Die ganze S24-Familie auf einen Blick.
Testbericht

Galaxy S24 Ultra: Mit künstlicher Intelligenz gegen Apple

Mit der Galaxy AI will Samsung eine völlig neue Ära einleiten. Die S24-Serie soll, wenn man später einmal zurückblickt, den Wendepunkt für Smartphones markieren. Ob das Glanzstück, das S24 Ultra, diesen Ansprüchen gerecht werden kann? „Die Presse“ hat sich das Device genauer angesehen. Die Stärken und Schwachstellen des 1500-Euro-Handys im Überblick.

Beinahe zwei Dekaden sind seit der Vorstellung des ersten iPhone vergangen. Damit kam der Untergang von Blackberry, Motorola und Nokia. Alle drei versuchten wie ein Phönix aus der Asche aufzuerstehen, doch keinem gelang es. Heute kämpfen zwei große Hersteller um die Gunst der Käufer. Und nach zehn Jahren konnte Apple den ewigen Konkurrenten erstmals auf den zweiten Platz verweisen. Doch mithilfe von künstlicher Intelligenz wollen die Koreaner so schnell wie möglich das Blatt wieder wenden. Das S24 soll es richten. „Die Presse“ hat das Galaxy S24 Ultra bereits zur Präsentation zum Testen erhalten. Was das neue Gerät kann. 

Es gibt so einige Dinge, bei denen Apple und Samsung einander in nichts nachstehen, und dazu zählt die Verarbeitung. Das S24 Ultra lässt kaum Wünsche offen. Doch gleich vorweg: Das kantige Design muss gefallen. Zwar sticht es dabei äußerlich nach wie vor aus der Serie heraus, aber wirkt erfrischend weniger wie der halbherzige Versuch einer iPhone-Kopie. Denn so viel muss Samsung sich bewusst sein: Das S24 und das S24+ ist ein frecher – äußerlicher – Abklatsch des iPhone. Hier dürfte man den Koreanern durchaus mehr Innovationskraft und Ideen zutrauen. Hinzu kommt, dass sich Samsung schon einige Jahre nicht mehr aus seiner Wohlfühlzone hinauswagt und nur noch kosmetische Veränderungen an seinem einstigen ganzen Stolz vorgenommen hat. Da werden auch ein paar KI-Funktionen nicht den gewünschten Hype auslösen. Doch dazu später mehr. 

Also wie bereits eingangs erwähnt, die Verarbeitung ist sehr gut. Schlussendlich hat sich Samsung auch beim S24 Ultra vom Edge-Display verabschiedet. Dass es jetzt nicht mehr über die Kante hinausgeht, wird vielerorts gefeiert, und das hat durchaus valide Gründe: Bei der Benutzung des Stifts (S Pen) rutscht man nicht mehr über den Rand hinaus. Wer also seinen Stift viel nutzt – und davon gibt es doch einige?–, wird diese Änderung zum Teil begrüßen. Es nimmt dem Ultra aber auch ein wenig seinen Wiedererkennungswert. Außerdem war es beim Schauen von Videos auch sehr angenehm. Das Gerät lag immens gut in der Hand, was auch dem Gewicht zu danken ist. Mit 233 Gramm ist es aber auch nicht leicht. Zum Vergleich: Ein großer Apfel wiegt durchschnittlich 200 Gramm, ein Packerl Butter wiegt 250 Gramm. Zu guter Letzt: Das iPhone 15 Pro Max wiegt 221 Gramm. Aber tatsächlich macht sich der Unterschied in der täglichen Nutzung kaum bis gar nicht bemerkbar.

Die technischen Daten im Vergleich zum Vorgänger.
Die technischen Daten im Vergleich zum Vorgänger. (c) Die Presse/Barbara Steinbrenner

Was kann also das S24 Ultra und wie sehr unterscheidet es sich vom Galaxy S23 Ultra? Zu Letzterem lässt sich sagen: Die Hüllen vom Vorgängermodell passen auch auf das neue Gerät. 

Und hier ist schon die erste Crux: Das S24 Ultra weiß heuer mit einigen spannenden Neuheiten aufzuwarten, diese gingen aber im Rauschen der Samsung-Euphorie unter. Denn sie beschränkte sich vorrangig auf die KI-Funktionen. Dass der Rahmen des Geräts nun aus Titan ist, wie das iPhone, war Samsung lediglich eine Randnotiz wert. Dabei ist hier diese mattierte Oberfläche ein gelungener schöner Übergang zur Rückseite. Auch die Tatsache, dass die unteren Ränder angepasst wurden und sich nun gleichmäßig und kaum vorhanden um das Gerät ziehen, weiß zu gefallen. Trotzdem: Ein Gerät, das in der geringsten Speicherversion mit 256 Gigabyte knapp 1500 Euro kostet (Preise siehe unten), muss schon aus nervenschonenden Gründen in eine Hülle. Zack, alle das Auge ansprechende Details verschwunden. 

Das große schwarze Display  

Wer das Gerät im Dark Mode nutzt, wird das unglaublich satte Schwarz des Displays noch mehr zu schätzen wissen. Wer diese Einstellung bislang noch nicht so recht für sich entdeckt hat, sollte ihr mit dem Galaxy S24 Ultra noch eine Chance geben. Das 6,8 Zoll große Display quetscht gnadenlos 3120 x 1440 Pixel auf den Bildschirm. Das ist aber gar nicht standardmäßig eingestellt, sondern FHD+ (2340 x 1080 Px). In der höchsten Einstellung ergibt sich eine Pixeldichte (in Pixel per Inch, ppi, angegeben) von beeindruckenden 505 ppi. Der Oled-Bildschirm überzeugt farbprächtig in QHD-Plus-Auflösung. 

Im Vergleich zum Vorgänger hat Samsung bei der Helligkeit nachgeschraubt. Vorbei sind zugekniffene Augen im Sommer, wenn man versucht, Inhalte am Bildschirm zu erkennen. Hier haben die Koreaner ordentlich nachgelegt und von 1750 Nits auf 2600 Nits hochgeschraubt. 

Das Sahnehäubchen: In Kombination mit Cornings Gorilla Glass spiegelt hier kaum etwas. Wer also sein Handy-Display auch direkt als Spiegel verwendet, muss beim S24 Ultra darauf verzichten. Kein großer Schaden (immerhin gibt es ja noch die Frontkamera im Notfall). 

Und Corning ist ja eigentlich gar nicht dafür da, um die Reflexionen zu verhindern, sondern um die große Glasfläche auf der Vorderseite zu schützen. Nicht von ungefähr kommt daher der Beiname „Armor“, denn Corning schützt das Display offenbar wirklich wie eine Rüstung. 

Glücklicherweise gibt es Menschen, deren Schmerzgrenze weit über unserer liegt. Außerdem wäre Samsung nicht glücklich, wenn alle Testgeräte einem Sturz-Härte-Bruchtest unterzogen werden. Das Team von PBK Reviews hat sich ein Kit zur Bestimmung des Härtegrads nach der Mohs-Skala hergenommen. Diese ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass Diamanten als härtestes natürlich vorkommendes Material bestimmt wurden. 

Wie das funktioniert und welche Grausamkeiten dafür dem S24 Ultra angetan werden, kann hier angesehen werden. 

Kurz zusammengefasst: Erst bei Stufe 7 (von 10) konnten dem S24 Ultra erste Kratzer zugefügt werden. Bei der nächsten Stufe geht es dann schon deutlich tiefer. Wer also sein Handy nicht in der Handtasche dem Schlüsselbund oder absichtlich dem Verlobungsring mit echten Diamanten aussetzt, sollte keine Schutzfolie brauchen.  

Apropos Display und die Bildwiederholrate

Seit mehr als vier Jahren ist es Standard in der Smartphone-Welt, dass die Bildwiederholraten nach oben geschraubt wurden. Die üblichen 60 Hz sind verpönt. Wer nicht 120 Hz im Angebot hat, ist nicht auf der Höhe der Zeit. Samsung hat das längst erkannt, musste aber erkennen, dass die Nutzerinnen und Nutzer gern die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wie oft ihr Display Einzelbilder pro Sekunde aktualisiert. Standardmäßig ist bei Samsung eingestellt, dass es 60 Hz sind – das schont auch den Akku, schreibt der Hersteller. 

Wer die Bildschirmauflösung auf QHD+ ändern möchte und auch die Bildwiederholrate (adaptiv), kann dies in den Einstellungen unter „Anzeige“ machen. In beiden Fällen wird die Leistungsfähigkeit der Batterie ordentlich gefordert. Letzteres lohnt sich nur für diejenigen, die wirklich viel und lang auf dem Handy lesen. Ansonsten ist der Unterschied fast so groß wie die QHD+-Auflösung: Diese Ausstattungsmerkmale machen sich in einem direkten Vergleich bemerkbar. In der täglichen Nutzung sind sie aber nicht ausschlaggebend. 

Diese Batterie hat Ausdauer 

Apropos Batterie: 5000 mAh sind der Nennwert des verbauten Akkus und ja, das ist mal eine Ausdauer (vorausgesetzt, diese ganzen Batterievampire sind nicht auf grün gestellt in den Einstellungen). Denn hier zieht das Galaxy S24 Ultra in den Benchmarks und den Tests davon. Dabei sei aber auch immer wieder an eben dieser Stelle eines Testberichts gesagt: Die Ausdauer und wie oft das Gerät an den Strom muss, hängt sehr von der eigenen Nutzung ab. Wer das Handy bei allem auf Anschlag stellt, täglich Hunderte Fotos (dazu später mehr) schießt und von den KI-Spielereien nicht genug bekommen kann, der wird wohl am Ende eines Tages das Gerät an der Steckdose anschließen müssen. Aber es würde sehr überraschen, wenn man es noch schneller an seine Grenzen bringen kann. (Gegenbeweise können jederzeit an die Autorin geschickt werden!) 

Dabei war bei der Einrichtung beider S24-Ultra-Modelle, die hier zum Test einlangten (aber das ist eine andere Geschichte), die Sorge um die Akku-Ausdauer gewachsen. Das Installieren von Apps und das Löschen von zahlreichen vorinstallierten unnötigen Anwendungen (Facebook, Spotify, WhatsApp, Microsoft und Co.) hat erste Wärme-Ausschläge verzeichnet. Es wird nicht besser, wenn man sich die KI-Funktionen zu Gemüte führt. Ja, das S24 Ultra wird warm, aber nicht heiß. 

Gemeinhin führt eine spürbare Erwärmung in weiterer Konsequenz dazu, dass der Akku darunter leidet. Tatsächlich ist das aber eben nicht der Fall. 

Wohl auch dafür verantwortlich ist der verbaute Prozessor. Anders als beim S24 und S24+ setzt Samsung hier auf die Expertise von Qualcomm, wie schon seit vielen Jahren. Der hauseigene Exynos-Prozessor, der nicht im Spitzenmodell zum Einsatz kommt, sagt aber schon genug. Wobei hier erste Labor- und Benchmark-Tests keine allzu dramatischen Unterschiede zeigen. 

Der Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy – was für ein Prozessor-Name, der im Prinzip keine großen Anpassungen oder Änderungen im Vergleich zum Snapdragon 8 Gen 3 bringt. Was bei Samsung den Beinamen for Galaxy trägt, heißt bei anderen Herstellern Plus und bedeutet im Prinzip nur, dass er leicht übertaktet ist. Unabhängig davon, dass dies zur Folge hat, dass der Prozessor in Benchmarks besser abschneidet, sind auch hier keine praxisrelevanten Unterschiede zu bemerken. Wobei das vom Vorjahresmodell und zur dritten CPU-Generation wiederum sehr wohl einen Unterschied macht in der Leistung. Nichts Geringeres sollte man erwarten dürfen, wenn hier das Handy sich ständig mit der Rechenleistung in den Wolken, also in der Cloud, befindet, um etwas zu berechnen, zu transkribieren oder zu übersetzen. 

Das sind ja auch nicht minderschwere Rechenaufgaben, die das S24 Ultra hier zu vollbringen hat. Dementsprechend sind leichte Erwärmungen zu verschmerzen. Wobei Samsung hier mit einer 1,9 Mal größeren Dampfkammer (im Vergleich zum Galaxy S23 Ultra) für „ein optimales thermisches Kontrollsystem“ sorgt. Diese verbessert die Kühlung des Geräts, und das trägt dazu bei, dass die Leistung selbst bei grafisch aufwendigen Spielen nicht absackt. 

Anschlüsse/S Pen 

Hier gibt es nicht viel zu schreiben: Ein USB-C-Anschluss ist auf der Unterseite rechts neben dem Steckplatz für den S Pen zu finden. Eins weiter ist dann noch der Einschub für die SIM-Karte. Man kann auch über eSIM arbeiten. Einen MicroSD-Kartenslot oder eine Klinke für Kopfhörer sucht man wie immer vergebens. 

Wie bereits eingangs erwähnt, ist auch aufgrund des S Pen das Design des S24 Ultra nicht konsistent zu den beiden anderen Modellen. Dessen ist sich auch Samsung bewusst und arbeitet an Alternativen. Hier geht es nicht darum, das S24 Ultra umzubauen, sondern vielmehr den Stift zu streichen und ihm im Fold ein neues Zuhause zu geben. Doch die Entwicklung war noch nicht weit fortgeschritten, und offenbar stand man aufgrund des Scharniers im großen faltbaren Samsung-Handy vor anderen Herausforderungen, die sich auch auf Gewicht und Dicke auswirkten. Bis dahin bleibt der S Pen im Ultra. Nicht die schlechteste Nachricht, oder? 

Kamera – 2023 lässt grüßen

Wer hier Hardware-Änderungen sucht, der wird enttäuscht sein. Tatsächlich handelt es sich um das gleiche Setup wie im Vorjahr. Dennoch sind die Fotos besser geworden, und das liegt an den Anpassungen bei der Software, wobei diese in der Leistung nicht immer konsistent ist. Mal wirken die Bilder ein wenig zu hell, dann sind wiederum ein paar Farben zu dominant. Selbst wenn man dasselbe Motiv zweimal hintereinander fotografiert. Das passiert auch beim iPhone, aber hier gehen die Amerikaner deutlich konsequenter vor. 

Wobei dazugesagt werden muss, dass es sich hier um Sudern auf wirklich hohem Niveau handelt, denn die Bilder sind sehr gut. Es geht hier nur noch um winzige Detailfragen. Dass das Ende der aktuellen Fahnenstange hinsichtlich Entwicklung erreicht ist, sieht man auch daran, wie viel Zeit Hersteller bei der Präsentation noch für die Kamerafunktionen aufwenden. Bei manchen Fotos steht bei Samsung HDR einfach nur für hochdramatisch. 

Aber: Der 100-fache Zoom ist und bleibt ein frecher Marketinggag, der eigentlich aufgrund seiner Unnötigkeit nichts auf dem Handy zu suchen hat. Mehr als einen fünffachen Zoom braucht es nicht. 

Insgesamt ist das Kamera-Setup auf der Höhe der Zeit und kann sich durchaus mit den Topmodellen des Mitbewerbs (Google Pixel 8 und iPhone 15 Pro Max) messen. Vor allem in der Nacht sind die Bilder deutlich besser und stabiler in der durchgehenden Qualität. Was man sich aber sparen kann, ist die eigens implementierte Nachtfotografie. Diese ist fast so schlecht wie „Essen“. Am besten, man spielt sich selbst noch einmal mit Lichteinfall, anstatt die Software übernehmen zu lassen. 

Halbherzige Sternchen und ein paar nette, einfache Photoshop-Optionen 

Wer früher Bilder bearbeiten wollte, brauchte Können, Fachwissen und Geduld. Vor allem, um die Software Photoshop anwenden zu können. Heute geht das alles um ein Vielfaches einfacher. Auch das S24 Ultra gehört zu jenen Geräten, auf denen Fotos nach erfolgreicher Bearbeitung nicht mehr so aussehen wie vorher. Hier ein Objekt näher an ein anderes heranrücken, begradigen und dann noch ein paar Reflexionen verschwinden lassen. Bis auf Letzteres finden sich all diese Funktionen hinter dem Icon mit den Sternchen. Jedoch der Zauberstab, um Reflexionen kurzerhand verschwinden zu lassen, ist hinter dem Icon mit dem i im Kreis versteckt. Das ergibt keinen Sinn und ist auch alles andere als intuitiv. 

Dieselben Sternchen sind auch auf Fotos zu sehen, sobald diese bearbeitet wurden. In der Idee ganz nett, aber das Gegenteil von gut gemacht ist eben auch nur gut gemeint. Dadurch, dass sich diese im linken unteren Eck befinden, braucht es nicht viel, um diese zu entfernen. Auch der Hinweis, dass die Veränderung in den Metadaten hinterlegt wird, ist nicht unbedingt ein Argument. Denn beides lässt sich leicht manipulieren. Das wirkt nicht bis zu Ende gedacht. 

Ein völlig überbewerteter KI-Hype

Apropos Software: Der Begriff künstliche Intelligenz wird uns heuer wohl genau so oft unterkommen wie „Superwahljahr“. Und es ist unbestritten, dass die Funktionen, wie sie nun von Samsung präsentiert wurden, in ein paar Jahren auf einem solchen Niveau sein werden, dass sie richtig Spaß machen. Doch davon, dass wir „Star Treks“ Communicator in Händen halten, der uns – egal in welchen Welten wir uns befinden – immer simultan alles übersetzen kann, sind wir noch meilenweit entfernt. 

Die Idee ist gut: Zu Besuch in einem fremden Land, irgendwo im Nirgendwo, man muss zum Arzt und braucht einen Termin, bzw. man muss fragen, ob die Praxis überhaupt offen hat und was man tun soll, wenn nicht. So kann in der Theorie die Übersetzungsfunktion direkt in der Telefon-App aktiviert werden. (Das funktioniert auch auf Nicht-Samsung-Handys.) Und nun kann der Patient sein Leiden schildern, und es wird dem Arzt in die gewünschte Sprache übersetzt. Dieser antwortet, und der Patient erhält wieder die Antworten in seiner Sprache und als Text geliefert. Großartig. Aber nur in der Theorie. Englisch zu Koreanisch konnten wir in einem kontrollierten Testfeld ausprobieren. Das Resultat war ziemlich zufriedenstellend. Französisch zu Italienisch hingegen war gelinde gesagt eine Katastrophe. Dass Samsung hier auch den Text anzeigt, ist wohl diesen Ungenauigkeiten geschuldet, denn demnach hätte man statt einer Kopfverletzung einfache Kopfschmerzen und die Praxis wurde als geschlossen statt geöffnet wiedergegeben. Hier muss dringend nachgebessert werden. Anstatt zu verbinden, könnte dieses Werkzeug trennend wirken. 

Ähnlich kryptisch und teilweise unverständlich arbeitet die Transkriptionsfunktion in der Notizen-App von Samsung. Während Googles Pixel 8 das direkt in Echtzeit kann, ist es bei Samsung erst im Nachhinein möglich. (Die Theorie rund um das Warum, dazu kommen wir später.)

Aufgrund der Tatsache, dass die Qualität der Transkriptionen am unteren Ende rangiert (Englisch, Deutsch und Französisch), sind auch die zusätzlich zur Verfügung stehenden Optionen der Kürzung und Übersetzung überflüssig. Hier braucht es unbedingt Nachbesserungen. Obwohl Samsung gegenüber der „Presse“ auch sagt, dass es besser wird, je mehr Menschen die Funktionen nutzen. Und tatsächlich ist das dritte und vierte Transkript schon deutlich besser als die ersten zwei Versuche.

1. Versuch: Rein das Transkript ist ein wenig vom tatsächlich Gesprochenen entfernt.
1. Versuch: Rein das Transkript ist ein wenig vom tatsächlich Gesprochenen entfernt. (c) Die Presse/Barbara Steinbrenner

Zum jetzigen Zeitpunkt sind 13 Sprachen verfügbar, und keine will so recht funktionieren. Denn selbst die Aussagen des koreanischen AI-Profis von Samsung ergeben keinen Sinn, wenn man nur das auf Englisch übersetzte Transkript setzt. 

Zwei Gimmicks, die es herausreißen

Doch es gibt zwei Gimmicks, die ganz nett sind: Dazu zählt „Chat Assist“. Hier kann man sich Hilfe von der KI beim Schreiben von Nachrichten holen. Will man dem Chef eine kurze SMS schicken, aber trifft nicht ganz den richtigen Ton, „Chat Assist“ könnte helfen. Die Tonalität geht hin bis zu höflich, Social Media (warum?) und Shakespeare, wenn einen mal wieder die Muße nicht rechtzeitig küssen sollte. Bei Social Media und zwanglos ist der Unterschied meist nur in den Flaggen-Emojis zu finden. 

Das funktioniert recht nett und ist aufgrund der Tatsache, dass es in Samsungs Tastatur integriert ist, tatsächlich in allen Diensten, bei denen eine Tastatur nötig ist, vorhanden und einsatzfähig. Aber bei Beschimpfungen ist die KI streng – hier wird „unangemessene Sprache“ sofort erkannt und nichts übersetzt. 

„Circle to Search“, eine Google-Erfindung, ist auch auf den Samsung-Smartphones und ist eine wahre Gefahr für die Brieftasche. Denn: Auf Twitter ist ein Bild von einem Mann mit den coolsten Schuhen überhaupt. Doch leider geht es nicht um die Schuhe und es ist auch nicht der Account desjenigen. Wie kommt man also zu diesem Paar? Früher mit viel Geduld und den richtigen Suchanfragen, und wenn die Marke zu sehen war, dann war es besonders leicht. Mit „Circle to Search“ kann das Objekt der Begierde eingekreist werden und man bemüht die Google-Suche. In sieben von zehn Fällen ein Erfolg. 

In allen Fällen sind diese Neuheiten rechenintensiv und gehen zulasten der Akku-Ausdauer. Tatsächlich kann aber jede einzelne Funktion in den Einstellungen aktiviert oder deaktiviert werden. Hinzu gesagt werden muss, dass in den meisten Fällen auch ein Aktivieren des Samsung-Kontos zwingend ist. Wer das bis jetzt vermieden hat, kommt nicht mehr aus. 

Technisch kommt bei der Galaxy AI viel Google-Technik zum Einsatz. Laut Samsung handelt es sich um eine Hybrid-Lösung aus Gemini (Google) und Gauss (Samsung). Aber es wird nicht ausgeschlossen, dass neben dem Suchmaschinen-Riesen auch andere Partner mit an Bord geholt und unter dem Dach der Galaxy AI verbaut und vermarktet werden. 

Boston Dynamics – der Service-Roboter auf dem Samsung-Campus in San José.
Boston Dynamics – der Service-Roboter auf dem Samsung-Campus in San José. (c) Die Presse/Barbara Steinbrenner

Zwar sind die Geräte und vor allem das Galaxy AI sehr potent, aber nicht alles läuft direkt stationär, sondern muss hinauf in die Wolken. Somit werden die Daten in die Cloud katapultiert, dort gerechnet und übersetzt und wieder zurückgeschickt. Es ist davon auszugehen, dass zwar wie bei Google auch ein direktes Arbeiten am Gerät möglich wäre, aber teurer für Samsung wäre. Immerhin behält sich das koreanische Unternehmen vor, die Dienste vorerst nur bis Ende 2025 gratis anzubieten. Was danach kommt, das will man zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren. Wohl auch, weil besonders in der jetzigen Zeit schwer abzuschätzen ist, wie schnell sich die Dinge weiterentwickeln und wie die KI-Reise weitergeht. Und zwei Jahre sind eine lange Zeit. 

Apropos lange Zeit: Hier hat Samsung eine weitere Chance verpasst, auf sich aufmerksam zu machen. Ab der Galaxy-S24-Serie werden die Geräte für sieben Jahre mit Software- und Sicherheitsupdates versorgt. Ja, das hat Google auch schon im Angebot, aber mit Samsung steigt ein gewichtiger Hersteller in dieses Versprechen ein. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die eigene Brieftasche. 

Zu den Updates: Die KI-Funktionen kommen auch auf die S23-Serie und auf das aktuelle Flip und Fold (die 5. Generation). Wie die Funktionen dann auf den Geräten abschneiden, werden wir an dieser Stelle natürlich berichten. Doch das soll Aussagen von Samsung zufolge noch bis zum Sommer dauern. Voraussichtlich rund um den Zeitpunkt der sechsten Generation der Falthandys. 

Warum nur die letzte Generation in den Genuss der KI-Funktionen kommen wird, liegt wohl einerseits an der Leistungsstärke und den verbauten Prozessoren. Aber andererseits auch daran, dass sich Samsung die neuesten Geräte nicht kannibalisieren möchte. 

Software – Marie Kondo, Hilfe!

Auf den S24-Geräten kommt Android 14 in Kombination mit Samsungs One UI 6.1 zum Einsatz. Das ist alles schön und gut. Doch eines steht fest: Während Google vorgeworfen wird, ständig neue Dienste zu entwickeln und sie gnadenlos einzustampfen, kann sich Samsung offenbar von nichts trennen. Diese Messie-Anwandlungen gehen auf Kosten des Nutzererlebnisses. Die Benutzeroberfläche ist wirr, überladen und nicht stringent. AI-Funktionen voneinander zu trennen und sie wie bei den Reflexionen ganz woanders hineinzupacken, das hinterlässt Frust beim Nutzer. Außerdem ist das Handy schon nach dem Einrichten überladen. Hier könnte es doch nicht zu schwierig sein, zu Beginn zu fragen, welche Apps man tatsächlich installieren möchte. Aber das würde ja das Geschäftsmodell mit Facebook und Co. beeinträchtigen. Gibt es Aufräumspezialisten für Software? Marie Kondo goes Smartphone, das wäre etwas. Man muss sich ja auch nicht bei jeder App bedanken, ehe man sich verabschiedet.

Von den 256 Gigabyte müssen einige Gigabyte weggerechnet werden. Denn die Software braucht Platz.
Von den 256 Gigabyte müssen einige Gigabyte weggerechnet werden. Denn die Software braucht Platz. Imago/Steve Cho Kyewoong/Penta Press

Preise und Farben

Das Galaxy S24 Ultra wird in drei Speichervarianten angeboten: 256 GB, 512 GB und ein Terabyte. Der Preis beginnt bei knackigen 1449 Euro und geht bis zu 1849 Euro. Der Verkaufsstart ist am 31. Jänner und das Gerät wird in den Farben Schwarz, Grau, Violett und Gelb angeboten. 

Man muss nicht immer der Erste sein …

Samsung hat mit dem Galaxy S24 Ultra ein Gerät auf den Markt gebracht, das sieben Jahre mit Updates versorgt wird und auch alle relevanten Sicherheitsaktualisierungen bekommt. Ein Handy, das in seiner Verarbeitung erstklassig ist und an der Hardware nichts vermissen lässt. Die Kamera ist super und erfüllt alle Wünsche, auch wenn es hie und da ein paar kleine Unzulänglichkeiten gibt, die aber nur bei wirklich genauem Hinsehen zu erkennen sind. Und am Ende des Tages liegt die Bewertung der Fotos tatsächlich im Auge des Betrachters. 

Im direkten Vergleich der Topmodelle iPhone 15 Pro Max versus Galaxy S24 Ultra stehen die Geräte einander in nichts nach. Und für die Tatsache, dass die Handys nur knapp vier Monate auseinanderliegen, sind die Unterschiede marginal. Vielleicht wäre es für Samsung besser gewesen, abzuwarten und die KI-Funktionen erst ins Gerät zu packen, wenn sie auch wirklich dem Stresstests standhalten. Schon beim ersten Falthandy gestanden die Koreaner später ein, dass man zu ungeduldig war und zu sehr aufs Gas gedrückt habe, um Erster zu sein. Das ging auf Kosten der Geräte und der Reputation. Die Vorreiterrolle nimmt man nur dann ein, wenn man auch entsprechend abliefert. 

Auf einen Blick

Das Galaxy S24 Ultra ist ein gelungenes Handy, das mit knapp 6,8 Zoll Bildschirmdiagonale ein zuverlässiger Alltagsbegleiter ist. Im Inneren werken Hardware-Komponenten, die es mit einem sehr guten, leistungsstarken Rechner aufnehmen können. Das Display ist ob seiner Schwärze und geringeren Reflexionen das Highlight. Die Kameras liefert mehr als nur solide Bilder. Die KI-Revolution wird noch ein bisschen auf sich warten lassen.

Das Gerät ist mit 256 GB ab 1449 Euro erhältlich, wobei Samsung-Handys auf dem Markt oftmals einen schnellen Preisverfall erleben. Das Gerät könnte binnen weniger Tage nach dem Verkaufsstart bereits deutlich billiger sein. Dieser war am 31. Jänner.

Disclaimer: Das Testgerät wurde uns von Samsung zur Verfügung gestellt. Die Berichterstattung erfolgt in redaktioneller Unabhängigkeit.

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