Klima

Österreichs Emissionen sinken und sinken und sinken

Auch die Energiebranche konnte ihren Treibhausgasausstoß zuletzt deutlich senken.
Auch die Energiebranche konnte ihren Treibhausgasausstoß zuletzt deutlich senken. Imago / Dwi Anoraganingrum
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Nun ist es fix: Österreich hat 2022 deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen als je zuvor. Und in der Tonart geht es weiter: 2023 dürfte das Land erneut seine bis dato beste Klimabilanz vorlegen können. Das ist gut. Aber ist es gut genug?

Wien. Der globale Trend ist ungebrochen: Auch im Vorjahr stieß die Welt in Summe wieder mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als je zuvor. In Österreich hingegen läuft es nun schon das zweite Jahr in Folge zumindest einmal in die richtige Richtung.

2022 sanken die Emissionen des Landes laut der nun vorliegenden endgültigen Bilanz des Umweltbundesamtes um 5,8 Prozent oder 4,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Damit fällt die Bilanz zwar etwas schlechter aus als die erste Schätzung aus dem Sommer (minus 6,4 Prozent), markiert aber dennoch das bis dato beste Jahr seit 1990. Überraschend war, dass die Emissionen auf breiter Front, also von den Gebäuden über die Industrie bis zu Landwirtschaft und Verkehr rückläufig waren, obwohl die Wirtschaftsleistung gestiegen ist.

Experten erklären den Rückgang auch mit externen Faktoren. So habe etwa die starke Teuerung bei den Energiepreisen dazu beigetragen, dass Menschen sparsamer geheizt und Auto gefahren seien. Auch die ungewöhnlich warme Witterung reduzierte die Zahl der Heizgradtage und damit die Emissionen aus diesem Bereich.

Echte Reduktion höher?

2023 dürfte nach ersten Einschätzungen in einer ähnlichen Tonart weitergegangen sein. Nach einer Berechnung der Universität Graz sollten die Emissionen im Vorjahr um weitere sieben Prozent gesunken sein. „Basierend auf den bis Oktober verfügbaren Verbrauchsdaten für Erdgas, Erdölprodukte und Elektrizität haben wir eine Prognose für die österreichischen Treibhausgasemissionen im Jahr 2023 erstellt. Demnach werden diese heuer gegenüber 2022 um etwa sieben Prozent sinken – das entspricht rund fünf Millionen Tonnen“, sagte der Klimatologe Gottfried Kirchengast vom Wegener Center. Die Schwankungsbreite der Vorhersage liegt bei zwei Prozent – ein kräftiges Minus sollte es also in jedem Fall werden.

Forschende der Universität Innsbruck halten sogar noch höhere Rückgänge bei den heimischen Treibhausgasemissionen für wahrscheinlich. Luft-Messungen am Atmosphärenobservatorium der Universität Innsbruck hätten gezeigt, dass die Kohlendioxidemissionen in Westösterreich seit 2018 „um bis zu 20 Prozent gesunken“ seien, erklärten die Wissenschaftler.

Minus zwanzig Prozent sei „deutlich unter den von verschiedenen Modellen prognostizierten Werten“, sagt Thomas Karl vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck und forderte eine strengere Beurteilung der Plausibilität von klassischen Treibhausgasbilanzen ein.

Lücken bleiben bestehen

Doch schon die offiziellen CO2-Zahlen bieten einen guten Nährboden für Kontroversen. Während sich das grüne Klimaschutzministerium in seinem Kurs bestätigt fühlt, verweisen Umweltschutzorganisationen auf die bestehenden Lücken in der heimischen Klimapolitik. So fehle etwa ein Klimaschutzgesetz, das einen verbindlichen Reduktionspfad vorschreibt und dessen Einhaltung auch garantieren könne.

Denn um seine angestrebten Ziele zu erreichen, sind zwei gute Jahre nicht genug, betont auch das Umweltbundesamt. Bis 2030 muss Österreich seine Emissionen um 48 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 reduzieren, um Milliardenzahlungen zu verhindern.

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