Klimaschutz

Nicht-Handeln beim Klimaschutz kostet Österreich jährlich Milliarden

Im vergangenen Sommer hatte Österreich unter Überschwemmungen, wie hier in Hollersbach, zu leiden. Weltweit wurden 2023 Schäden in Höhe von 250 Milliarden Dollar durch Extremwetterereignisse verursacht. 
Im vergangenen Sommer hatte Österreich unter Überschwemmungen, wie hier in Hollersbach, zu leiden. Weltweit wurden 2023 Schäden in Höhe von 250 Milliarden Dollar durch Extremwetterereignisse verursacht. APA / Expa/ Jfk
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Das Zögern bei grünen Investitionen ist teuer: Die Klimakrise treibt nicht nur den privaten Sektor, auch die öffentliche Hand gibt Milliardenbeträge dafür aus. Das Wifo hat nun erstmals die Belastung des Staatsbudgets berechnet.

Der Umstieg in ein Zeitalter ohne fossile Energie ist teuer, für jeden Einzelnen. Aber kein Klimaschutz ist teurer als die Investition in die Maßnahmen: Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo), die erstmals eine Übersicht über die Kosten durch klimapolitisches Nicht-Handeln für das Klimaschutzministerium erstellt hat.

Die öffentliche Hand wird gemäß der Studie schon jetzt im Ausmaß von 5,4 bis sieben Milliarden Euro pro Jahr belastet. Denn der öffentliche Sektor benötigt das Kapital einerseits für den Transformationsprozess – etwa der Umstieg in grüne Energien – und andererseits für die Finanzierung der Anpassungsmaßnahmen.

Zögern wäre teuer

Wenn in Österreich gezögert wird, diese Investitionen vorzunehmen, wird es aber noch teurer. Denn die Ausgaben dafür steigen jährlich. Bereits seit 2014 fallen durch öffentliche Ausgaben im Bereich Klimawandelanpassung Kosten von rund einer Milliarde Euro im Jahr an. Bis 2030 könnten diese jedoch bereits rund 1,7 Milliarden Euro pro Jahr ausmachen und sich bis 2050 auf mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.

Zudem belasten klimaschädliche Subventionen des Bundes das öffentliche Budget mit 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Auch wenn die Beträge den Staatshaushalt belasten, werden in Österreich zahlreiche Gegenmaßnahmen gesetzt. So liegt der Anteil an erneuerbaren Energie der heimischen Stromerzeugung bereits bei 87 Prozent. Zudem sind nach den jüngsten Prognosen des Grazer Wegener Centers Österreichs CO2-Emissionen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 um 6,9 Prozent deutlich gesunken.

Teure Unwetterkatastrophen

Steigende Kosten müssen auch aufgrund immer häufiger auftretender klimawandelbedingter Schäden wie Extremwetterereignissen einkalkuliert werden. Überschwemmungen, Wirbelstürme und andere Extremwetterereignisse haben im vergangenen Jahr weltweit Schäden von 250 Milliarden Dollar verursacht. 2022 hatte allein der Hurrikan „Ian“ Schäden von 100 Milliarden Dollar angerichtet, 60 Milliarden davon trugen die Versicherer. Das berichtet der Rückversicherer Munich Re in der am Dienstag veröffentlichten neuen Ausgabe seines jährlichen Naturkatastrophenreports.  

Im vergangenen Jahr bestimmten Unwetter und schwere Gewitter mit Hagel die Naturkatastrophen-Bilanz, vor allem in Nordamerika und Europa. Sie allein richteten 76 Milliarden Dollar Schaden an, 58 Milliarden Dollar davon waren versichert. Das wird die Versicherungen teurer machen, denn das müssen auch die Rückversicherer, die die Erstversicherer gegen solche Katastrophen absichern, in ihren Preisen einkalkulieren. Seit 1. Jänner 2024 werden diese Verträge neu ausverhandelt.

Dürreschäden in der Forstwirtschaft

Zu spüren bekommen die große Bandbreite an klimawandelbedingten Schäden vor allem der und die Land- und Forstwirtschaft. Letztere leidet vor allem unter Dürre. Diese Schäden werden von den Studienautorinnen netto – also unter Berücksichtigung von klimawandelbedingten Vorteilen, wie etwa ein geringerer Heizbedarf im Winter – für das Jahr 2020 auf mindestens zwei Milliarden Euro geschätzt. Sie sollen bis 2030 auf mindestens 2,5 Milliarden Euro bis 5,2 Milliarden Euro jährlich zunehmen.

Zusätzliche Kosten entstehen, wenn EU-Klimaziele verfehlt werden und Österreich Emissionszertifikate zukaufen muss. Dabei könnten für den Zeitraum 2021 bis 2030 bis zu 4,7 Milliarden Euro anfallen.

Für die Studie wurden direkte und indirekte Folgekosten der Klimakrise analysiert. Konkret bedeuten indirekte Kosten in diesem Fall, dass sich dadurch das Rating für Österreich verschlechtern könnte. Und je schlechter Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit eines Staates einstuft, desto teurer wird die Aufnahme von frischem Geld. Außerdem wirkt sich ein durch den Klimawandel versursachtes geringeres BIP-Wachstum negativ auf die öffentlichen Haushalte aus. Solche Einbußen betreffen die öffentlichen Finanzen in Form von entgangenen Steuer- und Abgabeneinnahmen.

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