Und übrigens

Vergewaltigungsszene? Till Lindemann weiß genau, was er tut

Till Lindemann auf einem Archivbild
Till Lindemann auf einem ArchivbildSergei Karpukhin via www.imago-images.de
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In einer Version seines Solo-Videos „Entre dos tierras“ hält der Rammstein-Sänger in einer brutalen Sexszene einer Frau den Mund zu.

Schock. Skandal. Provokation: Das sind die drei Worte, mit denen das neue Video des Soloprojektes von Rammstein-Sänger Till Lindemann, „Entre dos tierras“, beschrieben wird. Einen 18 Sekunden langen Ausschnitt postete er am Donnerstag auf Instagram. Auf YouTube kursierte das Video vorab, abgefilmt bei einem Konzert und weitgehend tonlos, am Ende hört man „Till“-Sprechchöre. Jener Ausschnitt, den Lindemann veröffentlichte, ist der verstörendste: Man sieht ihn mit weißblonden Rastazöpfen, Hut und hellem Anzug im Dschungel, dann bei einer Sexszene mit einer erdbeschmierten Frau. Er hält ihr den Mund zu. In der am Freitag auf Youtube veröffentlichten Endfassung tritt er die Frau, das Mund-Zuhalten sieht man nicht mehr.

Provokation auf mehreren Ebenen: Outfit und Frisur lassen sich als Kommentare zu den Debatten um Kolonialisierung und kulturelle Aneignung verstehen. Noch weiter geht er mit der potenziellen Vergewaltigungsszene: Mehrere Frauen haben vergangenes Jahr (teils anonym) Vorwürfe gegen Lindemann erhoben, fühlten sich sexuell von ihm missbraucht. Ein regelrechtes System um ihn herum flog auf, zum Zweck, ihm Frauen zu sexuellen Zwecken zuzuführen. Kurz wurde ermittelt, doch juristische Konsequenzen gab es keine – für ihn. Den jungen Frauen ließ Lindemann reichlich Post von seinen Anwälten zukommen. Er und die Band Rammstein machen unbeirrt weiter, ab Mai geht es auf Tour, einige Konzerte sind schon ausverkauft. Als Soloprojekt veröffentlichte Lindemann im November das Album „Zunge“. Im Titeltrack heißt es: „Meine Zunge hat keinen Knochen. Und so sag’ ich, was ich will.“

»Wenn du das Ruder nicht selbst rumreißt, wirst du noch genug Dreck fressen müssen, heißt es in „Entre dos tierras“.«

Er sagt, was er will. Er tut, was er will. Und er beherrscht das Spiel mit der Provokation selbst als „abgehalfterter Horrorclown“ (© „Stern“). Lindemann will nicht versöhnen, sich entschuldigen, er nährt sein Image als sexuell Abnormaler, als Ekel. Sein „Entre dos tierras“ (Zwischen zwei Welten) ist ein grobschlächtiges Cover, das Original hatte die spanische Band Héroes del Silencio 1990 veröffentlicht. Inhaltlich ist es halb Anklage, halb Aufruf, das eigene Narrativ wieder selbst zu bestimmen. „Wenn du das Ruder nicht selbst rumreißt, wirst du noch genug Dreck fressen müssen“, heißt es darin. Dass Lindemann diesen alten Hit dazu benutzte, eine Unterwerfungsfantasie zu visualisieren, sollen seine Bandkollegen im Vorfeld nicht gewusst haben, will die „Bild“ aus deren Umfeld erfahren haben. Provokation und Respektlosigkeit gehen oft Hand in Hand, auch hier. Wer möchte mit jemandem arbeiten, dem die Meinung der Kollegen egal ist? Wer mit einem Mann schlafen, der Frauen nicht respektiert, wie das Video deutlich zeigt? Vielleicht haben selbst Lindemanns freiwillige Groupies einmal genug von ihm.

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