Volkswirtschaft

Spanien und Italien ziehen an, während Deutschlands Wirtschaft schrumpfte

Die spanische Wirtschaft wuchs vor der Jahreswende weit stärker als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwischen Oktober und Dezember um 0,6 Prozent zum Vorquartal.
Die spanische Wirtschaft wuchs vor der Jahreswende weit stärker als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwischen Oktober und Dezember um 0,6 Prozent zum Vorquartal.IMAGO/xpaulbradyphotox
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Europas größter Volkswirtschaft droht eine Rezession, in Frankreich herrscht Stagnation. Nur Spanien freut sich über einen höheren Zuwachs als erwartet.

Die deutsche Wirtschaft bewegt sich am Rande einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Oktober bis Dezember um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. In den vorangegangenen beiden Quartalen hatte es noch zu einer Stagnation gereicht. Im Gesamtjahr 2023 gab das Bruttoinlandsprodukt damit um 0,3 Prozent nach.

Europas größter Volkswirtschaft droht eine Rezession, sollte sie im laufenden ersten Quartal zum zweiten Mal in Folge schrumpfen. Von Jänner bis März dürfte die Wirtschaftsleistung nach Prognose des Ifo-Instituts um 0,2 Prozent sinken. „Damit würde die deutsche Wirtschaft in der Rezession stecken“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Streiks und Ausfälle

In nahezu allen Wirtschaftsbereichen klagten die Unternehmen über eine sinkende Nachfrage, während die dicken Auftragspolster aus der Coronazeit abgeschmolzen seien und die hohen Zinsen bremsten. „Zusätzlich wird die Wirtschaft durch eine Reihe von Sonderfaktoren belastet“, sagte Wollmershäuser. Dazu zählten der hohe Krankenstand, die Streiks bei der Deutschen Bahn sowie der außergewöhnlich kalte und schneereiche Jänner. Der Ifo-Geschäftsklimaindex signalisierte zum Jahresstart eine beschleunigte Talfahrt: Das Barometer rutschte auf den schlechtesten Wert seit Mai 2020.

Ausgebremst wurde die deutsche Konjunktur Ende 2023 gleich von mehreren Seiten. Die hohe Inflation dämpfte die Kaufkraft der privaten Haushalte, die sich deshalb mit dem Konsum zurückhielten. Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft die starke Teuerung mit dem höchsten Zinsniveau ihrer Geschichte. Das bekam die Baubranche besonders zu spüren: Sie erlitt einen Nachfrageeinbruch, da für viele potenzielle Häuslebauer der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der teuren Finanzierungskosten platzte. Den Exporteuren wiederum machte die schwache Weltkonjunktur zu schaffen.

Spanien revidierte nach oben

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Spanien. Dort wuchs die Wirtschaft vor der Jahreswende weit stärker als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwischen Oktober und Dezember um 0,6 Prozent zum Vorquartal, wie das Nationale Statistikamt am Dienstag mitteilte. Befragte Experten hatten nur mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent gerechnet. Außerdem lief die Wirtschaft im Sommer etwas besser als zunächst gemeldet: Das Statistikamt revidierte das BIP-Plus im dritten Quartal nach oben - und zwar auf 0,4 von 0,3 Prozent.

Auch in Italien Wachstum

Auch die italienische Wirtschaft wuchs im vierten Quartal im Vergleich zum dritten Quartal um 0,2 Prozent, wie das dortige Statistikamt Istat am Dienstag in Rom mitteilte. Analysten wurden von der Entwicklung positiv überrascht - sie hatten im Schnitt mit einer Stagnation gerechnet. Im dritten Quartal war das BIP um 0,1 Prozent gewachsen. Im Gesamtjahr 2023 wuchs die drittgrößte Volkswirtschaft des Euroraums um 0,7 Prozent.

Frankreich unverändert

Die Wachstumsdynamik in der viertgrößten Volkswirtschaft im Euroraum ist damit weit stärker als beim nördlichen Nachbarn Frankreich, wo die Konjunktur vor sich hindümpelt. Im vierten Quartal von Oktober bis Dezember stagnierte das Französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem dritten Quartal, wie das Statistikamt Insee am Dienstag in Paris mitteilte. Bereits im dritten Vierteljahr hatte sich das BIP nicht verändert. Analysten hatten mit dem aktuellen Resultat im Schnitt gerechnet. Im Gesamtjahr 2023 betrug das Wirtschaftswachstum den Angaben zufolge 0,9 Prozent. (APA/Reuters/dpa-AFX/Red.)

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