Literatur

Louis-Ferdinand Célines 1944 verschwundener Roman ist jetzt veröffentlicht

Politisch belastete Kultfigur der französischen Literatur: Louis-Ferdinande Céline (1894-1961).
Politisch belastete Kultfigur der französischen Literatur: Louis-Ferdinande Céline (1894-1961).Foto: ullstein bild - adoc-photos 
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1944 verschwand Louis-Ferdinand Célines Manuskript, 2004 tauchte es wieder auf. Nun liegt sein Roman „Krieg“ auf Deutsch vor: Wortakrobatik in Rouge-et-Noir-Optik.

Freunde außergewöhnlicher literarischer Wiederentdeckungen können sich freuen: Mit „Krieg“ von Louis-Ferdinand Céline (1894–1961), der eigentlich Louis Ferdinand Destouches hieß, ist nun der erste Band eines sensationellen Manuskriptfunds bei Rowohlt kongenial ins Deutsche übertragen worden. Die rund 6000 Seiten, von denen „Le Monde“ erstmals im August 2021 berichtete, und deren überraschender Fund ein Feuerwerk der Begeisterung in der französischen Literaturwelt ­entzündete, galten jahrzehntelang als Hirngespinst eines notorischen Aufschneiders, dem man nicht nur in seinen wortgewaltigen Brachialdichtungen schwer über den Weg traute. Célines wiederholt vorgetragene Klage, man habe ihm nach seiner überstürzten Flucht aus Frankreich im Sommer 1944 unveröffentlichte Werke aus seiner Dichterklause in Montmartre gestohlen – eine Story, die er in „Von einem Schloß zum andern“ (1957) noch einmal lebhaft kolportiert –, entpuppt sich nun als gar nicht mal arg verzerrter Tatsachenbericht.

Verlagstantiemen in Gold

Die Hintergründe sind in der Tat spektakulär und lesen sich wie eine von Marc Reichweins „Actionszenen der Weltliteratur“: Als Céline sich vor den heranrückenden alliierten Truppen mit seiner Frau Lucette und Kater Bébert nach Kopenhagen absetzt, wo er vorausschauend seine Verlagstantiemen in Gold hinterlegt hat, brechen Mitglieder der Résistance in seine Wohnung ein, nutzen sie als Quartier und bemächtigen sich der Manuskripte des als militant-antisemitischen Kollaborateurs verschrienen Armenarztes. Unter den Widerständlern ist auch jener Yvon Morandat, der am 25. August 1944 im Alleingang mit seiner Frau den Sitz des Premierministers von der deutschen Besatzung befreien wird.

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