Klima

Österreichs Wälder im Klimastress

Ein Hektar Wald speichert in Österreich jedes Jahr zehn Tonnen CO<sub>2</sub>.
Ein Hektar Wald speichert in Österreich jedes Jahr zehn Tonnen CO2. Imago / Josu Torrealday
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Die Erderwärmung bedroht die wichtige CO2-Senke. 2023 mussten die Bundesforste eine Million Festmeter Schadholz aus dem Wald holen. Der Umbau des Waldes für heißere Zeiten läuft, kostet aber viel Geld.

Wien. Der Feind ist kaum zu sehen. Ein bis zehn Millimeter klein bohrt er sich in das Fichtenholz, vermehrt sich dort rasend schnell und ist so längst zur größten Gefahr für Österreichs Wälder geworden. Ein einziges Paar an Borkenkäfern kann angesichts der steigenden Temperaturen durch den Klimawandel in dritter Generation nun schon hunderttausend Nachkommen haben. Wie stark sich diese Bedrohung geändert hat, weiß kaum jemand besser als die Österreichischen Bundesforste: Neun der zehn heißesten Jahre der vergangenen Jahrhunderte erlebte das Land in den letzten drei Dekaden. Die Zahl der Hitzetage hat sich verdoppelt. „Und kein anderes Unternehmen in Österreich ist so stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen wie wir“, sagt ÖBF-Vorstand Georg Schöppl.

Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Andreas Gruber verantwortet er 15 Prozent der heimischen Waldfläche. Aufzeichnungen über Waldbestand und Temperaturen gehen hier weit in die k.u.k.-Zeit zurück. 2023 war demnach das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1767. Nur der regenreiche Frühling hat den Bundesforsten die Saison gerettet. Aber auch so beklagt das Staatsunternehmen eine Million Festmeter Schadholz, das wegen Käferbefalls oder Windwurf entnommen werden musste. Die Quote liegt damit bei 55 Prozent der gesamten Erntemenge, früher waren es meist unter 30. Während der Borkenkäfer im Vorjahr vor allem in der Obersteiermark und in Kärnten wütete, sorgte alleine das Sturmtief Zoltan zu Weihnachten noch einmal für 250.000 Festmeter Schadholz. Auch deshalb lag die Holzerntemenge 2023 mit 1,9 Millionen Festmetern schon das dritte Jahr über dem Plan.

Die alten und die jungen Wälder

Wälder sind auch im Kampf gegen die Erderwärmung essenziell, da sie als CO2-Senke Kohlendioxid binden können. Ein Hektar Wald speichert in Österreich im Jahr etwa zehn Tonnen CO2. Europaweit binden die Wälder rund 20 Prozent des jährlichen Kohlendioxid-Ausstoßes. Am wirkungsvollsten sind die Pflanzen in einem Alter zwischen 40 und 60 Jahren, danach sinkt ihre Kraft als CO2-Speicher deutlich. Aber Europas Wälder überaltern, warnte der Europäische Klimabeirat erst am Donnerstag. Und damit sinkt auch ihre Fähigkeit, dem Klimawandel entgegen zu wirken.

„In Österreich ist das nicht der Fall“, sagt Georg Schöppl. Die nachhaltige Bewirtschaftung hat den Vorrat in den Wäldern der Bundesforste seit 2017 von 112 Millionen Festmeter auf 113,4 Millionen Festmeter Holz wachsen lassen. Doch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel geht ins Geld. Alleine der aufwändige Kampf gegen den Borkenkäfer – mit Schlitzfallen und Fangbäumen – schlug 2023 mit 6,9 Millionen Euro zu Buche. Dazu kommt das kostspielige Pflanzen neuer Baumarten wie Lärchen, Tannen und in gebirgigen Lagen auch Laubbäumen, um besser gegen steigende Temperaturen gewappnet zu sein. In Summe ist die Waldschadensbilanz 2023 auf 32,1 Mio. Euro leicht gestiegen. Bis 2030 rechnen die Bundesforste mit Anpassungskosten von hundert Millionen Euro.

Der Wald wirft genug ab

Aber noch wirft der Wald genug ab, um seine Umrüstung für heißere Zeiten selbst zu bezahlen. „Wir müssen nicht den Hut kreisen lassen beim Finanzminister“, sagt Schöppl. Unter dem Strich wird in der Bilanz wie schon im letzten Jahr ein kräftiges Plus stehen. Das liegt auch daran, dass der Holzpreis, den Bundesforste erzielen konnten, trotz des hohen Schadholzanteils über den knapp 88 Euro je Festmeter aus dem Vorjahr zu liegen kam. Auch die übrigen Geschäftsfelder wie Energie und Immobilien trugen erneut dazu bei, dass der Kampf gegen die Folgen der Erderwärmung für die Bundesforste finanzierbar bleibt. Alternativen gibt es auch für private Waldbesitzer keine, mahnt Vorstand Schöppl: „Es ist einfach nicht mehr möglich, dem Borkenkäfer zuzuschauen.“

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