Puppy Yoga

Yoga mit Welpen: Tierschützer warnen vor Trendsport

Welpen-Yoga in einem Studio in Frankreich.
Welpen-Yoga in einem Studio in Frankreich.Reuters / Sarah Meyssonnier
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Für die Hundebabys seien die Yoga-Klassen eine „völlige Überforderung“, kritisiert die Wiener Tierschutzombudsstelle. Auch könnte Puppy Yoga dazu verwendet werden, um Welpen zu verkaufen.

Es ist ja auch wirklich entzückend. Da macht man beim Yoga den „herabschauenden Hund“ und eine Schar Welpen tapst unter einem hindurch. Man macht die „Cobra“ und während man versucht, den Oberkörper zu öffnen, krabbeln die kleinen Hunde auf dem eigenen Rücken herum. „Puppy Yoga“ sorgt vor allem auf Instagram und Co. derzeit für Verzücken. Dabei finden die Yoga-Klassen im Beisein von Welpen statt. Auch in Wien und Bratislava gibt es mit „Paws and Poses“ einen Anbieter, allerdings wird auf der Homepage – entgegen der üblichen Yoga-Lehrer-Praxis – keine konkrete Ansprechperson genannt.

Die Welpen sollen den Teilnehmern verschiedene Vorteile bringen, etwa „Stressreduktion, gesteigertes Achtsamkeitsempfinden und bessere Stimmung“, heißt es auf der Homepage. Außerdem soll die Interaktion mit Welpen das Kuschelhormon Oxytocin freisetzen und Gefühle von Glück und Entspannung fördern.

Welpen sind überfordert mit der Situation

Tierschützer sehen das ganz anders. Denn was auf den ersten Moment sehr niedlich aussehe, bedeute für die erst wenige Wochen alte Tiere enormen Stress. Die Tierschutzombudsstelle Wien, eine weisungsungebunden und unabhängige Einrichtung der Stadt Wien, warnte am Montag ausdrücklich in einer Aussendung vor solchen Kursen, die nun auch vermehrt im deutschsprachigen Raum angeboten werden.

„Wir beobachten mit großer Sorge, wie hier schutzbedürftige Tiere für ein „besonderes Erlebnis“ missbraucht werden“, so Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. „Für die teilnehmenden Menschen mag die Zeit wie ‚Wellness mit Welpen‘ wirken. Die Tiere sind jedoch überfordert mit der Situation.“

Welpen angeblich von zertifizierten Züchtern

Über Instagram und Co. ist Puppy Yoga, das bislang hauptsächlich im englischsprachigen Ausland angeboten wurde, in Europa bekannt geworden. Das Prinzip ist einfach: Reguläre Yoga-Stunden werden mit Welpen „angereichert“, die zwischen den menschlichen Teilnehmenden herumpurzeln. Streicheln und kuscheln ist ausdrücklich erwünscht. Die Veranstalter und Veranstalterinnen versprechen positive Erfahrungen und maximale Entspannung für Mensch und Tier – Glückshormone inklusive. Die Hunde stammen laut Eigenangaben oft von zertifizierten Züchterinnen und Züchtern und sollen ebenfalls von den Yoga-Klassen profitieren, weil sie soziale Interaktion erleben und so auf ein Leben bei ihren künftigen Halterinnen oder Halter vorbereitet würden.

„Es klingt wie eine Win-Win-Situation für Mensch und Tier. Aus Tierschutzsicht sind solche Angebote jedoch höchst bedenklich“, so Persy. Die beim Puppy Yoga eingesetzten Hunde sind zwischen acht bis maximal zehn Wochen alt, wenn sie aus ihrer vertrauten Umgebung bei Mutter und Geschwistern ins Yoga-Studio gekarrt werden. In diesem unbekannten Raum voller fremder Menschen verbringen sie dann meist mehrere Stunden – betreut von Yoga-Instruktorinnen und -instruktoren, die in der Regel keine besondere Qualifikation für den Umgang mit den jungen Tieren haben. „Ein solches Ganztagsprogramm hat nichts mit hundegerechter Sozialisierung zu tun, wie es von Veranstalterinnen und Veranstaltern kommuniziert wird – ganz im Gegenteil entsteht dadurch die Gefahr geistiger Überforderung für die kleinen Vierbeiner“, betont Persy.

Alles ein Geschäftsmodell, um Welpen zu verkaufen?

Erschwerend kommt hinzu, dass bei Welpen in der achten Lebenswoche häufig die erste Angstphase auftritt. Die Hunde können schreckhafter sein und sich vor bestimmten Menschen oder Geräuschen fürchten. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass sie nicht mit einer Vielzahl an neuen Reizen überflutet werden, sondern Zeit und Raum bekommen, um neue Situationen zu bewältigen und Routinen zu erlernen. „Verantwortungsbewusste Züchterinnen und Züchter begleiten ihre Schützlinge behutsam dabei und würden sie nie solch einer Situation aussetzen“, so Persy. Es drängt sich auch die Frage auf, ob es sich bei Puppy Yoga um ein Geschäftsanbahnungsmodell für den Verkauf von Welpen handelt.

 „Gerade im Yoga, wo es viel um Achtsamkeit und ein Leben im Einklang mit sich und der Natur geht, ist diese Art der Nutzung von Lebewesen nicht nachvollziehbar. Aus ethischen Gründen und mit einem empathischen Blick auf unsere Mitgeschöpfe kann ich daher nur an alle Yoginis appellieren: Der einzige Hund im Yogastudio sollte der ‚Herabschauende Hund‘ bleiben, den Sie selbst auf Ihrer Yoga-Matte praktizieren“, so die Wiener Tierschutzombudsfrau abschließend. (win)

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