Hollywood

Jonathan Majors: Der Star, den Disney gefeuert hat

Jonathan Majors bei der Premiere des Kinofilms „Creed III – Rocky‘s Legacy“.
Jonathan Majors bei der Premiere des Kinofilms „Creed III – Rocky‘s Legacy“.Imago / Dave Bedrosian
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Marvel muss einen neuen Bösewicht suchen: Jonathan Majors hätte den Superschurken Kang verkörpern sollen. Der Schauspieler wurde nun aber wegen häuslicher Gewalt verurteilt und von Disney gefeuert.

Die Karriere des vielversprechenden US-Nachwuchsstars Jonathan Majors liegt in Scherben, nachdem er am Montag in New York in einem Prozess wegen Körperverletzung und häuslicher Gewalt in zwei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde. Es ging darin um einen Vorfall aus dem vergangenen März: Majors war damals mit seiner damaligen Freundin Grace Jabbari in Streit geraten. Jabbari soll ihm sein Handy weggenommen haben, als sie darauf romantische Nachrichten entdeckte, die nicht von ihr stammten. Majors soll ihr daraufhin den Arm verdreht, auf den Kopf geschlagen sowie sie gewürgt haben. Er wurde festgenommen. Seit Mitte November wurde der Fall vor Gericht verhandelt, am Montag gab eine Jury ihr Urteil ab. Wie hoch die Strafe für Majors ausfällt, ist noch nicht klar. Das Strafmaß wird erst im Februar verkündet, der 34-Jährige könnte bis zu ein Jahr Gefängnis ausfassen.

Seine künftigen Jobs hat Majors bereits verloren. Sein Management und seine PR-Firma vertreten ihn nicht mehr. Diesen Monat hätte der Film „Magazine Dreams“, der vergangenen Jänner auf dem Sundance Filmfestival Premiere gefeiert hatte und gelobt worden war, anlaufen sollen. Darin spielt Majors einen problembeladenen Bodybuilder. Doch der Film kommt nun doch nicht auf die Leinwand, entschied Disney.

„Avengers: The Kang Dynasty“ wurde umbenannt

Das Filmstudio hätte für die nächsten paar Jahre Majors Arbeitgeber sein sollen: Doch der Unterhaltungsriese hat den Schauspieler nach dem Urteil gefeuert, berichtet der „Guardian“. Für Disney ist der Fall Majors ein Riesenproblem, denn der Konzern hatte große Pläne mit Majors für die neuen Marvel-Filme. Der Schauspieler verkörperte bereits in „Ant-Man“ und „Loki“ den Bösewicht Kang, der zum Super-Bösewicht a la Thanos aufgebaut werden hätte sollen. Dessen Höhepunkt war für 2026 anvisiert, dann hätte „Avengers: The Kang Dynasty“ ins Kino kommen sollen. Dreharbeiten sind noch keine angelaufen, noch gibt es nicht einmal einen Regisseur für den Film. Im November änderte Disney den Arbeitstitel schlicht in „Avengers 5“ um.

Wird Kang nun ganz gestrichen oder Majors einfach ersetzt wie Terrance Howard durch Don Cheadle in den „Iron Man“-Filmen (was finanzielle Gründe gehabt haben soll)? Dazu wollte sich Disney noch nicht äußern. Doch der Unterhaltungsriese muss nach den heurigen Flops mit „The Marvels“ und „Ant-Man“ möglicherweise ohnehin seine Strategie überdenken und weniger Geld in Superhelden-Filme stecken.

Sanftheit und Maskulinität

Für Majors ist das Urteil nun jedenfalls der vorläufige Schlusspunkt seines steilen Aufstiegs. In Hollywood war er zuletzt ein gefragter Mann gewesen, verkörperte er doch Sanftheit und Maskulinität gleichermaßen. Er wirkt sensibel und hart zugleich, was an seiner eigenen Biografie liegen mag. Kindheit und Jugend des 34-Jährigen waren schwierig. Geboren am 7. September 1989, wuchs er auf einer Militärbasis in Kalifornien auf, ehe sein Vater, ein Mitglied der Air Force, die Familie verließ.

Es folgte ein unstetes Leben in prekären finanziellen Verhältnissen. Als Teenager wurde er wegen Ladendiebstahls verhaftet. Als ihn seine Mutter aus dem Haus warf, lebte er eine Zeit lang in seinem Auto. Heath Ledger öffnete ihm eine Tür in eine andere Welt: Nachdem Majors Christopher Nolans „The Dark Knight“ gesehen hatte, in dem Ledger den Joker spielt, versuchte er sich im Theater – und fand dort seinen „safe space“, wie er dem „Hollywood Reporter“ einmal erzählte.

Hauptrolle in „Creed III“

Majors zeigte Talent und studierte sogar an der renommierten Yale School of Drama. Nach ein paar kleineren Rollen im Fernsehen feierte er mit dem Independent-Film „The Last Black Man in San Francisco“ seinen Durchbruch. Größerem Publikum wurde er in dem Netflix-Film „ Da 5 Bloods“ bekannt. Für seine Darstellung in der HBO-Serie „Lovecraft Country“ wurde er von der Kritik gelobt und für einen Emmy nominiert. In dem Boxer-Film „Creed III – Rocky‘s Legacy“, der kurz vor dem Vorfall in New York ins Kino kam, spielte er seine erste große Hollywood-Hauptrolle.

Jonathan Majors in „Creed III“
Jonathan Majors in „Creed III“Imago / Imago

Dass der Schauspieler bald auf die Leinwand zurückkehrt, nachdem er seine Strafe abgesessen hat und sich reumütig gezeigt hat, ist unwahrscheinlich. Das liegt weniger an den Befürchtungen, die das US-Magazin „Vox“ äußerte: Nämlich dass für den Afroamerikaner andere Maßstäbe angelegt würden als für weiße Schauspieler wie Ezra Miller, der nach seiner Verurteilung wieder auf dem Roten Teppich zu Gast ist. Und mehr an weiteren Vorwürfen, die gegen Majors laut wurden.

Im April 2023, und damit einen Monat nach seiner Verhaftung, schrieb das Branchenblatt „Variety“ über „mehrere mutmaßliche Missbrauchsopfer“, die sich gemeldet hätten. Der „Rolling Stone“ berichtete im Juni zudem über frühere Beziehungen von Majors, in denen er manipulativ agiert und auch physische Gewalt anwendet haben soll. Die Fälle reichen bis in seine Studienzeit in Yale zurück. Ob und welche davon vor Gericht kommen, ist indes noch offen.

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