Märkte

Aus für den Feschmarkt

Feschmarkt-Gründerin Katrin Hofmann im Reaktor, dem ehemaligen Etablissement Gschwandner. Im Juni soll hier erstmals ihr neues Format stattfinden.
Feschmarkt-Gründerin Katrin Hofmann im Reaktor, dem ehemaligen Etablissement Gschwandner. Im Juni soll hier erstmals ihr neues Format stattfinden.Akos Burg
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Der Feschmarkt in Feldkirch im Dezember war der letzte. Die Marke steht zum
Verkauf, Gründerin Katrin Hofmann plant stattdessen ein „Fest für Hedonisten“.

Gregor. So heißt das Kind eines Standbetreibers, der dieses nach einem anderen Standbetreiber benannt hat. Die Sache mit dem Namen ist der wahrscheinlich erstaunlichste Punkt in der Bilanz, die Katrin Hofmann aus dem Feschmarkt zieht, jenem Designmarkt, den sie seit 2010 mehrmals im Jahr organisierte.

Ansonsten sind es recht beeindruckende Zahlen: 70 Märkte, 500.000 Besucherinnen und Besucher, vier Bundesländer, sechs Locations. Aber jetzt ist fix: Der Feschmarkt, der im Dezember in Feldkirch stattgefunden hat, war der letzte. Nach 14 Jahren gehen die Gründerinnen Katrin Hofmann und Barbara Daxböck ab sofort getrennte Wege, die Firma wird aufgelöst, die Marke Feschmarkt steht zum Verkauf.

„Der Feschmarkt war super“, sagt Katrin Hofmann. „Wir haben tolle Erfolge gefeiert.“ Als Hofmann 2009 die Idee zum Feschmarkt hatte, inspiriert von einer Reise nach New York, war in Wien noch keine Rede von Kunst- und Designmärkten. Und schon gar nicht glaubten die involvierten Verantwortungsträger, dass dieser Markt, der kleinen Labels eine Plattform geben wollte, ein Erfolg sein könnte. „Macht’s halt euren Flohmarkt“, soll Daxböcks damaliger Chef in der Ottakringer Brauerei gesagt haben, als die beiden um die repräsentative Industriehalle der Brauerei, die sogenannte Alte Technik, als Veranstaltungsort gebeten haben. Auch beim Magistrat wunderte man sich, als die Frauen den Markt ordnungsgemäß anmelden wollten: „Dieser Flohmarkt“, hieß es nur, sei „nicht anmeldungswürdig“. Doch zu „diesem Flohmarkt“ kamen 1700 Menschen, um 16 Uhr war alles ausverkauft.

„Wir wollten etwas bewegen“

Drei Jahre lang organisierten Daxböck und Hofmann den Feschmarkt in ihrer Freizeit, neben ihren Vollzeitjobs, bevor sie sich mit der Fesch OG selbstständig machten. Dann wuchs der für seine Wortspiele rund um das Wort „fesch“ bekannte Markt rasant: 2016 kamen 16.000 Menschen an einem Wochenende – in der Brauerei kam man längst nicht mehr nur mit der Alten Technik aus. Der Feschmarkt breitete sich auch in Linz, Graz und Vorarlberg aus, die Zahl der Ausstellerinnen und Aussteller stieg von 30 beim ersten Markt auf 230 beim letzten.

„Wir wollten etwas bewegen, und das haben wir geschafft“, sagt Hofmann. Mit dem Feschmarkt schufen sie und Daxböck nicht nur ein Event, bei dem man Mode, Schmuck und Accessoires kaufen und nebenbei etwas essen konnte. Sie machten sich auch auf die Suche nach jenen Kreativen, die in irgendwelchen Hinterzimmern coole Sachen produzierten, als das sonst noch niemand tat. Sie gaben ihnen Raum für Präsentation und Verkauf und ermöglichten kaufwilligen jungen Menschen nachhaltigeren Konsum als bei diversen Großkonzernen. Und schufen so eine ganze Szene.

Aber jetzt, jetzt sei es genug, sagt Hofmann. Sie habe zwar nach drei Jahren Feschmarkt schon geglaubt, der Markt sei übersättigt, aber da sei es erst so richtig losgegangen. Jetzt allerdings sei es tatsächlich so weit. Der Feschmarkt habe so viele Nachahmer gefunden hat, das mache ihn weniger speziell, als er immer gewesen sei. „Und wir sind jetzt auch einfach 14 Jahre älter.“ Soll heißen: Die 41-Jährige ist ihrem eigenen Event ein wenig entwachsen. Und will nun mit einem neuen – altersgerechteren –Event starten.

„Cream Vienna“ heißt die neue Veranstaltungsreihe. Für Hofmann ist es ein „Fest für Hedonisten“ und eines „für den guten Geschmack“. Es soll kleiner, feiner und zielgruppengenauer werden als der Feschmarkt. Dass Hofmann das ein großes Anliegen ist, zeigte sich schon vor zwei Jahren, als sie parallel zum Feschmarkt gemeinsam mit ihrem Partner, Daniel Steinauer, das Kulinarik-Fest „Mit alles“ ins Leben rief – ein Fest ganz im Zeichen von gutem Essen und sehr viel Naturwein.

Bei Cream dreht sich nicht alles nur ums Essen. Hofmann geht es vielmehr um die guten, die schönen Dinge des Lebens. Solche, die man nicht dringend braucht, aber an denen man besonderen Gefallen findet. „Die noch oben drauf kommen, wie ein Topping“, sagt Hofmann. Das Schlagobers auf dem Kuchen, die Kirsche auf dem Schlagobers. Ein Parfum, eine exquisite Seife, ein besonderes Küchenmesser, hochwertige Lederwaren, handgefertigte Keramik. Und jeweils die „Crème de la Crème“ dieser Alltagsgegenstände, sagt Hofmann.

Der Instagram-Account bietet einen ersten Einblick: Seifen von Helena Heinz aus Prag, Naturkosmetik von Susanne Kaufmann aus dem Bregenzerwald, Seidenschals von Kamay Ko aus Budapest. Das erste Fest für Hedonisten findet am ersten Juni-Wochenende im Reaktor in Hernals statt, zwei Wochen später in Dornbirn. „Die Vorarlberger haben ein Gefühl für Handwerk und Ästhetik“, sagt Katrin Hofmann. Und die notwendige Kaufkraft – das weiß sie schon vom Feschmarkt.

Wehmütig über dessen Ende ist sie nicht. „Es war eine coole Zeit, aber jetzt ist es Zeit für etwas Neues“. Was Cream anbelangt, habe sie ein gutes Gefühl, so wie beim Feschmarkt damals. Und vielleicht ergibt sich ja auch wieder der eine oder andere Gregor.

Auf einen Blick

Cream – Fest für den guten Geschmack. 15./16. Juni Wien (17., Geblergasse 40), 29./30.6. Dornbirn. www.creamvienna.at
Mit alles – Kulinarikfest: 5./6. April im Brick15. 15., Herklotzgasse 21. Freitag 14 bis 22 Uhr, Samstag 11 bis 20 Uhr. Eintritt: 25 Euro; VVK 20 Euro (limitiert)

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