Pistolenproduzent

Nachruf auf Gaston Glock: Pistolen-Erfinder und Großindustrieller

Gaston Glock, hier im Jahr 2006, ist verstorben.
Gaston Glock, hier im Jahr 2006, ist verstorben.Imago
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Der Erfinder der weltberühmten Pistole verstarb im Alter von 94 Jahren. Unter Waffenliebhabern war der medienscheue Unternehmer Gaston Glock schon zu Lebzeiten eine Legende.

Wien. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende, die unter Waffenliebhabern in einem Atemzug mit den US-Ikonen Samuel Colt und John Moses Browning genannt wird: Der Kunststofftechniker Gaston Glock, der mit seiner Glock-Pistole eine Waffe schuf, die nicht nur deutlich leichter und einfacher als die damals bekannten Modelle war, sondern auch erheblich günstiger und zuverlässiger. Am Mittwoch starb Glock im Alter von 94 Jahren.

Spezialeinheiten in aller Welt machten die „Glock“ weltberühmt, selbst die deutsche GSG 9 vertraut, trotz des Hauslieferanten Heckler & Koch, auf ein Fabrikat aus dem niederösterreichischen Deutsch-Wagram.

Glock galt als medienscheu

Glock selbst konnte mit dieser Berühmtheit persönlich wenig anfangen, er galt als sehr medienscheu und auch die Society-Gesellschaft war nicht seines. Ganz konnte er dem Boulevard aber nicht entfliehen, sein millionenschwerer Rosenkrieg gegen seine Ex-Frau sorgte für Rauschen im Blätterwald. Glock hat zwei Söhne und eine Tochter, der Ehestreit hatte zuletzt auch das Verhältnis zu seinen Kindern getrübt.

Gaston Glock ist Jahrgang 1929, er war ursprünglich Kunststofftechniker, bis er 1963 im niederösterreichischen Deutsch-Wagram eine Waffenproduktion gründete. Mittlerweile gibt es weltweit Niederlassungen, unter anderem ein Werk in den USA. Medienberichten zufolge sollen bis zu 80 Prozent der US-Cops auf die Pistolen Marke Glock vertrauen.

Dabei blies dem Unternehmer am Anfang in den USA ein scharfer Wind der etablierten Waffenproduzenten entgegen, die dem unliebsamen Konkurrenten vorwarfen, „Plastikpistolen“ zu produzieren, die Terroristen unbemerkt vorbei an Metalldetektoren in Flugzeuge mitnehmen könnten.

„Don‘t mess with Gaston Glock“

Aber Gaston Glock ging davor genauso wenig in die Knie wie bei einem Überfall im Jahr 1999. Dem mit einem Hammer bewaffneten Angreifer fehlten in der Folge ein paar Zähne und er lag „mit ausgebreiteten Armen wie Jesus am Boden“, zitierte der „Falter“ vor einigen Jahren einen Staatsanwalt. „You don´t mess with Gaston Glock“, schrieb das renommierte US-Wirtschaftsmagazin Forbes über den international längst bekannten Unternehmer aus Österreich.

Eine Glock Pistole bei einer Waffen-Messe 2018 in Dallas, Texas.
Eine Glock Pistole bei einer Waffen-Messe 2018 in Dallas, Texas.Reuters / Lucas Jackson

Dass er streitbar ist, bewies er auch, als Amnesty International von ihm wissen wollte, wie Glock-Pistolen ins Bürgerkriegsland Sudan gekommen seien. Glock, unter anderem rumänischer Honorarkonsul in Kärnten, klagte daraufhin die Menschenrechtsorganisation auf 65.000 Euro Schadenersatz. Letztendlich entschied Amnesty nach eigenen Angaben den Rechtsstreit aber für sich.

Hausdurchsuchung wegen vermuteter Steuerhinterziehung

Und auch mit der Steuerfahndung war er im Clinch, der in einer Hausdurchsuchung bei ihm gipfelte. Nachdem dies an die Öffentlichkeit gelangt war, beauftragte der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser die Innenrevision, die undichte Stelle in seinem Ministerium zu finden. Die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung wurden später eingestellt.

Der Name Gaston Glock tauchte auch rund um eine Investorengruppe bei der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria auf, seine genaue Rolle blieb aber unklar.

Der Waffenproduzent versucht aber auch, als „Wohltäter“ aufzutreten. So spendete der Milliardär rund um Weihnachten 2012 insgesamt rund 550.000 Euro für Spitäler in Wien und Klagenfurt. Dazu finanzierte er das „Gaston Glock Zentrum für Invasive Kardiologie und Elektrophysiologie“, spezialisiert auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen.

Im Jahr 2008 musste Glock nach einem leichten Schlaganfall ins Krankenhaus. In seinen letzten Lebensjahren lieferte er sich einen Rosenkrieg mit seiner Ex-Frau Helga. Von ihr trennte er sich nach 49 Jahren Ehe, um eine um 52 Jahre jüngere Villacherin zu heiraten. (Red./APA)

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