Kunstwerke am Springbrunnen oben auf dem berühmten Komplex der Kaskade von Jerewan. Toller Aussichtspunkt.
Jerewan

Alt, älter, am ältesten: Das Glück der Armenier

Ein Superlativ jagt den nächsten, im Kaukasus lebt das Christentum am längsten und am überzeugendsten. 

Landung am Flughafen Zwartnots von Jerewan. „Musst du auch immer weinen, wenn du heimkommst?“, fragt eine offensichtliche Österreicherin ihre Freundin, und die antwortet: „Mir kommen jedes Mal die Tränen.“ Die beiden jungen Frauen sind Teil der armenischen Diaspora. Den 3,2 Millionen Einwohnern im Staat stehen mehr als zehn Millionen Armenier weltweit gegenüber. Niemals hätten sämtliche Armenierinnen und Armenier im 29.000 Quadratkilometer kleinen, durchschnittlich 2000 Meter hoch gelegenen Kaukasusland Platz, das ungefähr ein Zehntel des einstigen Haiastan – so nennen sie auf Armenisch ihr Land – bedeckt. Man hatte Pech mit der Weltpolitik, dann kam noch der Genozid durch den türkischen Nachbarn (1915) dazu, in dem 1,5 Millionen Menschen ermordet wurden. Der heilige Berg, der durchgehend schneebedeckte, 5137 Meter hohe Ararat – eigentlich sind es zwei, der Masis, Mutterberg und der Sis, Berg –, liegt heute auf türkischem Territorium, ist aber, je nach Wetterlage, an 60 Tagen im Jahr von der Hauptstadt aus sichtbar.

Der Ararat wird gern mit der rot-blau-orangefarbenen Armenien-Fahne im Vordergrund fotografiert, besonders in der Grenzregion, beim 31 Kilometer vom Ararat entfernten Kloster Khor Virap. Hier soll das armenische Christentum entstanden, Gregor der Erleuchter (240–331) vom König 13 Jahre lang in eine Grube gesperrt worden sein. Da es Gregor jedoch gelang, den Herrscher von Lepra zu befreien, wechselte dieser dankbar vom zoroastrischen Glauben zum Christentum (301), machte seinen Ex-Widersacher zum ersten Katholikos und gründete die Armenisch-Apostolische Kirche: erstes Land mit christlicher Staatsreligion. Das gegenwärtige Kloster steht auf einem Felsen über dem Grenzglacis. Jenseits des Flusses hinter Wachtürmen zeichnen sich Minarette ab, die Türkei hat dort kurdische Bevölkerung angesiedelt. Einheimische finden das auch insofern deprimierend, als das fruchtbare Tal am Fuße des Ararat seit drei Jahrtausenden historisch belegte Spuren zunächst vorchristlicher Armenier aufweist.

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