Sockenstricken gegen Panikattacken: Robert Kratky sucht das Glück

Robert Kratky lud Melissa Naschenweng in der ersten Ausgabe von „Kratky sucht das Glück“.
Robert Kratky lud Melissa Naschenweng in der ersten Ausgabe von „Kratky sucht das Glück“.ORF / Martin Krachler
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Melissa Naschenweng als erster Gast in Robert Kratkys Night-Talk „Kratky sucht das Glück“: herzerwärmend. Warum der Podcast-Talk jetzt auch im Fernsehen stattfinden muss, erschließt sich allerdings nicht.

Ö3-Moderator Robert Kratky hat selbst erlebt, wie sich ein psychischer Zusammenbruch anfühlen kann. Stundenlang sei er an seinem 47. Geburtstag auf dem Küchenboden gesessen. Unfähig, sich von dort wegzubewegen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Dabei sei zu dem Zeitpunkt doch eigentlich alles in Ordnung gewesen, erzählt er in der ersten Folge von „Kratky sucht das Glück“ von seinem Burnout. Das ist schon ein paar Jahre her, aber man hört, dass es ihn noch immer bewegt.

Jetzt mögen manche Kratky für einen Selbstdarsteller halten, aber er nutzt seine Popularität für ein wichtiges Anliegen, dem sich der ORF anlässlich 40 Jahre Ö3-Kummernummer verschrieben hat: öffentlich zu machen, dass jeder in seinem Leben einmal von psychischen Problemen betroffen sein kann und dass es hilft, darüber zu reden.

Ein „Notfall“ in pinken Lederhosen

Schlagersängerin Melissa Naschenweng erzählt in der ersten Sendung, wie sehr ihr der Erfolgs- und Leistungsdruck zu schaffen macht. Sie sei die Cash-Cow für ihr Umfeld. „Und eine Cash-Cow muss funktionieren.“ Als die Auftritte mehr und die Schlangen bei den Autogrammstunden länger wurden, habe sie begonnen, unter Schwindel, Panikattacken und Flugangst zu leiden. Als sie plötzlich auf der Bühne Atemnot bekam, sei sie – freilich erst nach dem Konzert – um vier Uhr früh „mit aufgepickten Wimpern und in der rosa Lederhose“ in die Notaufnahme nach Graz gefahren und habe dem verdatterten Arzt erklärt „I bin a Notfall.“ Medizinisch gesehen war sie das nicht. Psychisch allerdings sehr wohl.

In einem offenherzigen Gespräch erzählt Naschenweng auch, was ihr bisher geholfen habe. Sie sei „ein bissi spirituell“ meint sie und erzählt von Dankbarkeitsübungen, Meditation und Lichtenergie. Am Wichtigsten seien aber die Gespräche mit der Großmutter gewesen: „Die Oma war meine beste Psychologin“, sagt Naschenweng. Mit der habe sie über Sockenstricken, Kekse backen oder darüber reden können, wie der Opa früher so gewesen sei. Zu den heilsamen Gesprächen kam aber noch etwas: „die bedingungslose Liebe meiner Großeltern“. Nicht nur Schlagerfans können bei diesem herzerwärmenden Auftritt mitschwingen.

Nicht einmal ein Ständchen

Seit einem Monat ist das Gespräch als Podcast abrufbar. Entweder als reiner Audiostream oder mit dem Video. Jetzt wird es im Fernsehen also noch einmal recycelt – das ist wohl nicht das Online first, von dem im ORF derzeit so viel die Rede ist. Das Setting wirkt am großen Bildschirm wenig attraktiv: Man sieht eben nur die zwei Menschen, die einander in einem abgedunkelten Studio vis-à-vis sitzen, ganz ohne Einspieler oder andere Aufbereitung. Die Möglichkeiten des Bewegtbilds bleiben ungenützt. Und am Ende gibt Naschenweng nicht einmal ein Ständchen.

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