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Psychotherapie-Studium an öffentlichen Unis kommt ab 2026

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Symbolbild(c) Getty Images/iStockphoto (PeopleImages)
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Geplant ist zunächst ein Masterstudium, 500 Plätze soll es österreichweit geben. Bisher musste die Ausbildung privat bezahlt werden.

Nur die Hälfte aller Personen in Österreich, die gern eine Psychotherapie in Anspruch nehmen würden, könne auch tatsächlich behandelt werden. Das sei „inakzeptabel“, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Donnerstag, als er gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) die Neuerungen im Psychotherapiegesetz vorstellte.

Aktuell kostet es noch 25.000 bis 50.000 Euro, um sich zum Psychotherapeuten ausbilden zu lassen. Das soll sich ändern, indem an den öffentlichen Unis ab dem Wintersemester 2026 ein Psychotherapie-Masterstudium eingeführt wird. Österreichweit sollen 500 Studienplätze zur Verfügung stehen. Auf Wunsch der Universitäten wird es möglich sein, ein Bachelorstudium Psychotherapie einzuführen. Die Gesetzesnovelle befindet sich derzeit in Begutachtung und muss noch vom Nationalrat abgesegnet werden.

Derzeit werden Psychotherapeuten an privaten außeruniversitären Einrichtungen oder Privat­unis ausgebildet. Auf ein zweijährigen Propädeutikum folgt – je nach Fachrichtung – ein drei- bis sechsjähriges Fachspezifikum.

Ausbildung in drei Schritten

Künftig soll die Ausbildung in drei Schritten ablaufen: Zunächst muss ein einschlägiges Vorstudium abgeschlossen werden. Welche Studienrichtungen das sein werden, wird ausgearbeitet, Beispiele sind aber Medizin oder Bachelor-Abschlüsse in Psychologie oder Bildungswissenschaft. Darauf folgen vier Semester Masterstudium Psychotherapie und eine methodenspezifische Fachausbildung mit praktischer Phase inklusive Patientenkontakt in Kliniken, Lehrpraxen oder anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Den Abschluss bildet die staatliche Approbationsprüfung.

Für die Umstellung des Systems sind in der Novelle lange Übergangsfristen vorgesehen: Das Propädeutikum aus einer bestehenden Ausbildung kann noch bis Ende September 2030 abgeschlossen werden, das Fachspezifikum bis spätestens 2038.

Kostenlos wird die Ausbildung auch in Zukunft nicht sein, weil für die benötigte Selbsterfahrung und Supervision Kosten anfallen. Allerdings fließt laut Polaschek ein Teil des bisherigen Fachspezifikums in das Studium ein, somit wird auch das Fachspezifikum günstiger. Außerdem würden die angehenden Psychotherapeuten, während sie noch unter Supervision arbeiten, bereits Geld verdienen, sagte die Präsidentin des Bundesverbands für Psychotherapie, Barbara Haid.

„Freud hätte Freude“

Oliver Vitouch, Rektor der Universität Klagenfurt und Präsident der Universitätenkonferenz (Uniko), spricht von einem „Quantensprung“, der mit der Novelle gelinge. „Sigmund Freud hätte seine Freude“, sagte er zur „Presse“. Im Bereich der Psychotherapie sei ausreichend wissenschaftliches Fundament für eine Akademisierung vorhanden. Das sei im Hinblick auf die Qualitätssicherung zentral. Darüber hinaus sei wichtig, dass die Vielfalt der theoretischen Ausrichtungen der Psychotherapie über den dritten Ausbildungsabschnitt gesichert sei.

Für die Unis dürfte das neue Studium auch herausfordernd werden. Vitouch erwartet großen Zulauf, auch in den Bachelor-Studiengängen, die einen Zugang zum Psychotherapie-Master ermöglichen. An welchen Standorten er angeboten werden soll, werde debattiert. Der Uniko-Präsident hält vor allem jene Universitätsstädte für geeignet, die psychologische oder medizinische Studiengänge anbieten. Die Einführung eigener Bachelor-Programme sieht er aus Kostengründen eher an Privatunis.

Dass sich die Koalition auf die Novelle geeinigt hat, dürfte dem Vernehmen nach daran liegen, dass Forderungen der Grünen von der ÖVP mit der Novelle des Hochschulgesetzes junktimiert wurden, in der es um einheitliche Begriffsdefinitionen von Plagiaten oder Ghostwriting an allen Hochschulen geht.

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