Cho Nam-Joos Roman „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ führt in ein molochartiges Seoul, in dem die Menschen von Immobilienhaien hin und her geschoben werden.
Mani, mittlerweile 37 Jahre alt, wollte einst Kunstturnerin werden, ihr großes Vorbild war die rumänische Turnerin Nadia Comăneci, die mit 14 Jahren bei den Olympischen Spielen von Montreal vier Medaillen holte, zwei davon in Gold. Manis Mutter spart sich das Geld für die teure Ausbildung praktisch vom Mund ab, aber, man muss es leider zur Kenntnis nehmen, trotz unermüdlichen und harten Trainings schafft es Mani nicht, im Leistungssport anzukommen. Es fehlt ihr letzten Endes der Wille, sich tagtäglich bis aufs Blut zu quälen. Zur Schule hat sie einen langen und mühsamen Anfahrtsweg, und in der Turngruppe wird sie von Anfang an gemobbt – am schlimmsten ist der Tag, als sie ihre erste Regelblutung bekommt und ihre weiße Turnhose plötzlich blutdurchtränkt ist. Niemand hat sie darauf vorbereitet, die Kolleginnen haben nur Spott für sie übrig.