Der Ringtheaterbrand mit 400 Toten 
Geschichte

Wie ein Wiener Brand die Glühbirne siegen ließ

Das Buch „Der elektrische Traum“ schließt überraschend die Energiewende des 19. Jahrhunderts mit Wiener Kulturgeschichte kurz: Der Ringtheaterbrand mit 400 Toten verhalf international dem elektrischen Licht zum Durchbruch.

Auch wenn der Komponist Anton Bruckner den verheerenden, medial in die Welt ausstrahlenden Brand nur von außen erlebte, sei am Beginn dieses Anton-Bruckner-Jahrs 2024 als Erstes an ihn erinnert. Wie er am frühen Abend des 8. Dezember 1881 in der Wiener Votivkirche an der Orgel saß und für die Gläubigen spielte. Wie er dann draußen die Flammen sah, panisch zu sich nach Hause lief in die nur ein paar Häuser vom Brandort entfernte Heßgasse Nummer 7 und seine noch ungedruckten Werke zusammenraffte. Sein Leben lang sollte Bruckner von der Angst heimgesucht werden, seine Noten könnten verbrennen …

Fast 400 Menschen kamen ums Leben, als das Wiener Ringtheater zu Mariä Empfängnis 1881 vollständig in Flammen aufging (heute amtiert an der Adresse Schottenring 7 die Landespolizeidirektion Wien). Vor allem die Besucher oben in der Galerie hatten keine Chance. Wer nicht verbrannte, erstickte, wie der Autor und „Focus“-Journalist Alexander Bartl dramatisch in seinem neuen Buch „Der elektrische Traum“ schildert. Der Grund für diese ungeheure Opferzahl waren technisches Versagen und architektonische Schwächen, gepaart mit unvorstellbarem Behördenversagen: Polizeirat Anton Landsteiner erklärte das Theater zu einem Zeitpunkt für evakuiert, als sich noch Unzählige darin befanden, verwehrte sogar Rettungswilligen den Zugang. Als die Einsatzkräfte dann doch ins Gebäude drangen, fanden sie nur noch sich stapelnde Leichen. Die Katastrophe löste auch international Schockwellen aus.

Was aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist: Der Wiener Ringtheaterbrand trug, wie Bartl zeigt, wesentlich zur Abkehr vom Gas- und zum Siegeszug des elektrischen Lichts in Europas Städten bei.

„Man verlangt elektrische Beleuchtung“

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