Interview

Peschorn zum Fall Signa: „Das untergräbt das Vertrauen in unser System“

„Ich habe dieses Geschäftsmodell nie verstanden. Vor allem nicht hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit“, sagt Wolfgang Peschorn, Chef der Finanzprokuratur.
„Ich habe dieses Geschäftsmodell nie verstanden. Vor allem nicht hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit“, sagt Wolfgang Peschorn, Chef der Finanzprokuratur.Clemens Fabry
  • Drucken

Interview. Vieles bei Signa habe „gerade noch dem Gesetz entsprochen“, sagt Wolfgang Peschorn, Chef der Finanzprokuratur. Allerdings sei einiges – etwa die hohen Renditen – auch auffällig gewesen. Entscheidend sei daher auch das Ethos der in der Wirtschaft tätigen Personen. Manche Vorgangsweisen sollten künftig „geächtet“ werden.

Die Presse: Die drei größten insolventen Signa-Gesellschaften – Holding, Prime und Development – haben zusammen Passiva von circa 10,7 Milliarden Euro. Wie viel davon entfällt eigentlich auf die öffentliche Hand?

Wolfgang Peschorn: Es gibt Ansprüche aus rückständigen Abgaben. Diese bewegen sich je nach betroffener Gesellschaft im einstelligen und im knapp zweistelligen Millionenbereich. Das ist der derzeitige Stand.

Die öffentliche Hand ist somit ebenfalls Gläubiger und Sie ihr Vertreter. Bei der jüngsten Gläubigerversammlung von Signa Prime und Development wurde von der Insolvenzverwaltung eher Optimismus versprüht, etwa dass die Finanzierung ausreiche. Teilen Sie diesen Optimismus?

Was ich teile, ist, dass jetzt in den Sanierungsverfahren sorgfältig und rasch ein Überblick über alle wichtigen Themen erarbeitet werden muss. Das ist herausfordernd genug, weil nur drei Monate nach der Verfahrenseröffnung bereits feststehen soll, ob der angebotene Sanierungsplan angemessen ist, oder ob es bessere Alternativen für die Gläubiger gibt.

Was ist aus Ihrer Sicht eigentlich der Grund für das Scheitern? War es eine Überschuldung oder Liquiditätsmangel?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.