Randerscheinung

„Es geht bergauf“-Spirit im Jänner

Florian Asamer
Florian Asamer Carolina Frank
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Die Zahl der unerledigten Mails ist nicht kleiner geworden, und der Hund geht umso früher und lieber hinaus, je kälter es ist.

Also heuer ist es offenbar ein Ding, den Jänner über nichts zu trinken (also nichts Alkoholisches, überhaupt nichts zu trinken, wird dann wahrscheinlich in ein paar Jahren ein Ding sein), und kein Fleisch zu essen auch. Das weiß ich, weil ich da dauernd so Artikel angeboten bekomme wie „Was passiert mit dem Körper, wenn Sie einen Monat keinen Alkohol trinken“. Also bei mir ist die Chance hoch, dass ich den Jänner über weder Alkohol (99,9 Prozent) noch Fleisch (85 Prozent) zu mir nehmen werde (übrigens ähnlich wie in den übrigen Monaten des Jahres). Deshalb könnte ich hier aus erster, langjähriger Hand darüber schreiben, was das mit dem Körper macht. Und mit dem Geist auch. Aber diese Artikel gibt es ja schon.

Was den Jänner angeht, halte ich mich gern an meinen Schwager. Der meinte vor ein paar Tagen am Telefon mit großem Schwung: „Es geht schon wieder bergauf.“ Und bezog das auf die kürzer werdenden Nächte und das Plus an Licht. Allerdings sagte er das von Innsbruck aus, wo Sonne im Jänner und Februar die Regel und nicht die Ausnahme ist. Ich kann den „Es geht bergauf“-Spirit momentan jedenfalls gut gebrauchen. Mir gelingt nämlich dieser Zaubertrick mit dem Jahreswechsel nicht mehr ganz so gut. Also die Vorstellung, dass innerhalb von zwei Wochen sich alles von „so ein zäher Schlauch“ - Simsalabim - auf Neuanfang dreht. Die Zahl der unerledigten Mails ist nicht kleiner geworden, und der Hund geht umso früher und lieber hinaus, je kälter es ist. Ich bin schon gespannt, wann wir in der Dunkelheit beim Waldspaziergang dem ersten Wolf begegnen. Und wer dann wen verteidigt. Bis dahin suche ich mir noch ein ganz auf mich zugeschnittenes Detox-Thema (vielleicht keine E-Mails im Februar?) und schaue weiter dabei zu, wie es bergauf geht.

(Die Presse Schaufenster, 19.1.2024)

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