Nahost

Umfrage: Unterstützung der Palästinenser für Hamas nimmt drastisch zu

Trauer um ein verstorbenes Kind vor einem Spital in Gaza.
Trauer um ein verstorbenes Kind vor einem Spital in Gaza.APA/AFP/Mahmud Hams
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Seit dem Krieg zwischen der Hamas und Israel steigt das Ansehen der Terrororganisation – im Westjordanland mehr als im Gazastreifen. Ein Großteil erachtet den Hamas-Überfall auf Israel als richtig. Viele aber geben an, nicht zu wissen, welche Gräueltaten die Hamas verübt hat.

Das Ansehen der islamistischen Hamas ist nach deren blutigem Überfall auf Israel mit 1200 Toten und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg einer Umfrage zufolge im Westjordanland stark angestiegen. Das ging aus einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des als seriös geltenden palästinensischen Umfrageinstituts PSR hervor. Für die Umfrage seien von 22. November bis 2. Dezember 1231 Menschen interviewt worden. Darunter 750 im von Israel besetzten Westjordanland und 481 im Gazastreifen.

44 Prozent der Menschen im Westjordanland unterstützten die Hamas, während es im September nur zwölf Prozent waren. Das ist somit eine Verdreifachung zum Wert vor dem Übergriff der Terrororganisation auf Israel. Auch im Gazastreifen, wo bei der israelischen Militäroffensive zur Zerstörung der Hamas schon mehr als 18.600 Menschen starben, fast 50.600 verletzt und große Zerstörungen angerichtet wurden, stieg das Ansehen der Hamas, wenn auch weniger stark von 38 Prozent auf 42 Prozent.

Mehrheit im Westjordanland will Hamas-Kontrolle

Die Popularität des gemäßigteren Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas sank indes weiter. 88 Prozent der Befragten im Westjordanland und im Gazastreifen sprachen sich der Umfrage zufolge für seinen Rücktritt aus. Nur ein kleiner Teil der Palästinenser sieht seine Partei nach Ende des Kriegs an der Macht. Zwei Drittel glauben an eine Hamas-Regierung und ebenso viele wünschen sich, dass die Hamas später einmal regiert. Hier aber klaffen die Meinungen zwischen Bewohnern des Gazastreifens und des Westjordanlands auseinander: 75 Prozent der Menschen im besetzten Westjordanland wollen eine Hamas-Kontrolle, im bombardierten Gazastreifen sind es nur 38 Prozent.

Nur Bruchteil ist von Israels Sieg überzeugt

In der Frage, ob der Hamas-Überfall auf Israel vor mehr als zwei Monaten richtig war, gehen die Meinungen zwischen den Palästinensern im Westjordanland und dem Gazastreifen ebenfalls auseinander. Während im Westjordanland 82 Prozent den Angriff befürworteten, waren es im direkt betroffenen Küstenstreifen nur 57 Prozent. Dass Israel sein Kriegsziel der Zerstörung der Hamas erreichen könnte, glauben indes nur ein Prozent der Befragten im Westjordanland und 17 Prozent im Gazastreifen. Die Hälfte der Menschen erwartet, dass es in den kommenden Wochen eine Waffenruhe geben wird. Ein Viertel denkt, dass sich der Krieg noch Monate ziehen könnte.

90 Prozent glauben, Hamas verübte keine Gräueltaten

90 Prozent der Befragten gaben an, die Hamas habe in Israel keine Gräueltaten verübt. Eine überwältigende Mehrheit der Befragten hat angegeben, keine Videos von dem Übergriff gesehen zu haben, wie sie etwa in internationalen Medien kursierten, berichtet das Meinungsinstitut.

Zwei Drittel gegen Zweistaatenlösung

Eine große Mehrheit wirft den westlichen Unterstützern Israels, allen voran den USA, moralisches Versagen angesichts der humanitären Lage im Gazastreifen vor. Auch das Eintreten der westlichen Länder für eine Zweistaatenlösung sei nicht wirklich ernst gemeint, wie eine Mehrheit glaubt. Zwei Drittel unterstützen die Zweistaatenlösung jedoch ohnehin nicht und sind nicht von deren Machbarkeit überzeugt. Die meisten Befragten gaben an, unzufrieden mit den Positionen zum Krieg der USA, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs und der Vereinten Nationen zu sein. Selbst das Verhalten Russlands und Chinas sehen viele skeptisch. Doch auch von anderen arabischen Staaten, wie Saudiarabien, den Vereinten Arabischen Emiraten und selbst dem Nachbarland Ägypten sind die Befragten enttäuscht. Nur der Jemen und Katar schneiden in der Umfrage gut ab. (APA/red.)

>>> Zur Umfrage.

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