Geldpolitik

Die Zinswende in den USA lässt wohl noch auf sich warten

Die US-Notenbank Federal Reserve hält auf der ersten Sitzung im Jahr der avisierten Zinswende voraussichtlich noch still. 
Die US-Notenbank Federal Reserve hält auf der ersten Sitzung im Jahr der avisierten Zinswende voraussichtlich noch still. Reuters / Joshua Roberts
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Für den am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid sind sich Experten einig, dass der Leitzins nicht verändert wird. Voraussichtlich werde die US-Notenbank Fed im zweiten Quartal das geldpolitische Ruder herumreißen.

Die US-Notenbank Federal Reserve hält auf der ersten Sitzung im Jahr der avisierten Zinswende voraussichtlich noch still. Für den am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid sind sich die befragten Experten unisono einig, dass die Spanne von 5,25 bis 5,00 Prozent beim geldpolitischen Schlüsselsatz nicht verändert wird.

Die Währungshüter haben im Dezember zwar mehrere geldpolitische Schritte nach unten für das Jahr 2024 ins Auge gefasst. Doch dürfte es aus Sicht der Fed-Beobachter noch einige Monate dauern, bis die erste Senkung ansteht. Vom Presseauftritt des Zentralbank-Chefs Jerome Powell am Mittwoch (ab 20.30 MEZ) erhoffen sich Investoren Hinweise, ab wann mit der von den Finanzmärkten herbeigesehnten Zinswende zu rechnen ist.

Wende im zweiten Quartal erwartet

Ein Großteil befragter Volkswirte geht davon aus, dass die Notenbank im zweiten Quartal das geldpolitische Ruder herumreißen wird - also im Mai oder Juni. Viele Umfrageteilnehmer erwarten dieses Manöver allerdings erst für die zweite Jahreshälfte. Die US-Zentralbank, die stabile Preise und Vollbeschäftigung fördern soll, will die zuletzt auf 3,4 Prozent gestiegene Inflationsrate nachhaltig in Richtung ihres Zielwerts von zwei Prozent drücken. Sie tastete die Leitzinsen zuletzt auf drei Sitzungen in Serie nicht an, nachdem sie diese zuvor in teils aggressiven Schritten nach oben getrieben hatte.

„Es sieht so aus, als ob der Markt sich langsam von seinen Zinssenkungsträumen für den Frühling verabschiedet, und auch ich rechne weiterhin erst im Sommer mit einer Lockerung“, meint die Chefvolkswirtin der Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. Die US-Währungshüter wollen ihrer Ansicht nach „absolut sichergehen“, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung des Inflationsziels ist und der Arbeitsmarkt wieder ins Gleichgewicht gefunden hat.

Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner verweist darauf, dass die Zahl der monatlich neu geschaffenen Stellen 2023 kontinuierlich gesunken sei - von durchschnittlich 312.000 im ersten Quartal auf 165.000 im vierten Quartal. Gleichzeitig fiel die Zahl offener Stellen, und die durchschnittlich gearbeitete Wochenstundenzahl ging zurück. Damit reduziere sich auch das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale: „Der Kampf gegen die überhöhte Inflation ist somit nicht mehr das alles dominierende Thema. Vielmehr dürfte sich die Fed jetzt verstärkt darauf konzentrieren, die weiche Landung der Wirtschaft zu ermöglichen und eine Rezession zu verhindern“, meint Weidensteiner.

Die US-Wirtschaft hatte im Schlussquartal 2023 mit einem überraschend kräftigen Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 3,3 Prozent zwar nochmals die Muskeln spielen lassen. Zuletzt kam sie laut Fed jedoch kaum vom Fleck. Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank erwartet, dass die Konjunktur Schwung verliert. Selbst wenn die Wirtschaftsaktivität in einem der kommenden Quartale leicht schrumpfen sollte, wäre dies aus seiner Sicht kein Beinbruch: Zu einer „sanften Landung“ dürfte es allemal reichen.

Aufgeblähte Bilanzen stehen vor Abbau

Neben Zinssenkungen wird dieses Jahr wohl ein weiteres Thema auf die Tagesordnung der Fed kommen - und zwar das Tempo des Mitte 2022 eingeleiteten Abbaus ihrer aufgeblähten Bilanz. Die Notenbank lässt dabei Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) ersatzlos auslaufen, die sie während der Corona-Pandemie in großem Stil erworben hat. Damit wurde der Anleihebestand laut Commerzbank-Berechnungen um insgesamt 1,3 Billionen auf zuletzt 7,2 Billionen Dollar abgeschmolzen.

Wie aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung hervorgeht, waren Sitzungsteilnehmer dafür, die technischen Einzelheiten einer Verlangsamung des Bilanzabbaus rechtzeitig zu klären. Ein abruptes Ende der Bilanzverkürzung sei nicht zu erwarten, eher ein „Ausschleichen“, meint Ökonom Weidensteiner. Ein solches im Fachjargon als „Tapering“ bekanntes Vorgehen dürfte seiner Ansicht nach in der zweiten Jahreshälfte einsetzen, also vermutlich erst nach einer ersten Zinssenkung. (APA/Reuters)

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