Frankreich

Gérard, weder heilig noch Ungeheuer

Nie Angst vor Ärgernis: Depardieu bei einer Wahlkampfveranstaltung für die UMP 2012.
Nie Angst vor Ärgernis: Depardieu bei einer Wahlkampfveranstaltung für die UMP 2012.Imago
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Jetzt auch noch sexistische Bemerkungen auf einer Nordkorea-Reise … An seinem 75. Geburtstag befindet sich Gérard Depardieu an einem Tiefpunkt seines öffentlichen Lebens. Und spaltet dabei sogar Frankreichs Regierung.

Man kann es sich als eine Art Geburtstagsbrief vorstellen, auch wenn darin alles andere als Feierlaune regiert. „Wir können nicht stumm bleiben angesichts der Lynchjustiz, die auf ihn herabschlägt“, schreiben die Verfasser in ihrem Appell, veröffentlicht am 26. Dezember in der französischen Zeitung „Le Figaro“. Depardieu sei „wahrscheinlich der größte Schauspieler, der letzte Riese“ der Filmwelt. Sie protestieren gegen die „Flutwelle an Hass, die sich über seine Person ergießt, ohne Nuance, in einem totalen Amalgam und spottend jeder Unschuldsvermutung, die ihm gewährt worden wäre wie jedem, wäre er nicht ein Gigant des Kinos.“ Signiert ist der offene Brief von 56 Persönlichkeiten der französischen Kulturwelt. Filmstars sind darunter wie Charlotte Rampling und Pierre Richard oder Sängergrößen wie Carla Bruni und Roberto Alagna. Dennoch: Angesichts des Kino-Kalibers, das Depardieu darstellt, nimmt sich die Liste klein aus.

Depardieus 75. Geburtstag, den er am heutigen Mittwoch in Belgien begeht, ist sturmumtost. Am 7. Dezember veröffentlichte der TV-Sender France 2 eine Doku über ihn, in der man ihn auf einer Nordkorea-Reise frauenfeindliche und sexistische Bemerkungen machen hört. Die Sendung hat die anhaltende Debatte über ihn neu angeheizt: Etliche Frauen werfen ihm sexuelle Belästigung in der Vergangenheit vor – und zwei Vergewaltigung. Die eine ist die Schauspielerin Charlotte Arnould, sie erstattete 2018 Anzeige, die wegen Mangels an Beweisen fallen gelassen, 2022 wieder aufgenommen wurde. Vor wenigen Wochen hat nun auch eine spanische Journalistin, Ruth Baza, geklagt: Depardieu habe sie 1995 vergewaltigt.

Pierre Richard: Für Signatur „bestraft“

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