Herbert Kickl

Im Davos der FPÖ

Kritik an der WHO ist bei der FPÖ ein thematischer Dauerbrenner.
Kritik an der WHO ist bei der FPÖ ein thematischer Dauerbrenner. APA / APA / Erwin Scheriau
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Die Blauen holten zum verbalen Rundumschlag gegen das Weltwirtschaftsforum, die WHO und „Mainstream-Medien“ aus.

Wien. Der Zeitpunkt des heutigen Pressetermins in Wien sei nicht zufällig gewählt worden, sagte FPÖ-Parteichef Herbert Kickl am Freitag. Denn heute gehe das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos zu Ende. Als eine Art Gegenveranstaltung zum Treffen der Spitzenpolitiker, Unternehmer und Forscher präsentierte die FPÖ ihre mehr als eineinhalbstündige Pressekonferenz. Denn das Weltwirtschaftsforum rund um seinen Gründer Klaus Schwab ist zu einem Feindbild der FPÖ avanciert.

Schwab wird von den Blauen als der Strippenzieher einer globalen Elite gesehen, der von einer „neuen Normalität“ und einem „neuen Menschen“ träume. Im Rahmen eines „großen Neustarts“ plane diese Elite massive Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte etwa durch ihre Klimapolitik, so die Kritik der FPÖ. Es solle ein „Ausnahmezustand“ geschaffen werden, „der auf Dauer angelegt ist“, meinte Kickl. „Wir stellen uns mit aller Kraft dem ,Great Reset‘ entgegen.“

Zum Treffen in Davos sagte der blaue Parteichef: „Man sieht, wo die Radikalität beheimatet ist: nicht bei den Freiheitlichen, sondern bei jenen, die das Projekt der ‚neuen Normalität‘ weitertreiben.“ Er nannte den Kampf gegen „übergeordnete, internationale Organisationen ein Kernprogramm der FPÖ“. Alle anderen Parteien würden hingegen die Interessen der „großen Organisationen“ verfolgen und seien damit „eigentlich ein Fall für den Verfassungsschutz“, so Kickl.

Warnung vor Weltregierung

Wichtiger Teil dieser mutmaßlichen Verschwörung globalistischer Kräfte sollen aber auch die Vereinten Nationen, allen voran die Weltgesundheitsorganisation (WHO), sein. „Sie wissen ja, seit Jahrzehnten wird eine Weltregierung unter dem Dach der UNO vorbereitet“, sagte der blaue Nationalratsabgeordnete Gerald Hauser. Die WHO könnte das „Exekutivorgan einer neuen Weltregierung“ sein.

Mit zwei geplanten Vorhaben will die Weltgesundheitsorganisation Österreich laut Hauser in die „Gesundheitsdiktatur“ führen. Er nannte den Pandemievertrag und die Änderungen der internationalen Gesundheitsvorschriften. Über die Vorhaben verhandeln derzeit die Mitgliedstaaten der WHO.

Kickl warnte vor „geplanten Anschlägen auf unsere Gesundheit“. Die WHO wolle „unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes ihre Pläne von einem ‚neuen Menschen‘ umsetzen“. Wenn die WHO künftig eine Pandemie ausrufe und die Vorhaben umgesetzt würden, seien die nationalen Parlamente „nicht einmal mehr Nebendarsteller“.

Widerspruch von Experten

Dieser Sicht haben mehrere Fachleute widersprochen, so der Völkerrechtler und Gesundheitsexperte Pedro Villarreal. Er forscht an der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik unter anderem zu den Reformen der WHO. Er verwies jüngst etwa in der „Presse“ darauf, dass Hauptanliegen des geplanten Pandemievertrags die bessere Koordinierung in Gesundheitsfragen und eine gerechtere Verteilung von medizinischen Gütern sind. Die Souveränität der Nationalstaaten werde nicht eingeschränkt, daher gehe die von der FPÖ vorgebrachte Kritik ins Leere.

Hauser hält trotzdem an seinen Vorwürfen fest. Mit dem Arzt Hannes Strasser schrieb er jüngst das Buch „Die gestohlene Normalität“ über die WHO, am Freitag wurde es auf der Pressekonferenz präsentiert. Hauser und Strasser holten zu einem Rundumschlag gegen die Coronapolitik weltweit und national aus, Impfschäden durch Corona-Impfungen wurden als ein Massenphänomen dargestellt.

340 Impfschäden anerkannt

Zur Einordnung: In Österreich wurden bis 2024 wegen Corona-Impfungen 2251 Anträge nach dem Impfschadengesetz gestellt. In 340 Fällen wurde bisher ein Schaden anerkannt, in 846 Fällen wurde der Antrag abgelehnt. Bis zum 8. Jänner 2024 wurden österreichweit 21.066.145 Corona-Impfungen verabreicht. Bei rund 0,01 Prozent der Impfungen wurde also ein Antrag nach dem Impfschadengesetz gestellt. Strasser und Hauser halten das Problem der Impfschäden aber für viel verbreiteter, allerdings würden die „Mainstream-Medien“ das so wie viele andere Vorgänge vertuschen.

So bald dürfte der blaue Protest gegen die WHO nicht zurückgehen: Kickl kündigte an, im Nationalrat werde es „entschlossenen Widerstand“ gegen die WHO-Vorhaben geben. Wenn er Bundeskanzler sei, werde Österreich dem Pandemievertrag nicht zustimmen.

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