Morgenglosse

Donald Trump, der Unausweichliche

Donald Trump, der Triumphator
Donald Trump, der TriumphatorGetty Images / Chip Somodevilla
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Der Ex-Präsident ist in Iowa erwartungsgemäß mit großem Vorsprung in die Vorwahlsaison gestartet. Sein Triumph bei den republikanischen Primaries scheint ihm gewiss. Bei arktischen Temperaturen war die Urwahl insgesamt ein Sieg der Demokratie – auch wenn das Ergebnis vielen nicht schmeckt.

War es das schon? Ist das Rennen um die Nominierung der Republikaner für die Präsidentschaftswahl in neuneinhalb Monaten schon gelaufen? Für Donald Trump hätte der Start in die Vorwahlsaison nicht besser verlaufen können. Knapp mehr als die Hälfte der Teilnehmer bei der Urwahl in Iowa hat ihre Stimme für den Ex-Präsidenten abgegeben.

Das sagt alles über das Stimmungsbild in der einstigen Grand Old Party, die Trump längst zu einem Gutteil gekapert hat – trotz 91 Anklagepunkten in mehreren Gerichtsverfahren, trotz einer Skandalserie während seiner Präsidentschaft. Die Unterstützung einer Mehrheit der republikanischen Parteibasis scheint ihm sicher, seien Triumph unausweichlich – sein Sieg bei den Vorwahlen, der bereits am „Super-Tuesday“ in sechs Wochen feststehen dürfte. Das ist vor dem Beginn der Prozess-Serie gegen ihn, die er in Trump-Manier zu einer Justiz-Show umfunktionieren wird.

Ein Abstieg, der zum Ausstieg von DeSantis führen wird

Seine schärfsten Kontrahenten, Ron DeSantis und Nikki Haley, kamen gerade einmal auf 40 Prozent. Für den Gouverneur von Florida scheint damit das Maximum erreicht. Dabei ist er durch alle 99 Wahlkreise getourt, um wie einst Barack Obama das Agrarland im Mittleren Westen im Sturm zu erobern. Er hat dort fast alle Ressourcen eingesetzt. Von Iowa aus beginnt nun sein Abstieg, und sein Ausstieg aus dem Vorwahlkampf scheint nur eine Frage der Zeit.

Nikki Haley ist nur auf dem dritten Platz gelandet. Doch ihre Chancen stehen wesentlich besser, bei den nächsten Vorwahlen in New Hampshire und daraufhin in ihrem Heimbundesstaat South Carolina Trump immerhin Paroli bieten zu können. Die bald 52-Jährige, eine frühere UN-Botschafterin, avanciert zur stärksten Gegnerin des Ex-Präsidenten – und als Alternative, sollte ihm wider Erwarten der Weg zur Präsidentschaftskandidatur versperrt bleiben. Für 2028 hat sich Haley indes in die Pole-Position gebracht, nach dem Ende einer weiteren Amtszeit für Joe Biden und Donald Trump.

Ein böses Omen für Trump?

Ein Sieger der Vorwahl in Iowa ist indessen die Demokratie in den USA – auch wenn das Ergebnis vielen nicht schmeckt. Dass bei Eiseskälte und Minusgraden von 25 Grad mehr als 100.000 Menschen am Montagabend an der Urwahl in Schulen und Sporthallen teilnahmen, um in stundenlangen Debatten und einem langwierigen Procedere einen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Weiße Haus in Washington zu ermitteln, ist durchaus beachtlich. Es spricht für eine Wählerschaft, die seit sechs Jahrzehnten geschult ist für eine Basis-Wahl und der das Privileg bewusst ist, als Vorreiter „first in the Nation“ zu sein – auch wenn ihre Wahl es dann nicht ins Präsidentenamt schafft. Donald Trump hat in Iowa 2016 verloren, Joe Biden 2020. Sollte das für Trump nun ein böses Omen werden?

Trumps Durchmarsch bei den Vorwahlen muss indes nicht zwangsläufig im Weißen Haus enden. Der letzte Iowa-Sieger, der es zum Präsident gebracht hat, war 2008 Obama. Trump scheiterte im „First-in-the-Nation“-Staat 2016 wie Biden vier Jahre später.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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