Kirche

Zäsur für Homosexuelle und Geschiedene: Papst erlaubt Segen von Paaren

Papst Franziskus erteilt den Segen bei einer Generalaudienz.
Papst Franziskus erteilt den Segen bei einer Generalaudienz.APA/AFP/Andreas Solaro
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Papst Franziskus sorgt für die nächste Überraschung. Er vollzieht einen Kurswechsel gegenüber gleichgeschlechtlich Liebenden.

Konservative Kritiker von Papst Franziskus – und derer gibt es auch im Vatikan nicht wenige – müssen es als pure Provokation empfinden. Mit es ist ein Dokument gemeint, das wenige Tage vor Weihnachten am Montag ohne große Vorankündigung völlig überraschend veröffentlicht wurde. Und das einer Abkehr der bisherigen Linie gegenüber homosexuellen Paaren gleichkommt.

Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Dies gilt auch für Paare in „irregulären Situationen“, wie es heißt. Also für jene, die sich nach einer katholischen Eheschließung staatlich scheiden haben lassen und jetzt in einer neuen Partnerschaft oder staatlichen Ehe leben.

Kirchenpolitisch heikel

Grundsätzlich. Sagt eine Erklärung des Glaubens-Dikasteriums unter deren neuem Chef Kardinal Victor Fernandez. Der gilt als einer der engsten theologischen Vertrauten des Papstes.

Aber, um die kirchenpolitisch heikle Causa zu entschärfen, werden in dem Papier, das Papst Franziskus gebilligt hat, mehrere Einschränkungen getroffen:

1. Keine Ehe: So muss eine Verwechslung mit der Spendung des Sakraments der Ehe unter allen Umständen vermieden werden.

2. Keine Messe: Dieser grundsätzlich also nun erlaubte Segen für eine Partnerschaft zwischen Homosexuellen darf von einem Priester auch keinesfalls während eines Gottesdienstes gespendet werden – siehe Verwechslungsgefahr mit einer Ehe.

3. Keine Formulare: Darüber hinaus verbietet es der Vatikan (weiterhin), formalisierte Texte für derartige Gelegenheiten zu erstellen und zum allgemeinen Gebrauch durch Seelsorger zur Verfügung zu stellen. Genau das plant aber die deutsche katholische Kirche als eines der Ergebnisse ihres Synodalen Weges, der vom Papst mehrfach auch öffentlich kritisiert worden war.

»„Wenn Menschen einen Segen erbitten, sollte eine umfassende moralische Analyse keine Vorbedingung für die Erteilung des Segens sein. Und auch darf von ihnen keine vorherige moralische Vollkommenheit verlangt werden.“«

„Fiducia supplicans“

Erklärung des Glaubens-Dikasteriums

Sünde oder nicht Sünde?

Diese Wende kommt aus zwei Gründen so überraschend. Erst 2021 hat die vatikanische Glaubensbehörde (damals freilich noch unter alter Leitung durch Kardinal Luis Francisco Ladaria) erklärt, Segnungen homosexueller Paare seien in der katholischen Kirche nicht möglich. Laut geltender Lehre sei keine Sünde, homosexuell zu empfinden. Gleichgeschlechtliche intime Handlungen seien aber „in sich nicht in Ordnung“, wie auch der Katechismus ausführt, der im Pontifikat Johannes Paul unter Redaktions-Sekretär Cristoph Schönborn ausgearbeitet worden war.

Außerdem war der Wunsch nach Segnung homosexueller Paar Thema bei der Weltsynode im Herbst. Die aber wird erst im Herbst nächsten Jahres fortgesetzt. Nun hat der Papst eine Entscheidung darüber schon vorweg genommen.

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