Die Wilden sind immer die anderen: Der Historiker Wolfgang Behringer zeigt in seiner Globalgeschichte der frühen Neuzeit auf, dass Rassismus, kultureller Zentrismus und Sklaverei keine europäischen Erfindungen sind.
Die ersten Europäer in Japan waren portugiesische Händler. Obwohl sie faszinierende Feuerwaffen mitbrachten, waren sie nicht beliebt. „Sie zeigen ihre Gefühle ohne jegliche Selbstbeherrschung“, notierte ein Chronist. „Sie können die Schriftzeichen nicht lesen“ und „ziehen ohne festen Wohnort herum“. Man munkelte gar, sie würden wie Hunde das Bein heben, wenn sie urinieren. Freilich: Japaner der frühen Neuzeit sahen alle Fremdlinge negativ, mit Ausnahme der Chinesen. Die Nachbarn dankten es ihnen nicht, für sie waren Japaner minderwertig. In Chinas Küstenstädten hielten sich die Wohlhabenden Schwarze, die man „Teufelssklaven“ nannte und mit Tieren gleichsetzte. Zur Sklaverei bestimmt waren auch behaartere Menschen – wie die blassen Europäer, für die man die Kategorie der „ascheweißen Teufel“ schuf. Chinesen verglichen sie mit den Affen, von denen sie offenbar abstammten, so wie sie ausschauten.
Es ist schon seltsam: Der deutsche Historiker Wolfgang Behringer zeigt in „Der große Aufbruch“, seiner „Globalgeschichte der frühen Neuzeit“, das historische Geschehen nicht auf Europa zentriert, sondern aus vielen Perspektiven, die sich in der beginnenden Globalisierung überschneiden. Aber gerade dadurch kommen die Europäer freundlicher weg, als es heute üblich ist. Es stellt sich heraus: Die Fixierung auf die eigene Kultur, das fatale Gefühl der Überlegenheit, der daraus resultierende Rassismus und das Massenverbrechen der Sklaverei sind keine abendländischen Erfindungen. Es gab sie überall, bei den Inkas und Azteken, oder den Indern, deren Sanskrit-Wort „barbarah“ dieselbe Bedeutung hatte wie bei den Griechen. Und als der Mongole Babur Nordindien besetzte, hielt er die Eroberten für „Menschen ohne Verstand und Urteilskraft“ …