Insolvenzen

Causa Signa: Rätsel um Verbleib von 300 Millionen Euro

IMAGO/Michael Gstettenbauer
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Die Insolvenzverwalterin dementiert eine Verschiebung der Gelder zu Benko.
Im Firmenbuch zeigten sich, wie „Der Standard“ berichtete, kurz vor der Pleite umfassende Eigentumsverschiebungen bei der Laura Holding.

Kurz vor Insolvenzanmeldung sind beim Immo-Entwickler Signa Development 300 Millionen Euro angeblich an zwei Unternehmen in Innsbruck geflossen, die mit Benko verbunden seien, wie die „Financial Times“ berichtete. Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer weise das scharf zurück, so „Der Standard“ (Donnerstag). Der Vorwurf, dass Gelder zu Signa-Gründer René Benko verschoben wurden, sei „unrichtig“. Es gebe aber Forderungen gegen „nahestehende Gesellschaften der Signa-Gruppe“.

„Nach aktuellem Erhebungsstand sind die kolportierten 300 Millionen Euro für Immobilienprojekte der Signa verwendet worden“, zitiert die Zeitung die Wiener Rechtsanwältin und Signa-Development-Insolvenzverwalterin.

Konkret geht es laut „Financial Times“ um die Laura Finance Holding GmbH und Laura Holding GmbH. Ersterer borgte die Development kurz vor deren Pleite 125 Millionen Euro, Zweiterer 190 Millionen Euro. Die Dokumente, aus denen sich diese Geldtransfers ablesen ließen, seien erst am 29. Dezember ans Licht gekommen, dem Tag der Development-Insolvenz - nachdem Gläubigern entsprechende Unterlagen vorgelegt worden seien. Eine Erklärung, wie es zu den fragwürdigen Krediten kam, habe es für sie nicht gegeben. Deshalb erhob sich die Frage, ob Benko knapp vor der Insolvenz Geld abgezweigt hat.

Eigentümerverschiebungen

Bei den beiden Laura-Unternehmen, an die die Millionensummen gingen, handelt es sich laut Eintrag im Firmenbuch gar nicht um Benko-Unternehmen, allerdings erst seit kurzem nicht mehr. Im Dezember hätten - nur wenige Tage vor der Development-Insolvenz - „umfassende Eigentümerverschiebungen“ stattgefunden, schreibt „Der Standard“. Seither gehöre die Mehrheit nicht mehr Unternehmen und Stiftungen im Umfeld Benkos, sondern seinen wichtigsten Großinvestoren.

Das Dementi der Insolvenzverwalterin lässt laut „Standard“ Fragen offen. Zu welchen „Signa-Immobilienprojekten“ flossen die Millionen? Und warum? Und vor allem: Spielen die beiden Laura-Unternehmen, auf die sich die „Financial Times“ bezieht, irgendeine Rolle in der Causa oder keine?

Relevant sei vor allem die Laura Holding GmbH. Das andere Unternehmen, die Laura Finance Holding GmbH, ist den Angaben zufolge eine Tochter dieser Laura Holding. An der Laura Holding GmbH halte Benkos Laura Privatstiftung laut Firmenbuch nur eine Minderheit von 42 Prozent. Der Rest gehört den wichtigsten Geschäftspartnern Benkos: dem deutschen Fressnapf-Gründer Torsten Toeller (10 Prozent); dem Schweizer Ex-Lindt&Sprüngli-Konzernchef Ernst Tanner (3 Prozent), dem Schweizer Kaffeemaschinenunternehmer Arthur Eugster (10 Prozent) und der Liechtensteiner Ameria Invest, hinter der angeblich die brasilianische Unternehmerfamilie Arduini steht (35 Prozent).

Neue Teileigentümer

Zu dieser Eigentümerstruktur kam es laut „Standard“ allerdings erst knapp vor der Development-Insolvenz, konkret Mitte Dezember 2023. Torsten Toeller etwa stieg laut Firmenbuch erst am 15. Dezember mit seinen 10 Prozent ein - zuvor hätte sich dieser Anteil im Besitz der Familie Benko Privatstiftung befunden. Dasselbe gelte für die brasilianische Familie Arduini. Auch sie seien erst Anfang Dezember Teileigentümer der Laura Holding geworden. Vorbesitzer deren 35-Prozent-Anteils sei ebenfalls ein Unternehmen der Familie Benko Privatstiftung gewesen.

Fazit: Noch vor wenigen Wochen sei die Laura tatsächlich ein Benko-Unternehmen gewesen, zumindest mehrheitlich. Dann allerdings, ganz knapp vor der Development-Pleite, trat Benko laut „Standard“ große Teile an zwei seiner langgedienten Investoren ab. Und schließlich flossen laut „Financial Times“ an die Laura mit neuer Eigentümerschaft besagte 300 Millionen Euro.

Sollte es vor der Pleite wirklich zu unrechtmäßigen Vermögensabflüssen gekommen sein, wären die anderen Gläubiger geschädigt. Auf „Standard“-Anfrage will sich Fruhstorfer nicht zu der Causa äußern, man könne „derzeit nichts sagen“. Auch vom insolventen Unternehmen Signa Development sei keine Antwort gekommen. (APA)

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