Luftfahrt

„Strukturelle Systemveränderung“: AUA beobachtet drastischen Rückgang der Geschäftsreisen

Die AUA blickt positiv auf das Jahr 2023 zurück.
Die AUA blickt positiv auf das Jahr 2023 zurück.APA / APA / Eva Manhart
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Der Anteil der Geschäftsreisen bei der AUA ist seit 2019 um die Hälfte zurückgegangen. Privatreisen nahmen zu, so AUA-Vorstand Trestl. Er geht mit keinen signifikanten Ticketpreis-Erhöhungen 2024 aus.

Die Austrian Airlines (AUA) werden das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 offenbar sehr positiv bilanzieren können. Man könne auf ein „sehr erfreuliches Jahr“ zurückblicken, was die wesentlichen Kennzahlen betrifft sagte AUA-Vorstand Michael Trestl im APA-Interview.

Die genauen Zahlen für das Jahr 2023 wollte und konnte Trestl, der unter anderem für Network Management & Revenue Steering, Verkauf, IT und Austrian Brand Experience bei der AUA verantwortlich zeichnet, unter Verweis auf die Bilanzveröffentlichung im März nicht bekanntgeben. Aber: „Das Jahr ist sehr erfreulich verlaufen, trotz all der Herausforderungen. Im Vergleich zu 2022, das noch von Corona geprägt war, deutlich besser. Wir haben die Pandemie hinter uns gelassen.“ Vergangenes Jahr waren jedenfalls bereits positive Quartalsergebnisse veröffentlicht worden. So konnte im dritten Quartal ein deutliches Plus erzielt werden: Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 741 Mio. Euro und das Betriebsergebnis (Ebit) um 17 Prozent auf 129 Mio. Euro.

Was die „Produktion“ - also die Anzahl der Flüge und Passagiere betrifft - werde man in 2023 bereits wieder auf dem Vor-Corona-Niveau zu liegen kommen, so Trestl. Es sei auch für die AUA-Verantwortlichen „überraschend“ gewesen, dass sich der Flugverkehr nach Corona „so schnell und so stark“ erholt habe, räumte das Vorstandsmitglied ein.

Home Office und Nachhaltigkeit

Sorgen bereitete dem AUA-Manager hingegen der Geschäftsreiseverkehr. „Das Geschäftsreisesegment hat sich noch nicht erholt und ist weiter noch nicht auf jenem Niveau wie vor Corona. Wir hatten beispielsweise im Jahr 2019 einen Geschäftsreiseanteil von 26 Prozent, 74 Prozent machten die Privatreisen aus. In 2023 machten die Geschäftsreisen hingegen nur 16 Prozent aus“, konkretisierte Trestl. Man verzeichne eine Segmentverschiebung, die ebenfalls überrasche: „Es handelt sich wohl um eine strukturelle Systemveränderung. Wir denken auch, dass sich das nicht so schnell verändert. Es ist nicht absehbar, dass sich das im Jahr 2024 normalisiert. Wir werden, was den Geschäftsreiseverkehr betrifft, heuer wohl auf den Zahlen von 2023 verbleiben.“

Der Rückgang im Geschäftsreiseverkehr hänge einerseits mit der zunehmenden Online-Kommunikation zusammen, die durch Corona einen Schub erfahren habe. Und andererseits damit, dass Unternehmen - im Sinne der „Nachhaltigkeit“ - die Kurzreiserichtlinien ändern und verstärkt auf andere Reiseformen wie etwa die Bahn setzen. Positiv jedoch: Der verloren gegangene Anteil bei den Geschäftsreisen habe durch ein Mehr an Privatreisen „überkompensiert“ werden können. „Wir haben vergangenes Jahr mit deutlich mehr Angebot im Privatreisesegment aufgewartet und etwa neun neue Kurstreckenziele aufgesetzt“, erinnerte Trestl. Auch im heurigen Jahr werde die AUA die „Kurzstreckenexpansion fortsetzen.“

Flugverbindungen nach Frankfurt ausgesetzt

In Sachen Ticketpreisen deutete Trestl keinen Trend nach oben an: „Aktuell gehen wir eher von einer stabilen Preisentwicklung und keinen signifikanten Ticketpreiserhöhungen aus.“ Man müsse aber immer mitbedenken, dass sich die Kosten in allen Bereichen deutlich nach oben entwickeln würden. „Der Markt war im vergangenen Jahr in der Lage, die höheren Preise zu akzeptieren. Wir gehen aber davon aus, dass wir in diesem Jahr mit stabilen Preisen wirtschaften werden“, erläuterte der AUA-Vorstand.

Hinsichtlich der ständig virulenten Kapazitätsentwicklung bzw. den Kapazitätsproblemen prophezeite Trestl der Europäischen Luftfahrt einen sehr herausfordernden Sommer. Es gebe „Herausforderungen mit Systempartnern“, die alle Airlines betreffen würden, spielte der Manager etwa auf die Airbus-Problematik an. Dass die AUA-„Mutter“ Lufthansa sowohl die Flugverbindung Linz-Frankfurt als auch Innsbruck-Frankfurt wegen Airbusproblemen mit Beginn des Sommerflugplans 2024 im April ausgesetzt hatte, sei die „Konsequenz aus den Kapazitätsengpässen bei Airbus“. Bei bis zu 1.000 Luftfahrzeugen des Typs Airbus A-320 Neo, die mit den Triebwerken der amerikanischen Herstellerfirma Pratt & Whitney ausgestattet sind, muss eine dringend notwendige Sicherheitswartung durchgeführt werden. „Es gibt am Weltmarkt zu wenig Ersatztriebwerke“, brachte es Trestl auf den Punkt. Die AUA habe aber erst fünf Maschinen dieses Typs in Verwendung und daher die „Thematik gut im Griff.“

Innsbruck leidet unter Problemen im Geschäftsreiseverkehr

Bezüglich des Innsbrucker Airports gehe es darum, den Wirtschaftsraum Tirol bestmöglich „an Europa und die Welt“ anzubinden. Die AUA sehe dies auch als Verpflichtung an. Unter den Problemen im Geschäftsreiseverkehr leide aber natürlich besonders auch die Innsbruck-Verbindung. Darüber hinaus gehöre zu einer „nachhaltigen Bedienung auch die Wirtschaftlichkeit“, aber die AUA stehe natürlich zur Strecke in die Tiroler Landeshauptstadt: „Diese Frage stellt sich nicht.“

Wo würde er die Hebel ansetzen, um den Kapazitätsengpässen generell zu begegnen? Man müsse die Effizienzfrage stellen, so Trestl. Es gelte, die gemeinschaftliche Luftraumsicherung in Europa voranzutreiben, stellte der Luftfahrtmanager die „nationalstaatlich organisierten Flugsicherungen“ bzw. die „kleinstaatlich strukturierte Luftraumüberwachung“ zumindest in Frage: „Wir brauchen ein Mehr an Europa. Um Effizienz zu steigern, Synergien zu heben und vieles mehr.“ (APA)

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