Gute Laune. Regisseurin Mia Constantine, Schauspielerin Laura Dittmann und Autorin Leonie Lorena Wyss (v. li.) 
Theater

Das psychisch kranke „Muttertier“

Über das Leben mit einer psychisch kranken Mutter erzählt Leonie Lorena Wyss in einem Theaterstück, das den Retzhofer Dramapreis gewann.

Die Mutter als allzeit präsente Schutzfigur? Mit dieser Vorstellung will Leonie Lorena Wyss in dem Theaterstück „Muttertier“ brechen. Protagonistinnen sind drei Geschwister, deren Mutter durch eine nicht konkret benannte psychische Erkrankung oft für lange Zeit abwesend ist. Zu dritt ­warten die drei, bis sie wieder aus dem Schlafzimmer he­rauskommt und ihnen Fischstäbchen brät, mit ihnen wie versprochen endlich ins Hallenbad geht. Wer jetzt Angst vor allzu viel Melancholie bekommt, kann be­­ruhigt sein: Es ist trotz der Schwere des Themas ein humorvolles und poetisches Stück, für das Wyss im Vorjahr mit dem Retzhofer Dramapreis ausgezeichnet wurde.

Denn die drei Geschwister vertreiben sich die Zeit mit Spielen: Sie stellen Szenen aus dem Film „Titanic“ nach. Die Mülltonne im Hof ist ihr Schiff. Auf der stehen sie zu dritt und lassen die Arme los – wie Jack und Rose, die am Bug der Titanic stehen und das Gefühl haben zu fliegen. Oder wie in der herzergreifenden Szene, in der Jack im Eiswasser ertrinkt, weil die Tür, auf die sich Rose und Jack gerettet haben, nur eine Person trägt.

Trotz der Dramatik gebe es auch viel Situationskomik in dem Stück, erzählt Regisseurin Mia Constantine, für die „Muttertier“ die dritte Produktion am Burgtheater ist. Etwa, wenn immer wieder eines der Kinder aus dem Spiel aussteigt. „Wieso bist du immer die Kapitänin? Immer darfst du bestimmen . . .“ Dazu sagt Constantine: „Das ist sehr lustig, aber auch sehr menschlich. Überhaupt menschelt es sehr ­in dem Stück, trotz der formalen Sprache“.

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