Mindestens 14 Tote

Suche nach Motiv für Bluttat in Prag: Was hat der Schütze mit dem Mord an einem Baby zu tun?

Polizeipräsenz vor der Uni am Tag nach dem Massaker. Der Schock sitzt tief.
Polizeipräsenz vor der Uni am Tag nach dem Massaker. Der Schock sitzt tief.APA / AFP / Michal Cizek
  • Drucken
  • Kommentieren

An der Karls-Universität in der Innenstadt von Prag hat ein Mann am Donnerstag das Feuer eröffnet. Es gibt über 14 Tote. Mindestens 25 Menschen sind verletzt, zum Teil schwer, unter ihnen sind drei Ausländer. Auch der Schütze selbst ist tot. Vor dem Angriff hatte er offenbar seinen Vater ermordet. Auch für einen rätselhaften Doppelmord vor einer Woche könnte er verantwortlich sein.

Nach der Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität mit 14 Toten und vielen Verletzten sucht die Polizei nach einem Motiv für die Tat. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden, um die Umstände aufzuklären, sagte die zuständige Staatsanwältin Lenka Bradacova. Auch der mutmaßliche Schütze ist tot. Unklar ist noch, ob der Student Suizid beging oder von der Polizei getötet wurde. Aufklärung sollte die Obduktion der Leiche ergeben.

Ungeklärter Doppelmord vor einer Woche

Der junge Mann hatte Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität das Feuer eröffnet. Nach den jüngsten Angaben wurden 25 Menschen im Kugelhagel verletzt, davon zehn schwer bis lebensgefährlich. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser der tschechischen Hauptstadt gebracht. Vor der Bluttat soll der Schütze bereits seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben.

Über ein mögliches Motiv herrscht bisher Unklarheit. Eine Hypothese der Ermittler lautet nach Aussage des Polizeipräsidenten Martin Vondrasek, dass der 24-Jährige auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Ein Vater und dessen Tochter im frühen Säuglingsalter waren scheinbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden. Der Fall hatte in Tschechien für Entsetzen gesorgt.

Staatstrauer für den 23. Dezember ausgerufen

Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, betonte Regierungschef Petr Fiala. Das liberalkonservative Kabinett kam am späten Donnerstagabend in Prag zu einer Krisensitzung zusammen, an der auch Präsident Petr Pavel teilnahm. Für den 23. Dezember wurde im ganzen Land eine eintägige Staatstrauer ausgerufen. Pavel warnte davor, die Tragödie für voreilige Kritik an der Polizei oder zur Verbreitung von Falschinformationen zu missbrauchen. Er hatte einen Besuch in Frankreich abgebrochen, um zurück nach Prag zu eilen.

Kein Österreicher unter Opfern

Unter den Verletzten sind drei Ausländer. Das sagte Innenminister Vit Rakusan am Freitag im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunk. Das Außenministerium sei eingeschaltet worden, um die Informationen weiterzugeben. Später teilte das Innenministerium mit, dass es sich um zwei Menschen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und einen niederländischen Staatsbürger handle.

Das Außenministerium in Wien betonte noch am Donnerstag, es gebe nach Rücksprache mit der österreichischen Botschaft in Prag derzeit keine Hinweise, dass österreichische Staatsbürger von der Schussattacke in Prag betroffen seien. Man stehe weiter mit der diplomatischen Vertretung Österreichs in der Tschechischen Republik in engem Kontakt.

Der Schock sitzt tief

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie weitere Spitzenpolitiker aus dem In- und Ausland sprachen ihre Anteilnahme aus. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) zeigten sich in den Sozialen Medien „geschockt“.  Auch UNO-Generalsekretär António Guterres zeigte sich laut seinem Sprecher „schockiert und traurig“ über den Vorfall. Er sprach den Angehörigen der Todesopfer in der Nacht zum Freitag seine tiefe Anteilnahme aus und wünschte den Verletzten eine baldige und vollständige Genesung.

Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat insgesamt rund 49.500 Studentinnen und Studenten. Davon studieren rund 8000 an der Philosophischen Fakultät Fächer wie Germanistik, Slawistik oder Geschichtswissenschaft. (APA/Red)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.