Alle paar Jahre schwappt die Saga vom Geniekult in Wien via München nach Deutschland. Der Bohei über die Künstlerbohème zwischen Strizzi- und Schlawinertum könnte gerade nicht größer sein.
Erst waren es Bachmann, Bernhard, Artmann und Co., danach die fantastischen Realisten und Hundertwasser, die Austro-Popper der ersten Generation um Ambros und Danzer, schließlich Falco, Josef Hader und zuletzt Bands wie Wanda und Bilderbuch.
Nun also als letzter Schrei Voodoo Jürgens – alias David Öllerer aus Tulln – im autobiografisch angehauchten Film „Rickerl“. Das Feuilleton der „Süddeutschen“ ist hin und weg über Wien, Welthauptstadt zwischen Genie und Wahn, einstige K.u.k.-Kapitale mit morbidem Witz, nah am Weltschmerz und am Abgrund.
Der einstige Zuckerbäcker und Friedhofsgärtner, der als „Hohepriester“ des Kults ironisch Anleihe bei Udo Jürgens nahm – mit Vintage-Klamotten aus den 1970ern statt weißem Bademantel –, fabuliert darüber, dass eine der sieben Pforten zur Hölle in Wien liegt. Genauer: im dritten Bezirk, in Landstraße. Uns, die wir in der Redaktion mitten im Dritten sitzen – in Erdberg, Heimat von Thomas Klestil und Joe Zawinul –, beschleicht eine dunkle Ahnung. Könnte es das Tschecherl am Eck sein oder jenes vis-à-vis vom Tröpferlbad? Oder am Ende das Tröpferlbad selbst?
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