Literatur

Gute Weihnachtsbücher für Kinder sind rar – aber es gibt sie

Nicht der glamouröse Tross der „Heiligen“ Drei Könige findet die Heilige Familie, sondern der kleine König Sevi aus dem Land der kleinen Wunder: Aus den Niederlanden kommt eines der berückendsten neueren Weihnachtsbücher.
Nicht der glamouröse Tross der „Heiligen“ Drei Könige findet die Heilige Familie, sondern der kleine König Sevi aus dem Land der kleinen Wunder: Aus den Niederlanden kommt eines der berückendsten neueren Weihnachtsbücher.
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Böse Drei Könige, Christkind in Vogelgestalt und der Heilige Abend als furioses Patchwork-Fest: Tipps für neue und Erinnerungen an alte Weihnachtsgeschichten (nicht nur) für Junge.

Wer glaubt, dass Menschen ohne christlichen Glauben keine guten Weihnachtserzählungen schreiben können, lese Bertold Brechts „Das Paket des Lieben Gottes“. In dieser kurzen Geschichte, die 1908 in Chicago spielt, sitzt der Ich-Erzähler mit anderen armen Schluckern am Heiligen Abend in einem Lokal, und irgendwie kommt die whiskeyselige Idee auf, einander mit sinnig-boshaften „Geschenken“ zu beglücken. Dazu gehören etwa ein Kübel mit schmutzigem Schneewasser, eine alte aufgebrochene Konservendose – oder aus einem alten Adressbuch drei Seiten mit Polizeiwachen drauf. Letztere Gabe gilt einem Mann, der panische Angst vor der Polizei zu haben scheint. Doch siehe da, beim Blick auf das Einwickel-Zeitungspapier beginnt er zu lesen – „Niemals habe ich je einen Menschen so lesen sehen“ –, er erfährt, dass das Verbrechen, dessen er fälschlich beschuldigt wurde, längst aufgeklärt ist. „Und bei dieser allgemeinen Befriedigung“, schließt der Erzähler, „spielte es natürlich gar keine Rolle mehr, dass dieses Zeitungsblatt nicht wir ausgesucht hatten, sondern Gott.“

Brecht schrieb die Geschichte nicht für Kinder, und doch taugt sie auch für sie. Umgekehrt sind die schönsten Kinder-Weihnachtsgeschichten auch für Erwachsene die empfehlenswertesten. Leider sind sie Mangelware: Die christliche Frohbotschaft regt nur noch mäßig die Kreativität guter Künstler an. Um ehrlich zu sein, taugt auch das Beispiel Brecht nicht wirklich, um zu beweisen, dass sich auch fern vom Glauben gut über Weihnachten schreiben lässt. Brecht war ja kein Atheist im strengen Sinn des Wortes, er war ein großer Zweifler, der zugleich auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre antworten konnte: „Sie werden lachen, die Bibel.“

Sevi, der vierte König

Aber es gibt sie auch heute noch, die Ausnahmen, die berückend schönen Weihnachtserzählungen. Eine davon verschränkt die Geschichte von den Heiligen Drei Königen mit dem Legenden- und Märchenmotiv des Menschen, der auf seinem Weg nach und nach das Wenige, was er hat, Notleidenden schenkt. In diesem Fall ist es der kleine König Sevi, Herrscher über Suthi, das winzige Land der kleinen Wunder.

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