Medizin

Aluminium in Lebensmittelfarben

Die Endothel-Zellen nehmen den roten Farbstoff auf, wenn Aluminium dabei ist.
Die Endothel-Zellen nehmen den roten Farbstoff auf, wenn Aluminium dabei ist. JKU
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Das Metall Aluminium steckt in Autos, Kaffeekapseln, Dosen, Deos und vielem mehr. Die Hauptaufnahmequelle für den Menschen ist aber die Nahrung.

Aluminium hat keinen guten Ruf, es gilt für die Gesundheit und für die Umwelt als bedenklich. Wer bei Deos, Getränkedosen oder Grilltassen auf Aluminium verzichtet, wird sich wundern, wie viel davon trotzdem in den Körper gelangt. Einige Lebensmittel lagern auf natürlichem Weg Aluminium ein (z. B. Spinat, Salat, Pilze, Rettich, Mangold, Kakao), und viele Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln und Kosmetika stehen mit Aluminium in Verbindung.

Clara Ganhör von der Medizinischen Fakultät der Uni Linz untersuchte einen Zusatzstoff genauer: Die rote Lebensmittelfarbe Karmin gilt als natürlich und unbedenklich. Karmin ist die Verbindung des Naturstoffs Karminsäure mit Aluminium. Beide Versionen, Karmin (mit Aluminium) und Karminsäure (ohne Alu), finden sich als organische Farbstoffe in Süßigkeiten, Ketchup, Würstel, Mixgetränken, Lippenstiften, Nagellack und vielen anderen Produkten, schreibt das Team der Uni Linz im Journal Food Chemistry. Wie viele andere rote Farbstoffe stammt auch Karminsäure aus Schildläusen: aus der Cochenilleschildlaus, die in Mittel- und Südamerika lebt. Die Weibchen der Insekten werden seit vielen Jahrhunderten zur Gewinnung von rotem Farbstoff genutzt.

Als Lebensmittelfarbstoffe sind Karmin und Karminsäure mit der Kennzeichnung E 120 in der EU zugelassen. Ganhör und ihr Dissertationsbetreuer, David Bernhard, Leiter der Abteilung Pathophysiologie, beobachteten nun, wie unterschiedlich sich die alufreie Karminsäure und das mit Aluminium stabilisierte Karmin in menschlichen Zellen in Laborschälchen verhalten. Karmin kann auch als „Koordinationskomplex“ bezeichnet werden, bei dem die Kombi aus Karminsäure und Aluminium neue chemische und physikalische Eigenschaften erzeugt, wie z. B. die Löslichkeit in Wasser.

Karmin geht in die Zellen

„Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Kombination aus zwei sicheren Substanzen, wie der Farbe und Aluminium, eine sichere Substanz ergibt“, schreibt das Team um Clara Ganhör. Ihre Labortests ergaben aber, dass sich das aluminiumhaltige rote Karmin ganz anders verhält als die wasserlösliche Karminsäure: Karmin wird von menschlichen Zellen wie Darmkrebs- oder Endothelzellen (im Bild) aufgenommen. Karminsäure gelangt nicht ins Innere. In den Zellen erhöhte Karmin die Zellteilungsrate und den Energiehaushalt, beide Vorgänge stehen mit Krankheitsbildern in Verbindung. Die Forschenden plädieren für eine genauere Deklarierung bei zugelassenen Farbstoffen.

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