Nachruf

Ehemaliger Burgtheater-Direktor Achim Benning gestorben

Achim Benning
Achim BenningUnbekannt
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Achim Benning war Vorgänger von Claus Peymann am Wiener Burgtheater und leitete das Haus von 1976 bis 1986. Er wurde 89 Jahre alt.

Der ehemalige Burgtheater-Direktor Achim Benning ist 89-jährig gestorben. Die Präsentation des Dokumentarfilms „Achim Benning - Homo Politicus“ von Kurt Brazda durch den ORF am 1. Februar – die Ausstrahlung ist in ORF III am 3. Februar um 8:45 Uhr geplant – wird nun zu einer Gedenkveranstaltung.

Benning, geboren am 20. Jänner 1935 als Sohn eines Ingenieurs in Magdeburg, hat seine Jugend in Braunschweig verbracht und dann von 1955 bis 1960 in München und Wien studiert. Seine Fächer waren Germanistik, Geschichte und Philosophie, seine Liebe gehörte aber dem Theater. Parallel zum Universitätsstudium in Wien belegte Benning Kurse am Max Reinhardt Seminar, von wo ihn Ernst Haeusserman als Eleve ans Burgtheater holte. Benning war bald Mitglied des Ensembles und gab unter anderem den Malcolm in Shakespeares „Macbeth“, den Orest in Sophokles‘ „Elektra“, den Bürgermeister in Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ oder die Titelrolle in Molières „Der Geizige“.

»Mit Achim Benning verliert das Burgtheater einen ehemaligen Direktor und Künstler, dessen unbezweifelbare Verdienste manchmal zu wenig gewürdigt wurden.«

Martin Kušej 

Amtierender Burgtheaterdirektor

„Schauspieler-Theater“

Als Ensemblevertreter hat Benning viele Jahre lang auch die Interessen der Schauspieler vertreten. Nach dem Abgang Gerhard Klingenbergs war Benning für viele die logische Wahl als nächster Direktor „seines“ Hauses. Von der Spielzeit 1976/77 an führte der eben zum Kammerschauspieler avancierte Benning das Burgtheater. 1981 verlieh ihm die Stadt Wien die Kainz-Medaille. Die Ära Bennings ging als die letzte in die Annalen des Hauses ein, in der nach Ansicht weiter Teile des Publikums von einem über Generationen gewachsenen Ensemblegeist die Rede sein konnte. Die Rezensenten gingen nicht immer gnädig mit Bennings Spielplankonzeption um, ein Theater, dessen spezifischer Stil sich aus den Persönlichkeiten der einzelnen Schauspieler heraus entwickelte, galt vielen Beobachtern als nicht mehr zeitgemäß. Mit Claus Peymann, der vor allem auf seine aus Bochum mitgebrachte Schauspieler-Stamm setzte, begann die ungeteilte Vorherrschaft der Regie.

»Achim Bennings beachtliche Verdienste um die österreichische Kulturgeschichte und insbesondere um das Burgtheater lassen sich kaum in Worte fassen. Mit diesem einzigartigen Wegbereiter ist eine ganze Epoche der Theatergeschichte eng verknüpft. «

Andrea Mayer

Kunst- und Kulturstaatssekretärin (Grüne)

Die von Benning als Regisseur betreuten Produktionen setzten noch viel bewusster auf die Persönlichkeiten des gewachsenen Ensembles und deren Stärken. Das sorgte für unvergessliche Momente, von denen pars pro toto nur an einen erinnert sei: Kurt Sowinetz als Bettler in einem geradezu mytischen Moment der absoluten Stille und Verlorenheit inmitten des Grauens der Revolutionswirren in Büchners „Dantons Tod“ (mit Norbert Kappen als Danton). In solchen Augenblicken verschmolzen wienerische Theater-Tradition mit den hohen Ansprüchen einer „ersten Bühne des deutschen Sprachraums“ symbiotisch; wie oft hat man dergleichen im Haus am Ring danach noch erleben dürfen? (sin)

»Er war auch ein hellwacher Zeitzeuge und kluger Beobachter des politischen Geschehens und wusste nach seinen Überzeugungen zu handeln, als Künstler und als Mensch.«

Veronica Kaup-Hasler 

Wiens Kulturstadträtin (SPÖ)

Im Memoriam

Ö1 wiederholt in memoriam Achim Benning am Freitag ab 16.05 Uhr eine Ausgabe von „Im Gespräch“ aus dem Jahr 2016. Unter dem Titel „Die grausliche Mischluft ist eine wienerische Spezialität“ hatte Renata Schmidtkunz mit dem ehemaligen Burgtheater-Direktor gesprochen.

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