Konjunktur

Deutsche Wirtschaft 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft

Das Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Einige Banken-Ökonomen sind pessimistischer und erwarten ein Minus von 0,3 Prozent.
Das Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Einige Banken-Ökonomen sind pessimistischer und erwarten ein Minus von 0,3 Prozent. IMAGO/Zoonar.com/Êrik Lattwein
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Vor allem die Baubranche litt unter einem Nachfrageeinbruch. Die Aussichten für das neue Jahr bleiben weiterhin getrübt, viele Unternehmen seien verunsichert.

Hohe Inflation, steigende Zinsen und schwache Weltkonjunktur haben die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr schrumpfen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank voraussichtlich um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. 2022 hatte es noch zu einem Wachstum von 1,8 Prozent gereicht. Für heuer erwarten Experten bestenfalls ein leichtes Wachstum, einige gehen sogar von einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung aus.

Ausgebremst wurde die deutsche Konjunktur gleich von mehreren Seiten. Die hohe Inflation dämpfte die Kaufkraft der privaten Haushalte, die sich deshalb mit dem Konsum zurückhielten. Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft die starke Teuerung mit dem höchsten Zinsniveau ihrer Geschichte. Das bekam die Baubranche besonders zu spüren: Sie erlitt einen Nachfrageeinbruch, da für viele potenzielle Häuslbauer der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der teuren Finanzierungskosten platzte. Den Exporteuren wiederum machte die schwache Weltkonjunktur zu schaffen. Hinzu kommen politische Unsicherheiten - vom russischen Krieg gegen die Ukraine und in Nahost bis hin zu den haushaltspolitischen Turbulenzen in der deutschen Regierung.

Dabei ist die mit Österreich stark verflochtene deutsche Wirtschaft laut Schätzung der Behörde auch Ende 2023 gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt sei von Oktober bis Dezember „nach bisherigen Ergebnissen“ voraussichtlich um 0,3 Prozent zum Vorquartal zurückgegangen, teilte das Bundesamt mit. Im dritten Quartal habe es noch stagniert.

Magere Investitionspläne

Die Aussichten für das neue Jahr bleiben getrübt. „Viele Unternehmen sind aufgrund der unklaren Fördersituation verunsichert und halten sich mit Investitionsplänen zurück“, sagte die Konjunkturexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Laura Pagenhardt. „Das dürfte sich vor allem im neuen Jahr in schwachen Investitionszahlen niederschlagen.“ Das DIW rechnet für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Einige Banken-Ökonomen sind pessimistischer, darunter Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: „Für 2024 erwarten wir weiter ein Minus von 0,3 Prozent“.

Der deutsche Staatshaushalt wurde indes von höheren Zinsausgaben, teuren Energiehilfen und den Kosten für das Deutschlandticket belastet. Die Ausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung überstiegen die Einnahmen um 82,7 Mrd. Euro. Das entspricht einem Defizit von 2,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es fällt damit allerdings niedriger aus als in den Vorjahren, die von hohen Kosten infolge der Coronakrise geprägt waren: 2022 lag das Defizit noch bei 2,5 Prozent, 2021 bei 3,6 Prozent, 2020 bei 4,3 Prozent. (APA/ Reuters)

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