Forschungsfrage

Woher weiß man, welche Bienenart gefährdet ist?

Osmia cornuta, Gehörnte Mauerbiene, Männchen.
Osmia cornuta, Gehörnte Mauerbiene, Männchen.Sylvia Wanzenboeck
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In Österreich wird erstmals die Rote Liste der Wildbienen erstellt. Dazu schauen Forschende jedes hierzulande gesammelte Exemplar neu an.

Der Aufruf „Rettet die Bienen“ wird in Zeiten von Klimawandel und Lebensraumverlust oft laut. Was viele aber nicht wissen, ist, dass damit weniger die Honigbiene (Apis mellifera) gemeint ist, sondern die restlichen über 700 Arten Bienen, die es in Österreich gibt. Dazu gehören Mauerbienen, Sand-, Furchen-, Kuckucks-, Holzbienen u. v. m.

„Wenn man beim Bienenschutz an Honigbienen denkt, ist es, weil sie Nutztiere sind, so, als ob man beim Schutz der Vogelarten nur die Hühner rettet“, sagt Herbert Zettel vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM). Er arbeitet mit dem Österreichischen Wildbienenrat und vielen Unis und Museen an der Erstellung der ersten Roten Liste der Wildbienen in Österreich (finanziert aus dem Biodiversitätsfonds des Klimaschutzministeriums). Über 35.000 Daten wurden im ersten Halbjahr schon in die Datenbank BioRecords eingespeist.

Nomada goodeniana, Wespenbiene, Weibchen.
Nomada goodeniana, Wespenbiene, Weibchen.Sylvia Wanzenboeck

Während es in Deutschland und anderen Nachbarländern Rote Listen dieser Insektengruppe gibt, fehlt die grundlegende Bestandsaufnahme der Wildbienen in Österreich. „Für Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten haben wir seit Jahrzehnten Rote Listen“, sagt Zettel, der sich als Spezialist für Wanzen in die Bestimmung der Wildbienen eingearbeitet hat.

Früher mit jetzt vergleichen

Die Frage ist: „Wie bewertet man, welche Bienenart gefährdet ist?“ Dazu braucht es Daten der Verbreitung von früher: Wo kam welche Bienenart vor, wo ist sie heute zu finden? Um bei der Einstufung der Schutzkategorien keine Fehler zu machen, bestimmen Biologinnen und Biologen jetzt alle Bienen-Exemplare, die in Naturkunde-Sammlungen lagern, neu: vom NHM über das Biologiezentrum Linz bis zum Inatura-Museum in Dornbirn und mehr. Anhand von Merkmalskatalogen identifizieren sie jede Art.

Daten zur Jetzt-Situation kommen aus Exkursionen von Insektenforschenden sowie aus Projekten zur Bestandsaufnahme der Artenvielfalt in Österreich hinzu. „Rote Listen geben also die Entwicklung der Verbreitung wieder. Sie dokumentieren den Artenverlust“, sagt Zettel. Es gibt klare Kriterien der IUCN (International Union for Conservation of Nature, ein Dachverband internationaler Organisationen), wann eine Art als vulnerabel, gefährdet, vom Aussterben bedroht oder ausgestorben eingestuft wird.

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