Die Ankündigung von Ratspräsident Michel, für das EU-Parlament zu kandidieren, macht vorzeitige Entscheidungen über die künftigen EU-Spitzenposten notwendig. Sonst droht Orbán als Vorsitzender.
Brüssel/Wien. Es gibt in der Politik den richtigen und den falschen Zeitpunkt, Kandidaturen anzukündigen. EU-Ratspräsident Charles Michel hat angesichts der verursachten Panik und der verärgerten Reaktionen den falschen Zeitpunkt gewählt, seine Kandidatur für die Wahl zum Europäischen Parlament im Juni anzukündigen. Der Chef der größten Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), warnt vor einer noch größeren Instabilität im Europäischen Rat und sogar einem möglichen Transfer der Themensetzung zu Ungarns EU-Präsidentschaft, die Anfang Juli beginnt.
Wenngleich EU-Diplomaten und Michel selbst zu beruhigen versuchen, löste die Ankündigung unmittelbar alle Bremsen des neuen Personalkarussells in Brüssel. Es beginnt sich zu drehen, obwohl sich alle – inklusive Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – noch gern ein wenig Zeit gelassen hätten.