Russlands Angriff

Ukrainischer Historiker und Soldat übt heftige Kritik an der Armee: „Wir brauchen Drohnen“

Eine ukrainische Vampir-Drohne wird nahe der verwüsteten Stadt Bachmut losgeschickt.
Eine ukrainische Vampir-Drohne wird nahe der verwüsteten Stadt Bachmut losgeschickt.Reuters / Stringer
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Der Historiker Ihor Zhaloba schloss sich nach Russlands Angriff der ukrainischen Armee an. Im Gespräch mit der „Presse“ berichtet er von seinen Eindrücken – und kritisiert den behäbigen Militärapparat sowie die fehlende „Kriegswirtschaft“.

Man nennt ihn den „kämpfenden Professor“: Ihor Zhaloba, Historiker und Leiter des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen und Völkerrecht an der Borys-Hryntschenko-Universität in Kiew, trat nach Beginn der russischen Invasion in die ukrainische Armee ein. In der Vorwoche war er in Wien, um die Menschen aus erster Hand über den Krieg in seinem Land zu informieren. „Es ist manchmal schwer zu vermitteln, dass wir einen richtigen Krieg haben“, sagt er. Zhaloba will die Menschen zum Hinschauen bewegen: „Wenn wir Russland nicht besiegen, wird der Krieg noch größer werden und Europa selbst betreffen.“

Ihor Zhaloba bei seinem Besuch in Wien.
Ihor Zhaloba bei seinem Besuch in Wien.Jutta Sommerbauer

Der hochgewachsene Mann mit dem grau melierten Vollbart meldete sich sofort nach dem russischen Überfall freiwillig. So wie er handelten viele Familienväter. „Statt meiner Kinder gehe ich“ – das hätten sich ukrainische Männer mit Blick auf ihre eigenen Söhne gesagt. Doch im weiteren Verlauf des Krieges werde man nicht umhinkommen, das derzeit bei 27 Jahren liegende Mobilisierungsalter zu senken, meint Zhaloba. Präsident Wolodymyr Selenskij hat auf seiner Pressekonferenz am Dienstag signalisiert, dass er sich künftig eine Mobilisierung mit 25 Jahren vorstellen kann. Zhaloba feiert im Februar 2024 seinen 60. Geburtstag. Mit 60 darf man abrüsten, was er auch plant: Er möchte zurück in das Leben eines Zivilisten. „In der entscheidenden Phase mussten wir alle mittun“, sagt er.

„Wir hatten gedacht, dass es schneller gehen würde“

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