Jahresbilanz

Europas Museen feiern Besucherrekorde

Gemälde von Vicente Palmaroli und Orazio Borgianni im Prado Museum in Madrid.
Gemälde von Vicente Palmaroli und Orazio Borgianni im Prado Museum in Madrid.APA / AFP / Thomas Coex
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Sonderausstellungen und Jubiläen sorgten vergangenes Jahr für besonders großes Besucherinteresse. Neueröffnungen freuen sich über regen Zustrom.

Europa ist im Kunstfieber. Zumindest, wenn man den Besucherzahlen diverser europäischer Museen glaubt. Spaniens Kunstinstitutionen verzeichneten 2023 etwa ein Besucherrekordjahr. Allein das weltberühmte Prado-Museum in Madrid zog im vergangenen Jahr über 3,2 Millionen Menschen an. Das sind rund 33 Prozent mehr als im Vorjahr und sogar ein historischer Besucherrekord.

Auch das Guggenheim-Museum im nordspanischen Bilbao verzeichnete 2023 mit 1,3 Millionen Besucherinnen und Besuchern historisch hohe Zahlen und überragte damit sogar die von 2022, als das Museum sein 25-jähriges Bestehen feierte. Grund dafür waren spektakuläre Sonderausstellungen wie die große Retrospektive über die japanische Pop-Art-Pionierin Yayoi Kusama, den „Wiener Rebell“ Oscar Kokoschka oder Picasso und seine Skulpturen.

Letzterer zog im vergangenen Jahr auch ungewöhnlich viele Kunstinteressierte in die Picasso-Museen in Barcelona und seiner andalusischen Geburtsstadt Málaga. Das ganze Jahr über feierte Spanien das 50. Todesjahr des Kubismus-Gründers mit Sonderausstellungen. Das Picasso Museum Málaga, das zeitgleich auch sein 20-jähriges Bestehen feierte, registrierte mit fast 780.000 Besucherinnen und Besuchern rund 60.000 mehr als in seinem bisherigen Besucherrekordjahr 2019. In sein Museum in Barcelona kamen knapp eine Million Schaulustige. Und auch anderen Museen wie der Miró-Stiftung in Barcelona kam der Picasso-Hype im Jubiläumsjahr gelegen.

Unterdessen füllten sich in Madrid und Valencia vor allem Museen mit Jubiläumsausstellungen rund um das 100. Todesjahr des valencianischen Malers Joaquim Sorolla, Spaniens „Meister des Lichts“ – allen voran freilich das Madrider Sorolla-Museum. Ein neues Museum eröffnete im Sommer in der spanischen Hauptstadt. Die 40.000 Quadratmeter große Galerie der königlichen Sammlungen ist in Spanien der spektakulärste Museumsneubau seit der Eröffnung des Guggenheim-Museums in Bilbao. Velázquez, Goya, Rubens, Tizian, Bernini, El Greco, Caravaggio: Neben Altmeistern zeigen die Galerías Reales auch Erstausgaben des „Don Qujote“ bis hin zu einem Hitler-Mercedes. In nur wenigen Monaten besuchten 336.058 Interessierte das neue Museum zwischen der Madrider Kathedrale und dem Königspalast.

Ende Oktober eröffnete in Barcelona das „Museum für verbotene Kunst“. Es zeigt, wie weit verbreitet Zensur im Kunstbetrieb heutzutage noch ist – und selbst vor Kunststars wie Pablo Picasso, Andy Warhol, Goya, Keith Haring oder Ai Weiwei nicht haltmacht.

Rekordzahlen in Paris, reger Betrieb in Wien

Auch in Frankreich verzeichnete man Besucherrekorde. Mit über 5,1 Millionen Menschen haben die Pariser Museen Orsay und Orangerie 2023 einen solchen registriert. Nach Angaben der jeweiligen Direktionen betrifft der Anstieg beide Museen. So verzeichnete das Musée d‘Orsay mit über 3,8 Millionen Besucherinnen und Besuchern eine Steigerung von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Orangerie mit mehr als 1,2 Millionen Interessierten 22 Prozent mehr als 2022.

Mit mehr als 2,6 Millionen Besucherinnen und Besuchern näherte sich das Centre Pompidou den Zahlen vor dem Ausbruch der Coronapandemie vor knapp vier Jahren. Im Jahr 2019 hatten 3,27 Millionen Personen die Ausstellungen der Pariser Einrichtung besucht. Mit 1,4 Millionen Besuchern verzeichnete das Musée du quai Branly für außereuropäische Kunst 2023 zwar keinen historischen Rekord, aber rund 40 Prozent mehr Besucher als noch im Jahr zuvor.

In Österreich darf sich das Wien Museum über einen regen Zustrom freuen: Rund 62.000 Menschen sind in den ersten vier Wochen nach der Wiedereröffnung nach mehrjähriger Umbaupause in das völlig neu gestaltete Haus am Karlsplatz gekommen. Das teilte das Museum am Donnerstag mit. Pro Tag werden bis zu 3000 Besucherinnen und Besucher empfangen, heißt es.

In der Halle – dem früheren Atrium – wurden Highlights der neuen Dauerausstellung versammelt. Es sind dies etwa der Prater-Wal „Poldi“, die Figuren des Donnerbrunnens, der alte Südbahnhof-Schriftzug, das Hrdlicka-Holzpferd aus der Waldheim-Debatte oder die ehemalige Dienstkutsche der Wiener Bürgermeister. Die Sonderausstellungen werden künftig im neuen Dachgeschoss untergebracht sein. Die erste Sonderschau startet am 1. Februar. Sie ist dem Architekten und Bildhauer Johann Bernhard Fischer von Erlach gewidmet. Dessen Hauptwerk, die Karlskirche, ist Nachbar des Wien Museums. (APA/red.)

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