Analyse

Warum Putin seinen Herausforderer Boris Nadeschdin fürchtet – auch wenn dieser bei der Wahl chancenlos ist

Will zur Präsidentenwahl antreten: Kandidat Boris Nadeschdin trägt eine Box voller Unterstützungsunterschriften in die Wahlkommission.
Will zur Präsidentenwahl antreten: Kandidat Boris Nadeschdin trägt eine Box voller Unterstützungsunterschriften in die Wahlkommission.AFP / Vera Savina
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Oppositionspolitiker Boris Nadeschdin hat ausreichend Unterstützungsunterschriften für eine offizielle Zulassung zur Präsidentenwahl eingereicht. Formal liegt der Ball nun bei der Wahlkommission, real beim Kreml. Darf Nadeschdin antreten, riskiert das Regime einen echten Wahlkampf und etwas, das seit Kriegsbeginn nicht mehr möglich war: Putin-Kritik in der Öffentlichkeit.

Boris Nadeschdin lässt die Kamera schwenken. Da ist der Papierstapel aus Jaroslawl, da der Stapel aus Tjumen, aus Tscheljabinsk, Moskau, Omsk und Kaliningrad. 105.000 Unterschriften sind es, die das Team des Politikers am Mittwoch in vielen braunen Kartonboxen in die Zentrale Wahlkommission im Zentrum Moskaus getragen hat. Es ist der letzte Tag, an dem eine Registrierung als Kandidat für die russischen Präsidentenwahlen möglich ist.

„Wir haben es geschafft“, sagt Nadeschdin. Der 60-Jährige trägt wie fast immer in der Öffentlichkeit sein blaukariertes Tweed-Sakko, ein Kleidungsstück, das den Eindruck eines gemütlichen älteren Herren noch verstärkt. Doch Nadeschdin – Physiker, Jurist und langjähriger pragmatischer Oppositionspolitiker – hat nicht die Pension vor Augen, sondern die Zentrale der russischen Macht: den Kreml. Er will regieren, will Präsident werden, will Putin ablösen. Das kündigt er zumindest an. Kein anderer Präsidentschaftskandidat tut das. Nadeschdin will auch den Krieg gegen die Ukraine beenden, den er nach Kreml-Diktion „Spezialoperation“ nennt, und mit der ukrainischen Regierung Friedensverhandlungen führen. Er will die politischen Gefangenen in Russland freilassen, Alexej Nawalny, Wladimir Kara-Mursa und Ilja Jaschin nennt er beim Namen. Er will die Demokratie nach Russland zurückbringen und direkte, faire Wahlen auf allen Ebenen abhalten.

Entscheidung bis 10. Februar

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