Frauen in den ukrainischen Streitkräften müssen sich ihr Ansehen hart erkämpfen – und das Recht auf die eigene Uniform. Doch die wachsende Zahl von Soldatinnen an der Front trägt zum Abbau von Geschlechterstereotypen bei. Der Krieg ist der Motor dieses Prozesses.
Anna Schambalschaw steht in der Mitte eines weiß gestrichenen Raumes im Zentrum von Kiew und probiert eine Militäruniform an. Ihre Uniform. Endlich. Sie passt. Nicht zu eng? „Nein.“
Ausfüllen muss frau die Uniform, sonst wird es unangenehm. Anna hat die Probleme mit dem tief geschnittenen männlichen Hosenbund und dem schlackernden Oberteil am eigenen Leib erlebt. „Wenn du eine Männeruniform anhast und dich hinsetzt, schaut dein Hintern raus“, sagt sie. „Und wenn du dich streckst, rutscht die ganze Jacke hoch.“ Diese Uniform in Pixeloptik ist anders. Die hochgeschlossene, körpernah geschnittene Jacke, Kitel genannt, berücksichtigt Annas schmälere Schultern ebenso wie ihre Rundungen. Die hochgeschnittene Hose gibt den Hüften Raum und endet dort, wo sie enden soll: an der Taille.
„Wenn man mir früher gesagt hätte, ich würde eine Uniform anziehen, hätte ich das nicht geglaubt“, sagt Anna und lacht. Es klingt, als wäre sie selbst noch ein wenig überrascht über ihren Weg.