TV-Kritik

Neuer “Landkrimi“: Morden nach den Brüdern Grimm

Na was haben wir denn da? Polizistin Sophie Landner (Julia Koch) macht gemeinsam mit den Kollegen Ellmer (Julian Sark) und Scheffknecht (Klaus Windisch) eine grausige Entdeckung.
Na was haben wir denn da? Polizistin Sophie Landner (Julia Koch) macht gemeinsam mit den Kollegen Ellmer (Julian Sark) und Scheffknecht (Klaus Windisch) eine grausige Entdeckung.ORF
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Der neue „Landkrimi“ von und mit Karl Markovics: absurd und großartig. Am Dienstag im ORF.

Gealtert ist er, der Jonas Horak. Mit seinem weißen Rauschebart schaut Karl Markovics hier aus wie Heidis Alm-Öhi. Aber ist dieser in sich gekehrte Mann wirklich so harmlos? Seit den Morden im Hotel Edelweiß („Landkrimi: Das letzte Problem“, 2019) ist Horak im Maßnahmenvollzug untergebracht und hat in der dortigen Gärtnerei seinen grünen Daumen entdeckt. Seine Passion für den Gemüseanbau ist so groß, dass ihn weder das lieblos auf den Teller geklatschte Essen noch sein nerviger Schicksalsgenosse Kotrusek (eine komödiantische Glanzrolle für Gerhard Liebmann), der mit ständig neuen dummen Ideen für einen möglichen Ausbruch daherkommt, überzeugen können, aus der Anstalt zu fliehen. Bis es wieder passiert …

Der erste Mord in „Das Schweigen der Esel“ (9. 1., 20.15 Uhr, ORF1) fällt gar nicht weiter auf. In den Klatschspalten landet nur der Kater, der ein neues Zuhause sucht, weil das Frauerl angeblich im Pool ertrunken ist. Wer’s glaubt. Kurz darauf wird Dorfpolizistin Sophie Landner (cool: Julia Koch, die selbst ein unfreiwilliges Güllebad mit Würde erträgt) zur alten Göggele beordert. Weil die „derrische Glupp’n“, wie sie sie in schönstem Vorarlbergerisch (dem der Film gebührenden Platz einräumt) nennt, schon wieder nicht ans Telefon geht. Während im abgelegenen Haus der Alten ein herumflatternder Hahn für Aufregung sorgt, ist die Frau längst zur ewigen Ruhe gebracht worden. Achtung: Schrecksekunde! Denn was hier fehlt, ist der Kopf.

„Illusionen sind das Schönste“

Grausig? Ja schon. Aber nur ganz kurz. Der Einzige, der zu wissen scheint, was hier vor sich geht, ist Horak, der sich schon im ersten Fall der Vorarlberg-Landkrimis als Kommissar ausgegeben hat – mit seinem eingebildeten Assistenten Freitag im Schlepptau. Die Frage „Was ist jetzt wirklich und was nicht?“ werden die beiden übrigens wieder nicht lösen. Bis sie gestellt wird, nimmt ein erfrischend halluzinatorisches Krimigeschehen seinen Lauf, das sich an den „Bremer Stadtmusikanten“ orientiert. Wie das? Nun ja, in diesem Feld ist Jonas Horak, der ewige Referendar, ein Experte. Hat er doch völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit ein Buch über „Die strafrechtlich relevanten Tatbestände der Märchen der Brüder Grimm“ geschrieben.

Es ist ein merkwürdiger Fall. Und ein großartiger Krimi. Markovics, der diesmal neben der Hauptrolle und der Regie auch das Drehbuchschreiben übernommen hat (angelehnt an Daniel Kehlmann, mit dem er schon bei seinem ersten Landkrimi zusammengearbeitet hat), zieht den Zuschauer in ein absurdes Szenario hinein. Und Hildegard Knef singt mit rauchiger Stimme dazu: „Illusionen, Illusionen sind das Schönste auf der Welt. Illusionen, Illusionen, sie sind das, was uns am Leben hält.“ Bitte mehr davon.

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