebnisse wie Corona oder 9/11, zurückzuführen: „Die Babyboomer sind mit der Annahme in die Arbeitswelt eingestiegen, dass man mit Fleiß und Leistung den Aufstieg schafft und es sich lohnt, für späteren Erfolg zu investieren“, so die Expertin. Die Jüngeren hingegen erleben ihre Umwelt durch Klimawandel und Kriege als eine unsichere, die Bereitschaft sinkt, sich auf langfristige Verpflichtungen einzulassen. Sie erwarten sich einen schnelleren Benefit. 

Dies führe in der Zusammenarbeit oft zu Missverständnissen, weiß Haas aus Erfahrung. Trotzdem bleibe es die wichtigste Aufgabe des Managements, ein Umfeld zu schaffen, das die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fördert, fordert und unterstützt. Eine Führungsqualität, die im Übrigen auch von früheren Generationen geschätzt wird, die Gen Z spreche es nur selbstbewusster aus.

Die Prägungen kennen

In den Leadership-Trainings zum Generationenmanagement, die Haas mit Unternehmen durchführt, liege der Fokus vor allem darauf, sich mit diesen „neuen“ Ansprüchen zu befassen. „Führungskräfte müssen die Wünsche nach Flexibilität und Co. nicht uneingeschränkt gut finden“, meint sie, sollten aber die Prägungen kennen und verstehen, woher diese stammen. Zudem lernen die Teilnehmenden, wie eine generationenübergreifende Zusammenarbeit funktionieren kann, wie sie passende Leistungsanreize schaffen und mit den jeweiligen Generationen treffsicher kommunizieren. Besonders bewährt haben sich dabei Erfahrungstandems oder Reverse-Mentoring, bei dem Ältere und Jüngere zusammenarbeiten und die Stärken der jeweils anderen Generation bewusst in den Vordergrund gerückt werden. 

»Die Babyboomer sind mit der Annahme in die Arbeitswelt eingestiegen, dass man mit Fleiß und Leistung den Aufstieg schafft und es sich lohnt, für späteren Erfolg zu investieren.«

Nina Haas

OSB Consulting

Auch im Management-Lehrgang an der Executive Academy der WU Wien bekommen Teilnehmende ein Bewusstsein für die Generationen vermittelt. Der Leiter der Executive Education, Konrad Holleis: „Es gibt bei den Jüngeren tendenziell ein größeres Verlangen, sich weiterzuentwickeln und mit ihrer Arbeit Positives zu bewirken. Das motiviert sie und muss in einem modernen Leadership-Verständnis berücksichtigt werden.“ Umso wichtiger, einen menschenzentrierten Führungsstil zu entwickeln und den Fokus auf das Individuum zu legen – ein Schwerpunkt im Lehrgang. „Selbstreflexion ist dafür wichtig: Wenn ich selbst Schwächen eingestehen kann, motiviere ich andere dazu, dasselbe zu tun, und tue mir leichter, die Stärken meiner Mitarbeiter zu fördern.“ Prinzipiell kein neuer Ansatz im Management, der Bedarf, diesen anzuwenden, ist jedoch durch Fachkräftemangel und Pensionierungen enorm gestiegen.

»Es gibt bei den Jüngeren tendenziell ein größeres Verlangen, mit ihrer Arbeit Positives zu bewirken. Das muss in einem modernen Leadership-Verständnis berücksichtigt werden.«

Konrad Holleis

Executive Academy WU Wien

Kein „One-size-fits-all-Ansatz“

Egal welche Generation, im Organisationsalltag treten alle als Individuen auf, betont auch Helena Sieberth von der Donau-Universität Krems. Einen „One-size-fits-all-Ansatz“ gebe es also nicht, das Führen diverser Teams werde aber von ihren aus der Praxis kommenden Studierenden als eine der wesentlichsten Herausforderungen genannt. Im Leadership-Lehrgang fokussiere man deshalb stark auf das Erfahrungslernen, so die Studienleiterin: „Unsere Studierenden bringen als Führungskräfte bereits Erfahrung mit. Sie können anhand von Fallbeispielen ihr Wissen austauschen und so voneinander lernen.“

Information

WU Executive Academy: Lehrgang „Leadership & Management“, 6 Monate, Start: April 2024; www.executiveacademy.at
OSB Consulting: In-House-Trainings für Unternehmen auf Anfrage;
www.osb-i.com
Donau-Universität Krems: Certificate Program „Leadership“, 2 Semester; www.donau-uni.ac.at/leadership

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