Auszeichnung

„Oppenheimer“ schlägt „Barbie“ bei den Golden Globes

Mit Billie Eilishs „What was I made for?“ konnte „Barbie“ zumindest einen künstlerischen Preis für sich verbuchen: den für den besten Song.
Mit Billie Eilishs „What was I made for?“ konnte „Barbie“ zumindest einen künstlerischen Preis für sich verbuchen: den für den besten Song. Imago / Javier Rojas
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Gewinner des Abends ist Christopher Nolans Atombombenfilm „Oppenheimer“. Außerdem siegreich: das Fantasy-Märchen „Poor Things“, „Killers of the Flower Moon“, „Anatomie eines Falls. „Barbie“ bekommt einen Musik- und einen Trostpreis.

Wer hätte das gedacht? „Oppenheimer“ von Regisseur Christopher Nolan hat bei der 81. Golden-Globe-Verleihung in der Nacht auf Montag das Rennen gegen „Barbie“ mehr als klar gewonnen. Und räumte nicht nur den Preis als bestes Filmdrama ab (wo es nicht mit der kaugummibunten Satire konkurrierte), sondern setzte sich auch in anderen relevanten Kategorien durch. Regie etwa.

Und „Barbie“, der aufsehenerregendste Film des vergangenen Jahres? Gewann in der Sparte „Cinematic and Box Office Achievement“. Was man wohl als eine Art Trostpreis sehen kann für den Film von US-Regisseurin Greta Gerwig. Die neu eingeführte Kategorie ist nämlich keine künstlerische, damit wird (auch) die beste „Kassenleistung“ geehrt. Konkurrenten in der Sparte waren etwa „Mission: Impossible“, „Taylor Swift: The Eras Tour“ oder „Super Mario Bros. Movie“.

Und sonst? Wurde zumindest der „Barbie“-Song „What was I made for?“ von Billie Eilish als bester Filmsong ausgezeichnet.

Die Globe-Verleiher hatten die Sparte „Cinematic and Box Office Achievement“ mit acht Blockbuster-Kandidaten in diesem Jahr neu eingeführt. Voraussetzung waren weltweite Einnahmen an den Kinokassen von mindestens 150 Millionen Dollar. Auch Streaming-Filme mit hohen Zuschauerzahlen konnten berücksichtigt werden.

Erster Regie-Globe für Christopher Nolan

Christopher Nolan gewann jedenfalls mit „Oppenheimer“ seinen ersten Regie-Globe. Der 53-jährige Filmemacher erzählt in dem Historien-Thriller die Lebensgeschichte des Physikers J. Robert Oppenheimer, dem Mit-Erfinder der Atombombe. Neben „Oppenheimer“ waren in diesem Jahr auch „Barbie“, „Killers of the Flower Moon“, „Poor Things“, „Maestro“ und „Past Lives“ für den Regie-Globe nominiert gewesen.

Der irische Schauspieler Cillian Murphy gewann für seine Hauptrolle in „Oppenheimer“ den Golden Globe als bester Drama-Darsteller. Darin verkörpert er den Physiker J. Robert Oppenheimer, Mit-Erfinder der Atombombe. Es war Murphys erster Globe-Gewinn in seiner Laufbahn. Mit dem 47-Jährigen waren unter anderem Andrew Scott („All of Us Strangers“), Bradley Cooper („Maestro“) und Leonardo DiCaprio („Killers of the Flower Moon“) im Rennen.

Cillian Murphy gewann für seine Hauptrolle in „Oppenheimer“, Robert Downey Jr. für eine Nebenrolle in demselben Film.
Cillian Murphy gewann für seine Hauptrolle in „Oppenheimer“, Robert Downey Jr. für eine Nebenrolle in demselben Film.Imago / Crash

In der Sparte „Beste Darstellerin in einem Filmdrama“ gewann Lily Gladstone (37) für ihre Hauptrolle in „Killers of the Flower Moon“. Neben Gladstone waren auch die großartige deutsche Schauspielerin Sandra Hüller („Anatomie eines Falls“), Annette Bening („Nyad“), Carey Mulligan („Maestro“), Cailee Spaeny („Priscilla“) und Greta Lee („Past Lives“) im Rennen.

Jedenfalls ein denkwürdiger Moment: Gladstone sprach bei ihrer Ehrung ein paar Zeilen in der Sprache der Blackfeet, „die wunderschöne Gemeinschaft der Nation, die mich großgezogen hat, die mich ermutigt hat, weiterzumachen, dies weiter zu tun“, wie sie auf Englisch erklärte.

Paul Giamatti (56) gewann den Golden Globe als Hauptdarsteller in einer Komödie/Musical. Der Schauspieler überzeugte mit seiner Rolle als griesgrämiger Geschichtslehrer in der Tragikomödie „The Holdovers“. Für Giamatti war es die sechste Nominierung und der dritter Globe-Gewinn in seiner Laufbahn.

Emma Stone gewann den Golden Globe als Hauptdarstellerin in einer Komödie/Musical. Die 35-jährige Schauspielerin überzeugte mit ihrer Rolle in dem Fantasy-Märchen „Poor Things“ von Regisseur Giorgos Lanthimos. Für Stone war es nach „La La Land“ der zweite Globe-Gewinn. Sie setzte sich unter anderem gegen Margot Robbie („Barbie“), Jennifer Lawrence („No Hard Feelings“) oder Natalie Portman („May December“) durch.

„Anatomie eines Falls“ bester „nicht-englischsprachiger Film“

Der französische Film „Anatomie eines Falls“ gewann den Golden Globe in der Sparte „nicht-englischsprachiger Film“. Die französische Autorin und Regisseurin Justine Triet erhielt für denselben Film auch die Trophäe für das beste Drehbuch.

In der Sparte „nicht-englischsprachiger Film“ waren unter anderem auch „The Zone of Interest“ (Großbritannien), „Die Schneegesellschaft“ (Spanien) oder „Fallende Blätter“ (Finnland) nominiert gewesen.

US-Schauspieler Robert Downey Jr. gewann den Golden Globe als bester Nebendarsteller. Der 58-Jährige überzeugte die Juroren mit seiner Rolle in dem Historien-Drama „Oppenheimer“.

Robert Downey Jr. und Cillian Murphy gewinnen je einen Golden Globe für ihre schauspielerischen Leistungen in „Oppenheimer“.
Robert Downey Jr. und Cillian Murphy gewinnen je einen Golden Globe für ihre schauspielerischen Leistungen in „Oppenheimer“.Reuters / Mario Anzuoni

Der Golden Globe für die beste Nebendarstellerin ging an die US-Schauspielerin Da'Vine Joy Randolph. Die 37-Jährige überzeugte mit ihrer Rolle als Köchin an einem Schulinternat in dem Film „The Holdovers“. Gegen klingende Namen: Mit Da'Vine Joy Randolph waren unter anderem Jodie Foster („Nyad“), Emily Blunt („Oppenheimer“) und Julianne Moore („May December“) nominiert.

Unter Serien räumt „Succession“ ab

Eine dysfunktionale US-Mediendynastie und das warmherzige Team eines Sandwich-Restaurants waren die großen Abräumer in den TV-Kategorien der Golden Globes. Die vierte und letzte Staffel von „Succession“ über die Intrigen in einem untergehenden Familienunternehmen wurde als beste Dramaserie ausgezeichnet.

Beste Comedyserie wurde das kleine Meisterwerk „The Bear“ rund um  eine Restaurant-Belegschaft, die ständig am Rande des Zusammenbruchs steht. Schauspieler aus beiden Serien gewannen auch alle vier Preise für die besten Hauptdarsteller.

Jesse Armstrong, Matthew Macfadyen, Sarah Snook, Kieran Kulkin, J. Smith Cameron, Alan Ruck, und Nicholas Braun: Das Team von „Succession“ überzeugte die Jury der Auslandspresse.
Jesse Armstrong, Matthew Macfadyen, Sarah Snook, Kieran Kulkin, J. Smith Cameron, Alan Ruck, und Nicholas Braun: Das Team von „Succession“ überzeugte die Jury der Auslandspresse.Reuters / Mario Anzuoni

„Succession“: Kieran Culkin setzt sich durch

Kieran Culkin wurde für seine Rolle als jüngster Sohn des Roy-Familienclans in „Succession“ als bester Schauspieler in einer Dramaserie ausgezeichnet. Er setzte sich dabei unter anderem gegen seinen Serienvater Brian Cox und -bruder Jeremy Strong durch. Sarah Snook gewann für ihre Verkörperung von Tochter Siobhan Roy den Preis als beste Drama-Schauspielerin.

An die „Bear“-Schauspieler Jeremy Allen White und Ayo Edebiri gingen die Preise in den Hauptdarsteller-Kategorien für Comedy. White spielt in der Serie Carmen Berzatto, einen immer etwas abwesend wirkenden und gleichzeitig hochkonzentrierten Spitzenkoch mit stets fettigen Haaren, der nach dem Tod seines Bruders dessen Schnellrestaurant übernimmt. Edebiri verkörpert die aufstrebende Jungköchin Sydney, eine Figur, die man sofort ins Herz schließt.

Ayo Edebiri und Jeremy Allen White.
Ayo Edebiri und Jeremy Allen White.Imago / Ariana Ruiz

Bei den Auszeichnungen für Miniserien, Anthologien und Fernsehfilme war die Gesellschaftssatire „Beef“ der große Abräumer. Die Netflix-Serie bekam den Hauptpreis und Steven Yeun und Ali Wong gewannen auch die Darstellerpreise.

Preise für die besten Leistungen als Nebendarsteller in allen Fernsehkategorien gingen an Matthew Macfadyen als Tom Wambsgans in „Succession“ und Elizabeth Debicki, die in „The Crown“ die britische Prinzessin Diana verkörperte.

Reformen und ein neues Geschäftsmodell

Die Golden Globes haben unruhige Zeiten hinter sich. 2020 geriet ihr Gründer und Veranstalter, die Hollywood Foreign Press Association, immer stärker in die Kritik. Dem Auslandspresseverband der Traumfabrik wurden unlauteres Verhalten, Bestechlichkeit, Vorfälle sexueller Belästigung und mangelnde Diversität bei den Stimmberechtigten vorgeworfen. Namhafte Stars boykottierten das Event, Tom Cruise gab, wie es hieß, seine drei Globe-Trophäen zurück. Das Image der Globes war im Keller, 2022 fanden sie ohne TV-Publikum statt.

Man zog die Notbremse, 2023 wurde der skandalreiche HFPA-Verband aufgelöst. Reformen und ein neues Geschäftsmodell wurden eingeführt, eine Medien- und eine Investmentfirma akquirierten die Globes. tatt knapp 100 stimmen nun mehr als 300 Jurorinnen und Juroren über die Gewinnerinnen und Gewinner ab. Fast die Hälfte der Stimmberechtigten sind Frauen, das Gremium repräsentiert dem Verband zufolge 76 Länder. Bei der Präsentation der Nominierten rühmte man sich, nun das „most culturally diverse awards body“ zu sein.(red./APA/dpa)

Gewinner in den wichtigsten Filmsparten

Bestes Filmdrama: „Oppenheimer“

Beste Komödie/Musical: „Poor Things“

Bester nicht-englischsprachiger Film: „Anatomie eines Falls“

Cinematic and Box Office Achievement: „Barbie“

Beste Regie: Christopher Nolan („Oppenheimer“)

Bester Schauspieler Filmdrama: Cillian Murphy („Oppenheimer“)

Beste Schauspielerin Filmdrama: Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“)

Bester Schauspieler Komödie/Musical: Paul Giamatti („The Holdovers“)

Beste Schauspielerin Komödie/Musical: Emma Stone („Poor Things“)

Bester Nebendarsteller: Robert Downey Jr. („Oppenheimer“)

Beste Nebendarstellerin: Da‘Vine Joy Randolph („The Holdovers“)

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