Rotes Meer

Nach Angriff auf Houthi-Rebellen: USA „suchen nicht Konflikt mit dem Iran“

Ein britisches Flugzeug der US-geführten Koalition, das Angriffe gegen Houthis flog.
Ein britisches Flugzeug der US-geführten Koalition, das Angriffe gegen Houthis flog.MoD Crown Copyright via Getty Images
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Die USA und Großbritannien reagierten mit Militärschlägen gegen Stellungen der Houthi-Rebellen im Jemen auf Attacken gegen die Schifffahrt. Die vom Iran unterstützte Miliz droht mit Vergeltung.

Trotz der Angriffe zumindest der USA und Großbritanniens auf ihre militärischen Stellungen haben die Houthi-Rebellen im Jemen weitere Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer angekündigt. Nun wächst die Sorge, dass sich der Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Palästinensergruppe Hamas im Gazastreifen, mit der sich die Houthi solidarisch erklärt haben, auf die gesamte Region ausweitet.

Die Angriffe würden nicht ohne „Strafe oder Vergeltung“ bleiben, teilte ein Sprecher der mit dem Iran verbündeten Miliz am Freitag mit. Bei den Angriffen seien fünf Houthi-Kämpfer getötet und sechs weitere verletzt worden. Der Sprecher bekräftigte, dass die Miliz zur Unterstützung der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas im Gaza-Krieg gegen Israel weiterhin die Durchfahrt von Schiffen im Roten Meer und im Arabischen Meer blockieren werde. Mohammed Ali al-Houthi, ein Mitglied des Obersten Politischen Rates der Houthi, bezeichnete die Angriffe der USA und Großbritanniens als barbarisch.

USA: Suchen nicht Konflikt mit dem Iran

Die USA haben indes versichert, dass sie nicht auf einen bewaffneten Konflikt mit Teheran zusteuern wollen. „Wir suchen nicht den Konflikt mit dem Iran. Wir suchen nicht die Eskalation“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, am Freitag dem Fernsehsender MSNBC. Unterdessen verhängte das US-Finanzministerium weitere Sanktionen gegen Houthi-Unterstützer.

Die Houthi haben zur Unterstützung der Hamas wiederholt Handelsschiffe im Roten Meer auf der Suezkanalroute attackiert, die ihrer Darstellung zufolge in Verbindung mit Israel stehen — mit Drohnen, Antischiffraketen, zuletzt sogar mit einer ballistischen Rakete. Zudem haben sie im November einen (unbeladenen) Autofrachter gekapert und samt Besatzung zur Küstenstadt Hodeida entführt; das Schiff war zuletzt von einer japanischen Firma gechartert worden, die Reederei gehört allerdings teilweise einem Israeli.

Mehr als 2000 Schiffe sind nach US-Angaben seit Herbst bereits gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern rund um Afrika zu nehmen, was in der Regel eineinhalb bis drei Wochen mehr Fahrzeit zwischen Asien und Europa bedeutet. Die Houthi griffen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an, erbracht hat das bisher allerdings nichts.

Joe Biden: „Reaktion auf beispiellose Angriffe der Houthi“

Die USA und Großbritannien haben daher in der Nacht zu Freitag Militäranlagen der Houthi-Miliz mit von Schiffen und Flugzeugen aus gestarteten Lenkwaffen angegriffen. Der Militärschlag sei eine „direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Houthi“ auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen anzuordnen.

Neben den USA und Großbritannien hätten sich auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an dem Militärschlag beteiligt, ergänzte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington. Ob das auch mit Waffenwirkung geschehen ist oder nur in logistischer/personeller Unterstützung bestanden hat, ist bisher unklar. Die Angriffe hätten sich auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Schiffe von besonderer Bedeutung seien, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik und Drohnen lagerten. Ziel sei es gewesen, die Houthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren, betonte er.

Die USA haben erst unlängst eine Allianz zum Schutz der Handelsschifffahrt auf einem der wichtigsten Seewege der Welt gebildet, die allerdings nicht gerade massenhaft Mitglieder gefunden hat; einige Staaten wie Frankreich, Italien, Spanien und Indien bleiben bisher außerhalb der Allianz und sichern ihre Handelsschiffe eigenständig. Der primär US-britisch geführte Einsatz trägt den Namen „Prosperity Guardian“. Eine Militäraktion der USA und Großbritanniens hatte sich zuletzt schon abgezeichnet.

Iran: „Verletzung der Souveränität des Jemen“

Der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz, die wie die Hamas, die Houthi-Rebellen und andere Gruppen die sogenannte Achse des Widerstandes bilden, verurteilten die Angriffe scharf. Es seien mehrere Städte im Jemen angegriffen worden, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, dem Nachrichtenportal Nournews zufolge. „Wir werten das als klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemen sowie als Verstoß gegen internationale Gesetze, Vorschriften und Rechte.“

Der Iran begreift sich als Schutzmacht der Schiiten, die neben den Sunniten den größten Zweig des Islam bilden, und ist ein wichtiger Verbündeter der schiitischen Houthi. Er gilt auch als wichtiger Unterstützer der Hamas.

Die USA und Großbritannien trügen die Verantwortung für die Auswirkungen ihres Angriffs auf die Sicherheit in der Region, teilte die Hamas mit. „Die amerikanische Aggression bestätigt einmal mehr, dass die USA ein vollwertiger Partner bei den Tragödien und Massakern sind, die der zionistische Feind im Gazastreifen und in der Region verübt“, erklärte die Hisbollah. Auch sie wird vom Iran unterstützt und hat sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt. Im Grenzgebiet zwischen dem Libanon und Israel kommt es seit Langem immer wieder zu Scharmützeln zwischen Hisbollah und israelischem Militär. Massiv eingegriffen in den Gaza-Krieg hat die Hisbollah allerdings bislang nicht.

Russland beantragt Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates

Besorgt äußerte sich auch die irakische Führung. Der Westen weite den Konflikt aus und verschärfe die Spannungen in der Region, sagte Fadi Al-Schammari, ein Berater von Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani, der staatlichen Nachrichtenagentur INA zufolge.

Russland beantragte wegen des Angriffs der USA und Großbritanniens auf die Houthi-Miliz eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Die Luftangriffe seien eine völlige Missachtung internationalen Rechts, schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa am Freitag auf Telegram. Die angelsächsischen Länder ließen die Lage in der Region eskalieren „um ihrer zerstörerischen Ziele willen“. Die USA bezeichneten den Militärschlag als „klare Botschaft“ an die Houthi.

Das Rote Meer ist über den Golf von Aden an der Küste des Jemens mit dem Arabischen Meer verbunden, einem Randmeer des Indischen Ozeans. Hier verlaufen einige der weltweit wichtigsten Schifffahrtswege nach Afrika und Asien und über den Suezkanal am westlichen Ende des Roten Meeres bis ins Mittelmeer. Wegen der wiederholten Angriffe der Houthi meiden viele Reedereien das Rote Meer und den Suezkanal, durch den zwölf Prozent des Welthandels gehen. Stattdessen nehmen die Frachtschiffe die weitaus längere und erheblich teurere Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.

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