Russland

Knapp eine Woche kein Lebenszeichen von Putin-Gegner Alexej Nawalny

Im August war Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden. Er befand sich lange in einer Strafkolonie im Gebiet Wladimir.
Im August war Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden. Er befand sich lange in einer Strafkolonie im Gebiet Wladimir.Reuters / Evgenia Novozhenina
  • Drucken

Seit 6. Dezember ist der Verbleib des gesundheitlich angeschlagenen 47-Jährigen ungewiss. Er war aus einer Strafkolonie verlegt worden. Das Präsidialamt bestreitet, über den Aufenthaltsort Bescheid zu wissen.

Der Verbleib des inhaftierten russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny ist auch vier Tage nach Bekanntwerden seiner Verlegung noch immer ungewiss. Unterstützer des 47-Jährigen teilten am Freitag mit, es sei unklar, wo er sei, nachdem die Gefängnisbehörden erklärt hatten, er sei nicht mehr in der Strafkolonie, in der er seine Strafe verbüßte. Seit 6. Dezember hätten seine Anwälte ihn nicht mehr gesehen. Am Montag hatten Unterstützer mitgeteilt, Nawalny sei nach Auskunft der Behörden verlegt worden.

Details wurden nicht genannt. Das russische Präsidialamt erklärte am Freitag erneut, es sei nichts über Nawalnys Aufenthaltsort bekannt. Sprecher Dmitri Peskow antwortete auf die Frage, ob er Informationen darüber habe, was mit Nawalny geschehen sei: „Nein. Ich wiederhole es noch einmal: Wir haben nicht die Fähigkeit, das Recht oder den Wunsch, das Schicksal der Gefangenen zu verfolgen, die auf Entscheidung eines Gerichtes hin eine Strafe verbüßen.“

Nawalny erschien nicht zu Gerichtsverhandlung

Nawalnys Team, das vom Ausland aus arbeitet, hatte in der Vorwoche erstmals Alarm geschlagen, nachdem der Oppositionelle nicht wie sonst bei Gerichtsverhandlungen per Video zugeschaltet wurde. Mitarbeiter des Strafvollzugs hatten das Scheitern einer Video-Schaltung mit fehlendem Strom erklärt, wie Nawalnys Team mitteilte. Nun sei zumindest bestätigt, dass das gelogen gewesen sei. Die Sorgen um Nawalny sind auch deshalb groß, weil er gesundheitlich angeschlagen ist und seit langem immer wieder ärztliche Hilfe fordert.

Die Strafkolonie IK-6, wo sich Alexej Nawalny zuletzt aufhielt.
Die Strafkolonie IK-6, wo sich Alexej Nawalny zuletzt aufhielt.APA / AFP / Andrey Borodulin

Im August war Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden, zusätzlich zu den elfeinhalb Jahren, die er gerade absitzt. Nawalny wurde unter anderem wegen Extremismus verurteilt. Seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Nawalny weist alle Vorwürfe als politisch motiviert zurück: Sie zielten darauf ab, seine Kritik an Präsident Wladimir Putin zum Schweigen zu unterbinden.

Unklar, ob sich Nawalny auf Weg in neues Gefängnis befindet

Es war unklar, ob sich Nawalny auf dem Weg in ein neues Gefängnis befand. Der Transport von Gefangenen mit der Bahn durch das größte Land der Welt längere Zeit dauern. Anwälte und Angehörige erhalten oft bis zur Ankunft keine Informationen über den Aufenthaltsort und das Wohlergehen der Häftlinge. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch erklärte, den Anwälten sei mitgeteilt worden, dass Nawalny am 11. Dezember die Region Wladimir verlassen habe, in der sich das Lager IK-6 befindet, in dem er zuletzt war. „Wohin er gebracht wurde, ist nicht bekannt.“

2021 war Nawalny aus Deutschland, wo er nach Angaben westlicher Labore wegen einer Vergiftung mit einem Nervengift behandelt worden war, freiwillig nach Russland zurückgekehrt. Bei seiner Ankunft wurde er sofort festgenommen. Das Präsidialamt weist den Vorwurf zurück, es habe versucht, Nawalny töten zu lassen.

Nawalny ist die bekannteste Figur in der zersplitterten Opposition Russlands. Anhänger stellen ihn als eine Persönlichkeit im Stil Nelson Mandelas dar. Dieser war wegen seines Widerstandes gegen die Apartheid in Südafrika zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er verbrachte bis 1990 fast drei Jahrzehnte im Gefängnis, bis der damalige Präsident Frederik de Klerk Mandelas Freilassung anwies. (APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.