Rechtsextremismus

Parallelen zur Nazi-Zeit: Hermann Görings Großnichte warnt vor AfD

„Menschenrechte statt rechte Menschen“ ist bei einer Demonstration gegen die AfD und Rechtsextremismus in Köln auf einem Schild zu lesen.
„Menschenrechte statt rechte Menschen“ ist bei einer Demonstration gegen die AfD und Rechtsextremismus in Köln auf einem Schild zu lesen.APA / dpa / Federico Gambarini
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„Ich sehe dasselbe Playbook“, sagt Bettina Göring und vergleicht die „Remigrations“-Pläne Rechtsextremer mit den Massenvertreibungen der Nationalsozialisten.

„Ich finde das furchtbar. Es gibt so viele Ähnlichkeiten zur Weimarer Republik“, sagt Bettina Göring, Großnichte des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Hermann Göring, zum Wiederaufflammen des Rechtspopulismus – von den USA mit Donald Trump bis nach Deutschland mit der AfD. „Wir müssen uns erinnern, dass wir das alles schon mal gehabt haben. Wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen, uns zusammensetzen, machen wir das alles nochmal“, sagte die 68-Jährige im Podcast von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND) anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches „Der gute Onkel. Mein verdammtes deutsches Erbe“.

Obwohl es den Menschen nach dem Ersten Weltkrieg „dreckiger ging“, belaste die Bevölkerung derzeit ebenso eine steigende Unsicherheit, bedingt durch Klima- und Wirtschaftskrise, sagt Göring. „Mehr Leute werden einwandern wollen“, so die Deutsche, die früh aus dem Elternhaus flüchtete und sich der Hippie-Bewegung anschloss. „Wir müssen neue Wege finden, damit umzugehen. Die AfD ist nicht der Weg.“

„Im Moment sind es die Afrikaner, die sie rausschmeißen wollen“

Sie zieht Parallelen zwischen den Konzepten der „Remigration“ der AfD und den Massenvertreibungen der Nationalsozialisten. „Ich sehe dasselbe Playbook“, sagt Göring. „Im Moment sind es die Afrikaner, die sie rausschmeißen wollen. Dann die Muslime. Die Juden kommen bestimmt auch noch dazu. Oder vielleicht die Schwulen und Lesben.“

Die Nazis planten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Deportation von Minderheiten. So sah etwa der Madagaskar-Plan die Ausweisung vier Millionen europäischer Juden auf die vor Ostafrikas Küste gelegene Insel vor. Deportationen waren der erste Schritt, so Göring. Dann „ging es weiter“ bis zur Endlösung, die den systematischen, millionenfachen Massenmord an den Juden Europas vorsah.

„Ich bin happy zu sehen, dass so viele aufstehen“

Die Berichte über das Geheimtreffen Rechtsextremer, Vertreter der AfD und Unternehmer in Potsdam im November 2023, bei denen Pläne besprochen worden sein sollen, wie man Menschen mit Migrationshintergrund massenweise ausweisen könne, habe viele aber aufgerüttelt und animiert, sich an den Demonstrationen gegen Rechts zu beteiligen. „Ich bin happy zu sehen, dass so viele aufstehen“, es scheine aber „erst etwas Schlimmes passieren zu müssen, bevor die Leute aufwachen“, sagte Göring.

Sie appelliert dennoch dazu, AfD-Sympathisanten nicht auszugrenzen, sondern sich mit ihren Sorgen zu beschäftigen und den Kontakt zu suchen: „Wenn man sagt: Ihr seid die Nazis, ihr seid die Teufel, kommt man nirgendwo hin.“

Auch das Verhältnis ihrer Familie zu Hermann Göring, einem der einflussreichsten NS-Politiker, beschreibt die ausgebildete Heilpraktikerin in dem Gespräch. „Er war zur Familie charmant, aber gleichzeitig hat er diese ganzen anderen Sachen gemacht“, so Göring. „Für die Familie war er der gute Onkel, für alle anderen der Psychopath.“

>>> Zum Podcast „Die Wochentester“

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